Als er sich für eine erst im September bezugsfähige Wohnung entschied, hätte mancher gesagt: "Mal schauen, ob Du da wirklich noch einziehst." Der Trainer des 1. FC Köln erzählt dies im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) mit einem herzhaften Lachen. "Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich noch hier bin", sagt er: "Dass ich gewisse Dinge mit Humor nehme."
Und so hat der Österreicher es sich auf dem einstigen Schleudersitz des FC bequem gemacht. Am Montag feiert er seinen 50. Geburtstag. Er wohnt immer noch in jener Wohnung, die er im Herbst 2013 bezogen hat, und er könnte sich sogar vorstellen, auch den 60. noch dort zu feiern. "So wohl wie ich mich fühle, ist es für mich nicht utopisch", sagte er: "Ich will es nicht ausschließen, weiß aber auch, dass es eher unrealistisch ist." Sein derzeitiger Vertrag läuft bis 2020. Die 1000-Tage-Marke hat er Anfang März durchbrochen, der Rekord von Hennes Weisweiler liegt bei 1460 Tagen.
Wunschlos glücklich ist Stöger aber nicht. Vor allem die Diskussion um den Kaugummi-Wurf seines Sportchefs Jörg Schmadtke in Hoffenheim nimmt er gar nicht mit Humor. "Es stört mich, wie Jörg Schmadtke danach medial in eine Ecke gestellt wurde", sagt er: "Dass er ein Rüpel sei, sich grundsätzlich nicht benehmen könne. Er wurde von manchen hingestellt als 'erwachsener Rotzbua', wie man in Wien sagt." Er habe Schmadtke "in den drei Jahren, die wir zusammenarbeiten, komplett anders erlebt, deshalb empfand ich das als extrem und richtig frech". Auch wenn Schmadtke wisse, "dass man so etwas nicht macht".
Der Sportchef hatte nach dem Ausgleich in der Nachspielzeit beim 1:1 in Hoffenheim einen Kaugummi in Richtung der gegnerischen Bank geworfen. Ein Kaugummi-Verbot auf der Kölner Bank werde es aber nicht geben, versicherte Stöger: "Natürlich nicht."
Monierte der FC in Hoffenheim "nur" mangelndes Fairplay, so wurde der Tabellenelfte in dieser Saison mehrfach auch nachweislich benachteiligt. Laut der "wahren Tabelle", die das Klassement von Fehlentscheidungen "bereinigt", hätten die Kölner neun Punkte mehr haben müssen - und wären damit ein Europacup-Anwärter. Die Webseite kenne er, sagt Stöger: "Mit einem Auge kann man mal hinschauen. In unserem Fall muss man das zweite dann lieber zumachen." Man wolle aber "nicht in Selbstmitleid" verfallen. Im Gegenteil, es zeige, dass man mit weniger Fehlern und mehr Glück oben mitspielen könne.
Seinen 50. will er am Montag aber feiern, unabhängig vom Verlauf des Derbys gegen Bayer Leverkusen. Sein Wunsch zum Ehrentag: Ein EM-Finale Deutschland gegen Österreich. Und ein Trikot von Bayern-Star David Alaba, um dieses zu verfolgen: "Wenn der Alaba mir eines schickt, werde ich das auch anziehen. Ansonsten habe ich noch ein paar alte Fetzen aus meiner Zeit." Große Sorgen sehen wahrlich anders aus.