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Kehrers Wechsel nach Paris füllt Schalkes Kasse

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Die Königsblauen kassieren mindestens 37 Millionen Euro Ablöse für den 21 Jahre alten Thilo Kehrer. Planungssicherheit haben sie beim Trainer: Domenico Tedescos neuer Vertrag läuft bis 2022.

Nur einmal gab es zaghafte Buh-Rufe und Pfiffe, als am Sonntag bei der Schalker Saisoneröffnung auf der großen Bühne der Name Thilo Kehrer fiel, aber die waren schnell verklungen. Der 21 Jahre alte Abwehrspieler wird von Schalke 04 zu Paris Saint-Germain wechseln, doch es ist keine Scheidung im Groll. Schalke kassiert eine Ablösesumme von 37 Millionen Euro plus Boni, womit Kehrer zum zweitteuersten Spieler der Klubgeschichte nach Leroy Sané und noch vor Julian Draxler wird. Für Sané hatte Schalke im Jahr 2016 von Manchester City 49 Millionen Euro plus Boni erhalten, bei Draxlers Wechsel 2015 zum VfL Wolfsburg betrug die Sockel-Ablöse 33 Millionen Euro plus weitere Nachschläge.

Heidel: Kehrer wollte verlängern

Kehrer verabschiedete sich noch am Tag der Saisoneröffnung in Richtung Paris, und Schalkes Manager Christian Heidel schnaufte durch: „Das war ja mal ein Schalke-Tag.“ Denn am Vormittag hatte er bekanntgegeben, dass Trainer Domenico Tedesco einen neuen, bis 2022 datierten Vertrag erhalten hat.

Zur Mittagsstunde blickte Heidel immer wieder auf sein Handy, wo er das endgültige Okay aus Paris in Sachen Kehrer erwartete, und als das eingetroffen war, verkündete er: „Der Transfer hat eine wirtschaftliche Dimension, bei der Schalke nicht Nein sagen kann.“ Bis der aus Katar unterstützte Thomas-Tuchel-Klub eingewilligt hatte, bedurfte es eines streng geheimen Pokerspiels, das ohne das von Heidel als „loyal“ beschriebene Verhalten von Kehrer kaum diesen gewaltigen Ausgang genommen hätte. Das erste Gebot der Pariser lag vor drei Wochen bei 18 Millionen Euro – und wurde von Schalke zurückgewiesen. Kehrers Vertrag lief nur noch ein Jahr bis 2019, was nicht eben gut für Heidels Verhandlungsposition war.

Keine Scheidung im Groll, sondern aus wirtschaftlichen Gründen (Schalke) und sportlichen Reizen (Kehrer)

Doch Kehrer wollte – anders als Max Meyer und Leon Goretzka in diesem Sommer – Schalke 04, seinen Ausbildungsverein, nicht ablösefrei verlassen. „Thilo hat mir gesagt: Er möchte definitiv nicht ohne Geld (Ablöse) gehen“, berichtet Trainer Tedesco. Nach Heidels Darstellung hätte Kehrer seinen Vertrag auf Schalke sogar verlängert, wenn die Verhandlungen mit PSG nicht zum gewünschten Abschluss geführt hätten. „Wir haben uns vor knapp vier Wochen mit Thilo auf eine Vertragsverlängerung geeinigt“, sagt Heidel. Zu diesem Wort hätte der Abwehrspieler, der wie Max Meyer von Roger Wittmann beraten wird, bis zum Schluss gestanden – auch dann noch, als Paris auf den Plan trat. Keine Scheidung im Groll, sondern aus wirtschaftlichen Gründen (Schalke) und sportlichen Reizen (Kehrer). Bei PSG spielt Kehrer in einem Team mit 222-Millionen-Euro-Mann Neymar, dem teuersten Fußballer der Welt.

Schalke indes hat nun viel Geld, aber auch sportliche Lücken: Es gibt mit Naldo, Sané, Stambouli und Nastasic nur noch vier Innenverteidiger im Kader; zudem wird ja weiter nach einem Linksverteidiger gefahndet. „Wir werden die Augen jetzt offenhalten, noch mehr als bisher. Aber es wird auf Schalke keine Schnellschüsse mehr geben“, sagt Trainer Tedesco, der ja durch seine vollzogene Vertragsverlängerung mehr denn je gemeinsam mit Heidel für Schalkes Zukunft steht. „Domenico ist ein Trainer, dem es nicht nur um den kurzfristigen sportlichen Erfolg geht, sondern es geht ihm auch um die Weiterentwicklung von Schalke 04“, erklärt der Manager.

Überraschend bei dem neuen Vertrag ist allenfalls die Dauer bis 2022 – ohne Option und Ausstiegsklausel. „Ich habe ihm diesen langfristigen Vertrag vorgeschlagen“, berichtet Heidel: „Wohlwissend, dass wir in vier Jahren auch Täler zu durchschreiten haben.“ Aber beide haben sich das Versprechen gegeben: „Wenn es Probleme gibt, gehen wir da gemeinsam durch.“

Aktuell sind freilich keine in Sicht: Zum Ende der Vorbereitung siegte Schalke am Samstag mit 3:0 gegen den italienischen Erstligisten AC?Florenz (Tore durch McKennie, Skrzybski und Teuchert). Thilo Kehrer hatte da schon nicht mehr mitgespielt: Offiziell wurde er geschont, aber Schalke wollte den Millionen-Deal nicht gefährden.

Autor: Manfred Hendriock

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