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Erdogan-Affäre
Der DFB hat die Kontrolle verloren

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Erdogan-Affäre: Der DFB hat die Kontrolle verloren
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Ein Kommentar zur "Erdogan-Affäre" und dem Verhalten der Funktionäre.

An Bord des Flugzeugs, das die Nationalmannschaft am Dienstag zur Weltmeisterschaft nach Russland gebracht hat, waren nicht nur 23 Spieler, sondern auch ein spürbares Problem. Eine Gemengelage, wie man sie von den Franzosen kennt, die sie sich zu oft durch ethnische Zerrissenheit, also fußball-irrelevante Themen, ihrer Chancen bei Turnieren beraubt haben.

Wobei: Der Riss besteht nicht innerhalb des deutschen Teams, sondern zwischen den Spielern und ihren Fans. Was ebenso gefährlich ist für das Ziel Titelverteidigung. Eine Ursache für die Spaltung ist das Foto der Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Eine andere das Aussitzen und Wegducken des Verbandes als verharmlosende Form der Krisenbewältigung.

Der DFB hat die desaströse Wirkung eines Fotos mit zwei seiner Spieler neben einem Autokraten, der Menschenrechte mit Füßen tritt, gewaltig unterschätzt. Dass die türkischstämmigen Spieler nicht bösartig und politisch getrieben, sondern naiv und gedankenlos gehandelt hätten, wie DFB-Direktor Oliver Bierhoff erklärte, ist für sie auch nicht gerade schmeichelhaft.

Seine bisherigen Aussagen und die von DFB-Präsident Reinhard Grindel legen nahe, dass sie abseits aller Integrations-Phrasen in der Nationalmannschaft nur ein Spielzeug sahen, das den Deutschen im Sommer möglichst viel Freude bereiten soll. In der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation lässt sich dieser Vorfall aber nicht mehr ignorieren. Immerhin: Von der Brachialmethode, alles beiseite zu wischen, hat man nun Abstand genommen.

Eine ehrliche Diskussion und die Versöhnung mit den Fans wird es aber wohl nicht mehr geben – nicht vor dem ersten Spiel, nicht bis zum möglichen Erreichen des Endspiels. Özil darf weiter den Schweiger geben, was für Bierhoff auch zur Mündigkeit eines Spielers gehört. Bedauerlich, es wäre wohl das erste Mal, dass Özils Worte nicht schon wieder am nächsten Morgen in Vergessenheit geraten würden.

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