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Die Perversität des Videobeweises

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Bundesliga-Kommentar: Die Perversität des Videobeweises
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Der Kabinenpfiff bei Mainz gegen Freiburg. Der falsche Pfiff gegen di Santo. Nicht erst seit dieser Woche ärgern wir uns über den Videobeweis. Zeit für eine Revision. Ein Kommentar.

Am Ende scheiterte Schalke an den koordinativen Fähigkeiten von Schiedsrichter Robert Hartmann aus Wangen. Hätte die rechte Hand des 39-jährigen Diplom-Volkswirts aus dem Allgäu nur den Bruchteil einer Sekunde länger gebraucht, um die Schiedsrichterpfeife zum Mund zu führen, hätte der Schuss von Franco Di Santo noch vor dem Pfiff die Torlinie überflogen. Dann – und nur dann – hätte der Schiedsrichter seinen Fehler mithilfe Videobeweis korrigieren und das Schalker Tor zum 1:1 geben dürfen. Beim Tor lag ja kein Handspiel von Di Santo vor.

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Klopp: "Nach Liverpool werde ich ein Jahr Pause machen" So aber erfolgte der Pfiff vor dem Überschreiten der Torlinie – und Hartmann handelte regelgemäß. Er durfte den Videoschiedsrichter in Köln gar nicht um Amtshilfe bitten. Denn auch das sagt das Regelwerk: Als er pfiff, war’s kein Tor. Wir alle wissen: Der Ball wäre so oder so reingegangen. Aber das zählt nicht. Die Regeln nehmen keine Rücksicht auf gesunden Menschenverstand.

Grenzsituationen einer Technik und ihrer Anwendung

Darin liegt die ganze Perversität des Videobeweises: Wir reden nicht darüber, dass dem Schiedsrichter ein für Schalke 04 verhängnisvoller Fehler unterlaufen ist, sondern über Grenzsituationen einer Technik und ihrer Anwendung, die mit dem Spiel nichts mehr zu tun hat. Wo die Liga mehr Gerechtigkeit wollte, entsteht Konfusion. Und seien wir ehrlich: Besserung ist nicht in Sicht. Es steckt der Wurm drin. Diese Saison waren elf der 68 Korrekturen falsch – das sind 16 Prozent. Die Frage ist: Lohnt sich dafür der Aufwand?

Es reicht nicht, wenn zwei Drittel aller Schiri-Fehler per Funksignal berichtigt werden. Der Preis dafür ist zu hoch. Der Fußball wurde populär, weil er mit exakt 17 Regeln auskam und jeder mitreden und notfalls über den Schiri schimpfen konnte. Heute lamentieren wir über jeden ausgebliebenen Zwischenruf eines Video-Schiedsrichter-Assistenten in Köln, freuen uns vorsichtshalber über Tore nur mit Verzögerung und verstecken Fehler in den Paragrafen von Ausführungsbestimmungen.

Die Fifa will ihrem WM-Publikum korrigierte Fehler noch im Stadion auf Video-Leinwänden erklären. Ganz ehrlich: Symptombehandlung beseitigt nicht die Schmerzursache. 17 der 18 Erstliga-Klubs stimmten der Fortsetzung des Videobeweises nur zu, wenn das Spiel unverändert bleibt. Es wird Zeit für die Revision.

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