Vor und auch nach diesem richtungsweisenden Ruhrderby zeigte sich das gleiche Bild. Die Fans des VfL Bochum waren sauer und pfiffen die Mannschaft gnadenlos aus. Im Gästeblock dagegen wurden große Fahnen in den Vereinsfarben des MSV geschwenkt. „Ihr seid leiser als der RWO“ oder „Ihr steigt ab und wir steigen auf“, hallte es auf den Bochumer Rasen herunter. Die rund 3.500 Meidericher Anhänger übertönten die Heimfans und eroberten das Bochumer Ruhrstadion im Sturm. Der absolute Tiefpunkt für den VfL - und der absolute Höhepunkt für den MSV.
Duisburg-Trainer Ilia Gruev lächelte. Gerade wurde er von dieser Redaktion auf die eigenen Anhänger angesprochen: „Einfach überragend. Das fühlt sich richtig gut an.“ Der Deutsch-Bulgare habe mit der Mannschaft ein klares Ziel: „Wir wollen jeden Fan mitnehmen. Das ist wichtig für uns.“ Gruev gönnt den Fans ihre gute Laune: „Sie hatten eine lange Leidenszeit.“ Ein Schlüssel für den aktuellen Erfolg sei für Gruev auch die Harmonie zwischen Mannschaft und Fans. Diese Theorie bestätigten nach dem Spiel auch die Spieler.
Stoppelkamps kleine Spitze - Engin lobt
Für den gebürtigen Duisburger Moritz Stoppelkamp war der erste Derbysieg in Bochum seit 2012 ein besonderer: „Wir haben ein super Auswärtsspiel gemacht und verdient gewonnen.“ Die lautstarken Duisburger Fangesänge vernahm natürlich auch er. „Einen Riesenrespekt an unsere Fans“, sagte Stoppelkamp und konnte sich eine kleine Derby-Spitze nicht verkneifen: „Wir hatten ein klares Heimspiel in Bochum.“
Auch Ahmet Engin stimmte seinem Teamkollegen zu: „Das war schon überragend von unseren Fans.“ Engin war nicht nur aufgrund seiner Vorlage zum 1:0 ein Garant für den 2:0-Erfolg. Seine Nominierung für die Startelf kam dabei durchaus überraschend. Trainer Gruev begründete dies so: „Cauly Souza war sechs Tage während der Vorbereitung krank. Ahmet hat gezeigt, dass er topfit ist.“ Doch auch dieser wollte weniger über sich und mehr über die eigenen Zuschauer sprechen.
Immer wieder nahmen sich die Meidericher Fans in die Arme, hüpften gemeinsam im Gästebereich auf und ab. Der Mannschaft spendeten sie für den Derbysieg im Anschluss viel Applaus. Nach vielen Jahren der Verzweiflung scheinen die MSV-Fans tatsächlich wieder Freude an ihrem MSV zu gewinnen.