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Schiedsrichterin Steinhaus
Das sagt die Aufsteigerin

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Schiedsrichterin Steinhaus: Das sagt die Aufsteigerin
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Bibiana Steinhaus wird die erste Schiedsrichterin in der Männer-Bundesliga sein. Sie hofft auf Beurteilungen, bei denen es keine Rolle spielt, dass sie eine Frau ist.

„Es klingt noch so unwirklich“, sagt Bibiana Steinhaus. Und lacht herzlich. Ihre Wangen erröten leicht, sie strahlt.

Was für die 38 Jahre alte Polizeibeamtin aus dem Harz so „unwirklich“ klingt, ist eine historische Entscheidung: In der nächsten Saison wird sie Spiele der Männer-Bundesliga leiten. Als erste Schiedsrichterin in der Geschichte. Das hat DFB-Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich ihr in der letzten Woche mitgeteilt. „Eine emotionale Achterbahnfahrt“ habe sie erlebt. Während des Telefonats, und auch in den Stunden danach. Weil sie wusste, dass es eine mediale Reaktion geben würde. Und natürlich auch: eine gesellschaftliche Diskussion.

In der Interview-Zone des Duisburger Stadions hat ihr gerade jemand freundschaftlich auf die Schulter geklopft, sich nach dem Drittliga-Spiel, das sie geleitet hat, von ihr verabschiedet und ihr zugerufen: „Bis bald! Aber dann in der ersten Liga.“ Natürlich freut sie sich über solche Aufmunterungen.

Aber die Diskussion um ihre Beförderung wird derzeit teilweise auch unsachlich geführt. Die Reaktionen schwanken zwischen grundsätzlicher Ablehnung und malerischer Idealisierung. Ilkay Gündogan, ehemaliger Bundesliga-Profi von Borussia Dortmund, hat Bibiana Steinhaus über das soziale Netzwerk Twitter gratuliert und ihr seinen Respekt ausgesprochen. „Ich finde es sehr charmant, dass er das gemacht hat“, sagt Steinhaus im Gespräch mit dieser Zeitung. Ihr habe jedoch besonders gefallen, dass er „zum anderen aber auch sinngemäß gesagt hat: In Zeiten der Emanzipation sollte es doch gar kein Thema sein.“

Doch sie weiß natürlich, dass ihre Leistungen genau unter die Lupe genommen werden; sie ist darauf vorbereitet, dass jeder Fehler, den sie machen wird, zu Debatten führen wird. „Das war vor zehn Jahren schon einmal so“, erzählt sie. Damals, 2007, als sie in den Kreis der Zweitliga-Schiedsrichter berufen wurde, sei sie „überrascht von der Vielfältigkeit der Reaktionen und ihrer Intensität“ gewesen. Zehn Jahre später ahnte sie schon, was kommen würde. „Aber wir sprechen hier immerhin von der Bundesliga.“

Steinhaus wird unter Beobachtung stehen

Sie steigt auf. Und wie jeder Spieler, der in eine höhere Liga wechselt, wird auch sie sich umgewöhnen müssen. In der Bundesliga, das weiß sie, „wird der Fußball sicherlich noch mal deutlich schneller“. Für sie komme es neben der physischen aber auch auf die mentale Vorbereitung an: „Es wird auch darum gehen, die Atmosphäre in den Stadien zu kennen“, erklärt sie. Dafür, das hat sie sich vorgenommen, werde sie „einige Bilder im Kopf ablaufen lassen. Das ist ein riesengroßes mentales Mittel, damit wir gut vorbereitet sind“. Darum, versichert sie, müsse sich niemand sorgen.

Fragen, auch kritische, werden bis zum Beginn der neuen Saison dennoch bleiben. In der Männer-Domäne Fußball wird sie als Frau unter Beobachtung stehen, doch sie will „als Schiedsrichterin, nicht als Frau“ beurteilt werden. Sie ahnt, dass das ein frommer Wunsch ist. Vorerst.

In der Zweiten Liga eine feste Größe

„Zu Beginn wird es sehr spannend sein, das zu beobachten“, sagt sie. Bibiana Steinhaus meint damit die Grundlage, auf der ihre Leistung beurteilt wird. Auch das war 2007, bei ihrem ersten großen Schritt, schon so.

Zunächst wurde es argwöhnisch betrachtet, dass plötzlich eine Frau Spiele leitete. Jetzt aber ist sie tatsächlich dank ihrer Leistungen, vor allem aber wegen ihres Auftretens auf dem Platz aufgestiegen: In der Zweiten Liga ist sie zu einer festen Größe gereift. Es gibt daher auch nicht weniger Fußball-Kenner, die der Ansicht sind, dass ihre Beförderung zu spät beschlossen worden ist. In ihrer Karriere-Planung, das ist zu vermuten, hatte sie diese sicher auch durch diverse Vorurteile bedingte Verzögerung berücksichtigt. Das hat sie jedoch nicht von ihrem Weg abbringen können. Und auch deswegen sieht sie sich als Botschafterin: für Schiedsrichterinnen und junge Mädchen, die es werden wollen.

Ihr Wunsch: Sollte eine weitere Schiedsrichterin in die Bundesliga kommen, sollte es dann kein so großes mediales und gesellschaftliches Echo mehr geben, wie sie es jetzt erlebt. „Sobald es zur Normalität wird“, sagt Bibiana Steinhaus, „werden wir einen riesengroßen Schritt gemacht haben.“

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