Ein Zeitungsartikel hier, eine kleine Anekdote dort und hier nochmal ein altes Foto – in der Facebook-Chronik von Ex-Uerdingen-Keeper Werner Vollack gab es im November eine geballte Ladung Nostalgie zu entdecken. Der 65-Jährige versuchte sich im ganz großen Stil in den sozialen Netzwerken und startete eine eigene Kolumne, die seine Profi-Karriere zusammenfasst.
Was ihn dazu motiviert hat, wie es ihm nach seinem Krankenhaus-Aufenthalt im April geht und welche Probleme er beim KFC Uerdingen aktuell sieht, verrät Vollack im RevierSport-Interview.
[b]Herr Vollack, Anfang November haben Sie auf ihrem Facebook-Kanal eine eigene kleine Kolumne gestartet. Zeitungsartikel wurden gepostet, dazu gab es immer wieder die ein oder andere Anekdote. Was steckte dahinter?
[/b]Als ich 60 Jahre alt wurde, hat mir Ivo Burmeister ein Album aus Berichten und Fotos geschenkt, das meine Profi-Karriere von 1974 bis 1987 zusammenfasst. Es war ein wunderbares Geschenk. Als kleines Dankeschön ihm und den Fans gegenüber, habe ich dann diese Kolumne gestartet. Im April lag ich ja im Krankenhaus. Da haben die Fans unter anderem mit ihrem Banner gezeigt, dass sie mich nicht vergessen haben. Jetzt wollte ich zeigen, dass ich sie nicht vergessen habe.
Sie waren aufgrund von Herzproblemen im Krankenhaus. Richtig? Genau. Das war auch damals dramatisch, weil man nicht genau wusste, was los ist. Bei mir war es kein Herzinfarkt. Ich hatte im Vorfeld eher mehrere Attacken bekommen. Am 18. April saß ich dann mit meiner Freundin auf der Terrasse. Das Wetter war schön und mir ging es gut. Plötzlich bekam ich dann wieder so eine Attacke – aber dermaßen heftig, dass sie sofort einen Notarzt gerufen hat. Die haben mir dann einen Defibrillator eingebaut. Das ist wie eine Lebensversicherung im Moment.
War die Facebook-Kolumne für Sie mit dem Hintergrundwissen eine gute Ablenkung? Das auf jeden Fall. Mir hat es richtig viel Spaß gemacht und die Beteiligung war auch top. Ich wollte auch meine ehemaligen Mitspieler wie Franz Raschid und Horst Feilzer, die beide leider schon verstorben sind, einfach mal würdigen. Es war damals eine super geile Zeit in Uerdingen mit einer kameradschaftlich tollen Mannschaft. Da hat man noch gesehen, was man mit Kameradschaft erreichen kann. Das kann man wirklich für kein Geld der Welt erkaufen. Ich schaue ja aktuell auch noch viel Fußball und da gibt es ja genug negative Beispiele.
Die da wären? Bei Schalke zum Beispiel. Wenn man wie ich mal bei Schalke gespielt hat, vergisst man das einfach nicht. Das sind dort die wundervollsten Menschen, die ich je erlebt habe. Das, was dort passiert, haben vor allem die Fans nicht verdient. Die haben nichts im Kühlschrank, aber eine Dauerkarte. Die leben Schalke. Das ist irre. Mich macht es sehr traurig, dass der Verein so den Bach runter geht.
Verfolgen Sie neben Schalke auch noch den KFC Uerdingen in der 3. Liga? Ja. Ich gucke mir die Spiele regelmäßig an und freue mich immer. Ich freue mich auch, wenn bald die Grotenburg fertig ist. Da gebührt dem Krefelder Oberbürgermeister Frank Meyer, der sich dafür eingesetzt hat und den KFC unterstützt, auch ein Riesen-Dank. Ich würde mir für Uerdingen insgesamt aber wünschen, dass man von diesem Image, das man zurzeit hat, wegkommt. Man liest ja nur noch negative Schlagzeilen. Hier ist man mal vor Gericht, da werden Abfindungen gezahlt – das tut dem Verein und den Fans einfach nicht gut.
Was ist ihrer Meinung nach das größte Problem beim KFC? Das Gesamtpaket und wie sich in den letzten Jahren verhalten wurde, stört mich. Ich habe schon damals nie verstanden, warum Identifikationsfiguren wie Matthias Herget oder Norbert Brinkmann nicht in den Verein eingebunden worden. Die haben fachliche Kompetenz und ein Standing bei den Fans. Dem Verein hätte das sicherlich gutgetan. Diese Leute hätten etwas bewegt – da bin ich mir sicher.
Über Werner Vollack
Werner Vollack wurde am 24. März 1955 in Duisburg geboren. Zwischen 1974 und 1990 absolvierte der Torhüter insgesamt 150 Spiele in der Bundesliga sowie 260 Spiele in der zweiten Liga. Mit dem KFC Uerdingen, damals noch Bayer 05 Uerdingen, erlebte Vollack mit dem Aufstieg in die Bundesliga 1983 sowie dem Sieg des DFB-Pokals 1985 seine sportlich erfolgreichste Zeit.
Er gehört zu der Mannschaft, die das „Wunder der Grotenburg“ schaffte und Dynamo Dresden im Viertelfinale des Europacups der Pokalsieger mit 7:3 bezwang. In den Halbfinalspielen scheiterte Vollack mit Uerdingen an Atletico Madrid. In der spanischen Presse wurde er später jedoch wegen seiner starken Leistungen „El Milagro“ (= Das Wunder) getauft. Für die Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko wurde Vollack vom damaligen Nationaltrainer Franz Beckenbauer als vierter Torwart auf Abruf nominiert.
Während seiner gesamten fußballerischen Laufbahn spielte er neben Uerdingen noch bei Eintracht Duisburg, TuRa 88 Duisburg, Eintracht Trier, den Stuttgarter Kickers, dem FC 08 Homburg und FC Schalke 04.
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