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Jürgen Lucas über seinen ETB-Job und die RWE-Kooperation

Jürgen Lucas, fast zehn Jahre für Rot-Weiss Essen tätig gewesen, hat nun mit Schwarz-Weiß Essen einiges vor.
Jürgen Lucas, fast zehn Jahre für Rot-Weiss Essen tätig gewesen, hat nun mit Schwarz-Weiß Essen einiges vor. Foto: Socrates Tassos

Seit dem vergangenen Wochenende ist es amtlich: Jürgen Lucas übernimmt ab dem 1. Juli 2020 die Sportchef-Position beim ETB Schwarz-Weiß Essen.

Zu Wochenbeginn hat RevierSport mit dem neuen ETB-Manager gesprochen. Der 50-jährige Lucas verrät, dass er am Uhlenkrug einiges vor hat. Dabei hofft er auch, dass die Kooperation zwischen Rot-Weiss Essen und Schwarz-Weiß Essen in Zukunft wirklich gelebt wird. So dass beide Klubs einen Mehrwert daraus ziehen können.

Jürgen Lucas, ein Jahr nach dem Ende bei Rot-Weiss Essen steigen sie wieder ins Geschäft ein. War diese Pause geplant? Grundsätzlich habe ich nach der intensiven Zeit bei Rot-Weiss Essen schon eine Pause gebraucht. Der Job bei RWE war ja keine Arbeit in dem Sinne. Das ist mein Verein. Da habe ich alles reingesteckt, viel Herzblut und Leidenschaft. Ich musste nach dem Ende an der Hafenstraße da schon ein paar Gedanken sortieren und den Akku wieder aufladen. Dass das ein Jahr gedauert hat, war jetzt nicht geplant. Aber es war auch kein Problem. Jetzt spüre ich wieder die Frische, die Lust und die Motivation. Für mich könnte die neue Saison schon losgehen.

Warum haben Sie nun die Aufgabe beim ETB angenommen? Es gibt seit Monaten Kontakte zum ETB. Ich habe mich intensiv mit der möglichen Aufgabe beschäftigt, habe viele Jugendspiele, Trainingseinheiten verfolgt, um mir ein Bild zu machen. Das habe ich auch bei der ersten Mannschaft gemacht. Die Gespräche mit dem neuen Vorstand und der Jugendabteilung waren sehr intensiv und angenehm. Ich habe da großes Vertrauen gespürt und gemerkt, dass alle Seiten hier etwas aufbauen wollen und große Lust verspüren. Das ging mir nicht anders. Deshalb habe ich beim ETB unterschrieben.

Sie hatten auch andere Offerten vorliegen. Haben Sie diese aufgrund ihres Hauptjobs abgelehnt? Ja, ich hatte einige andere Anfragen. Ich habe mich mit drei Dingen konkret beschäftigt und Gespräche geführt. Aber meistens hat das einfach aufgrund des Zeitfaktors nicht geklappt bzw. war nicht zu realisieren. Ich habe ja bei Rot-Weiss schon gemerkt, dass der Tag nur 24 Stunden hat und in einem Nachwuchsleistungszentrum zu arbeiten oder einen Regionalligisten als Sportchef zu führen, wäre erneut problematisch gewesen. Das wollte ich meiner Familie und mir letztendlich auch nicht antun. Da würde immer etwas auf der Strecke bleiben. Umso glücklicher bin ich, dass ich in Essen eine Lösung finden konnte, die ich sehr gut mit meinem Hauptberuf kombinieren kann.

Was haben Sie mit dem ETB in der kommenden Saison vor? Ich möchte den guten Ruf des Jugendbereichs stärken, ausbauen. Wir wollen noch viele Essener Talente fördern. Es sind gute Trainer am Werke, die die Jungs gut ausbilden. Es sind Jungs vom ETB in Leverkusen, in Dortmund oder bei Rot-Weiss Essen unterwegs. Wir wollen diese gute Ausbildung noch stärker fördern. Das wird uns gelingen, davon bin ich überzeugt. Natürlich ist die erste Mannschaft das Aushängeschild des Vereins, Wir wollen einfach attraktiven Fußball spielen. Wir wollen uns nicht an irgendwelchen Rankings messen lassen. Rot-Weiss Essen wird immer die Nummer eins unserer Stadt sein - und das ist auch gut so. In Schonnebeck und Kray wird hervorragende Arbeit geleistet. Es ist doch schön, dass wir drei Essener Oberligisten haben. Ich will da gar keinen Wettbewerb aufmachen. Wir wollen auf uns schauen, unser Gesicht entwickeln, unsere Philosophie verfolgen, so dass wir vielen Leuten Spaß bereiten werden.

Wird es in der Ersten Mannschaft einen größeren Umbruch geben? Wir werden schon einige Dinge verändern. Einmal aufgrund der Kostenstruktur, da machen wir auch keinen Hehl draus und zweitens, weil wir die Altersstruktur gut durchmischen wollen. Es sollen junge, talentierte Spieler dazu kommen, die von guten, erfahrenen Jungs geführt werden. Da haben wir schon einige Gespräche geführt und ich bin guter Dinge, dass wir eine attraktive Oberligamannschaft zusammenstellen werden, die den Fans am Uhlenkrug Freude bereiten wird. Da hat der Vorstand schon sehr viel Arbeit und Zeit investiert. Es wurde schon sehr gut vorgearbeitet. Das erleichtert mir natürlich die Arbeit.

Bleibt Ralf vom Dorp ETB-Trainer? Ralf vom Dorp ist unser Trainer und er passt gut zum Uhlenkrug. Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass Ralf auch in der kommenden Saison für die erste Mannschaft des ETB verantwortlich sein wird.

Der ETB ist finanziell nicht stark aufgestellt. Bereitet Ihnen dieser Fakt keine Kopfschmerzen? Nein, Kopfschmerzen bereitet mir das nicht. Ansonsten hätte ich nicht zugesagt, um andauernd Kopfschmerzen zu haben (lacht). Aber klar ist das eine große Herausforderung. Wenn es um Spieler oder Trainer geht, die sich über Geld definieren, die werden in Zukunft nicht beim ETB spielen oder arbeiten. Ich mache mir aber wenig Sorgen um solche Dinge. Wir werden seriös und zuverlässig im Finanzwesen arbeiten.

Sie sind dafür bekannt, ein Auge für talentierte Jungs zu haben. Wie wollen Sie talentierte U17- oder U19-Spieler für Schwarz-Weiß Essen begeistern? Wie schon gesagt: Wir wollen diese gute Entwicklung weiter fördern. Wir werden Fördertraining anbieten und ich werde mich da in gewissen Bereichen auch selbst einbringen. Wir werden auch das eine oder andere extern machen. Wir werden da schon gute Jungs rausbringen, so dass einige Klubs zum Uhlenkrug kommen werden, um die Talente zu sichten.

Wie verläuft eigentlich die Kooperation mit Rot-Weiss Essen? Gibt es diese noch - oder eher nur auf dem Papier? Die Kooperation mit RWE ist in der Vergangenheit nicht so umgesetzt worden, wie sich das alle Seiten vorgestellt haben. Aber das ist Vergangenheit. Ich schaue nur nach vorne. Es gibt jetzt seit mehreren Wochen intensiven Austausch zwischen beiden Klubs. Beide Vereine haben großes Interesse, dass die Kooperation neu formuliert und umsetzbar ist. Und natürlich wirklich gelebt werden kann. Ich selbst habe natürlich auch großes Interesse daran. Ich kann verraten, dass die Kooperation bei meiner Entscheidung auch eine Rolle gespielt hat. Wir müssen, können und werden einen Mehrwert für beide Klubs aus dieser Kooperation ziehen. Rot-Weiss Essen hat im Jugendbereich immer von Spielern, die vom ETB kamen, profitiert. Das soll auch in Zukunft so sein. Und im Seniorenbereich ist ja auch aktuell Noel Futkeu das beste Beispiel. Und andersherum sollte es auch so sein. Ich glaube, dass ich da jetzt auch eine gute Kontaktperson zwischen den beiden Klubs bin.

Wie gehen Sie mit der aktuellen Corona-Lage um? Ja, das ist natürlich für die ganze Gesellschaft sehr schwer. Deshalb will ich auch an dieser Stelle betonen, dass der Fußball aktuell in den Hintergrund rückt und das ist auch vernünftig. Wir sollten jetzt alle das machen, was die Regierung von uns verlangt. Ich hoffe, dass die meisten Menschen einfach nur gesund bleiben und wir in ein paar Wochen, vielleicht Monaten wieder über die schönste Nebensache der Welt, den Fußball, diskutieren können.

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