Die "Eagles", eine seit 1986 existierende Fangruppe der Fortuna, hatten alles vorbereitet. Zwei Fanbusse waren bestellt für den 7. März, das ist ein Samstag. Es sollte ins rund 200 Kilometer entfernte Verl gehen. Doch die Busse mussten inzwischen storniert werden.
Auf Wunsch des SC Verl wurde die Partie auf einen Freitagabend verlegt, wodurch für die Kölner Anhänger "eklatante Nachteile" entstehen. Das teilte die Gruppe in einer Stellungnahme auf Facebook mit. So müssen sich die Fans nun mit dem Auto durch den Feierabendverkehr auf der Autobahn kämpfen.
Warum das Spiel verlegt wurde? Die "Eagles" erkundigten sich bei der Fortuna und dem SC Verl. Während die Stellungnahme der Kölner die Fans mit "vielen offenen Fragen" zurückließ, bekamen sie von den Ostwestfalen eine "ehrliche und unkomplizierte" Antwort. Demnach fand die Spielverlegung statt, da der SCV an einem Freitagabend mit mehr Zuschauern rechnet. Falls ein Klub ein Spiel, das schon terminiert wurde, verlegen möchte, müssen Verband und der Gegner zustimmen. Und die Fortuna nickte den Vorschlag ab.
Die "Eagles" warfen anschließend einige Fragen auf. "Wir fragen uns in diesem Kontext, ob man dem Tabellenführer der Liga damit nicht noch einen gewissen sportlichen und mentalen Vorteil verschafft, wenn man freiwillig dem Wunsch des Gegners entspricht?", heißt es beispielsweise in der Stellungnahme.
Immerhin: Die Fortuna reagierte. Am 27. Februar findet ein Fantreff im Vereinsheim statt, um einen "Weg und Konsens zu finden, wie wir in Zukunft zusammen mit unserem Verein dafür sorgen können, dass kurzfristige Umverlegungen und Spieltagszerstückelungen gestoppt werden", so die "Eagles".
Die Stellungnahme im Wortlaut
Hallo Fortunen,
Wie wir alle bereits erfahren durften, findet das Auswärtsspiel beim SC Verl nicht wie ursprünglich geplant und vom Verband veröffentlicht am Samstag, den 07.03.20, statt. Das Spiel wurde auf Freitagabend vorverlegt, wodurch für uns Fans eklatante Nachteile entstehen. Zwei Fanbusse müssen nun storniert werden; eine eigentlich entspannte und gesellige Bustour wird also durch eine abgehetzte Autotour quer durch den Berufsverkehr der A1 ersetzt. Man muss also, wieder mal kurzfristig, früher die Arbeit verlassen; darf irgendwie bereits gekaufte Veranstaltungstickets loswerden oder muss sich einen halben Tag Urlaub nehmen, wenn man das Spiel denn sehen will…
Doch wie kam es überhaupt zu der Verlegung? Die Stellungnahme unseres Vereins hat uns mit vielen offenen Fragen zurückgelassen, weshalb wir uns ein wenig umgehört haben: Laut Aussage von Fortuna Köln ging die Umlegung dieses Spiels nicht direkt von ihnen aus. Der Verband sei auf Fortuna zugegangen, um zu erfragen, ob für sie etwas dagegenspricht das Spiel auf Freitagabend zu verlegen. Dies sei das Anliegen vom SC Verl, weil Verl das Spiel nicht anders stattfinden lassen könne. Eine weitere Begründung wurde von Seiten des Verbands nicht geliefert, allerdings von Fortuna auch nicht weiter erfragt. Vielmehr ging Fortuna davon aus, dass es wohl triftige Gründe für die Verlegung geben müsste, ähnlich wie bei der Verlegung des Heimspiels gegen die Zweite vom BVB, aufgrund einer Boxveranstaltung in der angrenzenden Sporthalle auf dem Jean-Löring-Sportpark. Außerdem soll es keinerlei Absprache mit dem SC Verl, sondern nur mit dem westdeutschen Fußballverband gegeben haben.
Der SC Verl lieferte uns auf Nachfrage direkt eine ehrliche und unkomplizierte Antwort auf die Frage, wieso das Spiel verlegt wurde. Laut Aussage vom 1. Vorsitzender, Raimund Bertels, fand die Spielverlegung statt, weil Verl mit einem potentiell höheren Zuschauer aufkommen bei einem Freitagabendspiel rechnet. Durch die teilweise parallel stattfindenden Samstagsspiele der 1., 2. und auch 3. Liga würden ihnen Zuschauer genommen, weshalb sie grundsätzlich die Spiele lieber am Freitagabend austragen würden. Die erste Terminierung des Verbands orientierte sich an der normalen Kernspielzeit der Regionalliga West, Samstagnachmittag um 14:00 Uhr. Wenn nun ein Verein dessen Spiel schon fest terminiert ist, eine Umterminierung erreichen möchte, benötigt es die Zustimmung von Seiten des Verbands, aber auch des anderen Vereins. Fortuna habe der Umverlegung in vorheriger Absprache mit dem SC Verl zugestimmt, jedoch ohne weiter zu hinterfragen, welche Gründe diese Verlegung haben könnte.
Wir fragen uns in diesem Kontext, ob man dem Tabellenführer der Liga damit nicht noch einen gewissen sportlichen und mentalen Vorteil verschafft, wenn man freiwillig dem Wunsch des Gegners entspricht? Außerdem verringert man durch so eine kurzfristige Verlegung die Größe des eigenen Auswärtsmobs und die damit verbundene Unterstützung der eigenen Mannschaft, die sich im Kampf um wichtige Punkte für den Klassenerhalt befindet. Wir fragen uns, wieso sich unser Verein und/oder der Verband nicht für den Kernspieltag am Samstagnachmittag stark macht? Wir fragen uns, wieso sich unser Verein nicht für die eigenen Fans stark macht? Wir fragen uns, wieso für den Verband eine Umverlegung mit der Begründung eines höheren Zuschaueraufkommens im Heimsektor möglich ist? Sind Gästefans also weniger wert? Wieso sind wir Fortune, die unsere Mannschaft auch auswärts unterstützen, eigentlich für unseren Verein kein triftiger Grund für einen Einspruch gegen die Verlegung?
Um zukünftig solchen kurzfristigen Umplanungen geschlossen entgegen zu stehen, laden wir jeden interessierten Fortunen am Donnerstag, den 27.02.20, ab 19:00 Uhr zu einem gemeinsamen Austausch im Vereinsheim ein. Ziel dieses Abends ist keine Hexenjagd auf Verband oder Verein(e), sondern vielmehr einen Weg und Konsens zu finden, wie wir in Zukunft zusammen mit unserem Verein dafür sorgen können, dass kurzfristige Umverlegungen und Spieltagszerstückelungen gestoppt werden.
Fortuna Eagles 1986
