Kaum ein Spiel in der Regionalliga West wird bei den Fangruppen der beteiligten Vereine so eine Vorfreude und vor allem ein Kribbeln auslösen wie die für den heutigen Montag angesetzte Partie RWE vs. Schalke II. Diese Begegnung, dieses Aufeinandertreffen von Rot-Weiss gegen Königsblau ist für viele mehr als nur ein einfaches Ligaspiel, es geht um Rivalität, um Ehre, ja, manchen vielleicht sogar immer noch um Gerechtigkeit.
Der Grund für die Antipathie der rot-weissen Anhängerschaft liegt schon einige Jahrzehnte zurück. Um es kurz zu erzählen: Schalke lügt, Essen steigt ab. Seitdem heißt der S04 für Essener Fußballfans nur noch „FC Meineid 04“. Mittlerweile trennen die beiden Vereine allerdings Welten, so bitter es für uns RWE-Fans auch ist, dies einzugestehen. Schalkes Erste Mannschaft spielt in der Ersten Bundesliga, wir sind mittlerweile in der viertklassigen Regionalliga angekommen. Deswegen muss nun die Schalker Reserveauswahl herhalten, um die ganzen boshaften Gesänge und tiefe Abneigung zu spüren.
Fakt wird auch diesmal wieder sein, dass hauptsächlich diejenigen aus der rot-weissen Fankurve brüllen werden, die zur Zeit des Skandals noch nicht einmal geboren waren. Ich wage sogar die These aufzustellen, dass nicht mal jeder weiß, warum er eigentlich solch wahrhaft zu verabscheuenden Gesänge wie „Tod und Hass dem S04“ anstimmt. Sowas werde ich nie mitmachen, es geht eben doch nur um Fußball und selbst Schalke-Fans sind Menschen.
Was mir an der „Feindschaft“ zu den Schalkern aber auch und trotzdem gefällt, sind die Emotionen, die dahinterstecken (solange sie nicht wie mit obigem Gesang übers Ziel hinausschießen). Man braucht im Fußball nicht nur Gegner, sondern besondere Rivalen, gegen die sich Siege noch schöner anfühlen. Dieses Verhältnis ist historisch gewachsen, gehört mit dazu und macht eben dieses besondere Kribbeln aus, das bei RWE-Anhängern vor Schalke-Spielen eben größer ist als vor Kicks gegen andere Wettbewerber aus der Liga, selbst wenn es nur deren Zweitvertretung ist.
Letztlich geht es auch heute Abend nur um drei Punkte! Aber: Es wären besondere drei Punkte, geholt in einem der modernsten Stadien unseres Landes. Drei Punkte, die sich besser anfühlen als nur ein Sieg, der ganz nebenbei auch die Tabellenführung bedeuten würde. Es kribbelt tatsächlich, das Umfeld mit seiner Anspannung elektrisiert einen noch mehr. Auch die Spieler werden es merken, wenn (vielleicht vor einer Rekordkulisse – wenn nicht bei diesem Spiel, wann dann?) diese besondere Stimmung auf den Tribünen herrscht, ein gewonnener Zweikampf mehr zu sein scheint als in anderen Partien, ein Tor nicht nur Glücksgefühl, sondern auch Genugtuung auf den Tribünen auslöst und ein Sieg... drei Punkte bedeutet. Plus eben den Extrakick!