Was so ein 2:0-Sieg nicht alles bewirken kann. Mehr als drei Punkte gab‘s zwar auch für den Sieg gegen Kaiserslautern II nicht. Dafür hat der Auftakterfolg viel Druck von den Schultern der Mannschaft genommen - und auch Teamchef Thomas Strunz ist mit dem „Dreier“ im Rücken relativ entspannt und plaudert offen über die taktischen Überlegungen nach der Saisonpremiere.
So habe die für viele ungewohnte Kulisse den Ausschlag für die Formation mit der „Doppelsechs“ gegeben. „Viele kannten es bis dahin ja einfach nicht, vor so vielen Zuschauern aufzulaufen. Und erfahrungsgemäß lassen sich die Spieler von den Fans dann nach vorn treiben, da spielt man normalerweise offensiver, das wollten wir verhindern.“ Obwohl der 41-Jährige also auf Nummer sicher ging, brachten die Essener aber auch in der Vorwärtsbewegung durchaus Konstruktives und Ansehnliches zuwerke. Die statistische Auswertung des Trainerteams zählte insgesamt sechs zu vier Torchancen für Rot-Weiss: Das „Experiment“ ist also geglückt.
Für Strunz zählt aber noch etwas ganz anderes: Trotz des ein oder anderen Wacklers in der Hintermannschaft gelang es ihm - zumindest für die 90 Minuten gegen Kaiserslautern - einen allzu bekannten Fehler auszumerzen. „Es gab nicht eine Situation, in der aus einem langen Ball direkt eine Eins-zu-eins-Situation gegen unseren Torwart resultierte“, erkennt Strunz, „und das war in der vergangenen Saison in jeder Begegnung so, auch wenn wir 5:0 gewonnen haben.“
"Härtefall": Markus Neumayr saß gegen Kaiserslautern 90 Minuten lang auf der Bank (Foto: mmb).
Eigentlich spricht also alles dafür, auch bei der nächsten Partie auf Schalke auf die bewährte Formation zu setzen. Immerhin dürfte die Kulisse noch um einiges hitziger werden, schließlich erwarten beide Klubs nicht weniger als einen neuen Zuschauerrekord für die viertklassige Regionalliga aufzustellen, über das Verhältnis zwischen den beiden Fanlagern ist ohnehin alles gesagt.
Doch der Europameister will möglicher Nervosität mit einem psychologischen Kniff entgegenwirken. Schon am Sonntag wird die gesamte Mannschaft inklusive Trainerteam beim Revierderby zwischen Schalke und dem VfL Bochum auf der Tribüne „Mäuschen spielen“. „Viele kennen die Arena ja noch nicht. Als wir im letzten Jahr da gespielt haben, war das mit Sicherheit ein Problem“, glaubt Strunz. Deshalb an der defensiven Grundausrichtung festzuhalten soll dennoch keine Selbstverständlichkeit bleiben, denn der Teamchef will wieder überraschen. Schon die Aufstellung gegen Kaiserslautern gab es in keinem der Testspiele, was dem Teamchef ein schelmischen Lächeln abringt.
Daher dürfte auch beim Erzrivalen wieder Überraschendes auflaufen. Alleine schon ein „Härtefall“ Markus Neumayr, der beim Saisonstart 90 Minuten auf der Bank schmorte, mag beispielhaft für die gestiegene Qualität im Kader herhalten. Daher will sich auch der Übungsleiter nicht auf eine erste Elf festlegen und die Aufstellung auch vom Gegner abhängig machen. Dass für die königsblaue Reserve Bundesliga-Kicker wie Albert Streit oder Gerald Asamoah auflaufen könnten, spielt in den Überlegungen allerdings keine Rolle. Strunz lapidar: „Ich gehe erstmal davon aus, dass auch Bundesliga-Spieler dabei sind und dass sie eine Verstärkung darstellen.“