Pflicht statt Freundschaft, Punkte statt Erkenntnisse. Nur noch drei mal schlafen, dann geht es wieder um „etwas“. Da wäre zunächst einmal das Erreichen der zweiten Runde im Diebels-Niederrheinpokal. Barisspor Bottrop heißt der Gegner am Sonntag. Formsache, darüber sind sich alle Rot-Weissen einig. Pikant dürfte die Partie dennoch werden.
Denn Teamchef Thomas Strunz hat bis zum Saisonauftakt am 8. August noch ein paar delikate Fragen zu klären. Neben den begehrten Plätzen in der Startelf hat der Ex-Profi auch noch ein Trikot mit der Nummer eins, die diesmal auch wirklich auf dem Rücken des Stammkeepers stehen soll, zu vergeben. Zudem hat Strunz noch eine Kapitänsbinde im Angebot. Reichlich offene Fragen, die sich spätestens nach der Barisspor-Partie klären sollten. Kurzum: Für die RWE-Akteure endet mit dem Pokalspiel eine Woche der Wahrheit.
Schon am Samstag will der Geschäftsführer Sport sich seinen Keepern offenbaren und entweder André Maczkowiak oder Robin Himmelmann das Vertrauen schenken. Eine Entscheidung, um die den gebürtigen Duisburger wohl niemand beneiden dürften, denn keiner zeigte Schwächen in der Vorbereitung, zwischen beide passt kaum ein Blatt Papier.
Leichter dürfte dem 41-Jährigen die Wahl auf den Außenpositionen der Viererkette fallen. Rechts hat wohl Finn Holsing die Nase vorn, links besitzt Dennis Bührer beste Karten. In der Innenverteidigung dürfte Sebastian Zinke gesetzt sein, auch Denny Herzig hat gute Aussichten auf einen Startelfeinsatz – vorausgesetzt, der Ex-Kapitän des SV Elversberg spielt nicht auf der „Sechs“, dahinter scharrt Bartosz Broniszewski mit den Hufen. Dort scheint den Eindrücken der Vorbereitung nach Sergej Neubauer unumstritten, jüngst erst erntete der gebürtige Kasache sogar Sonderlob von Strunz.
Fraglich ist jedoch, welche Formation der Europameister im Mittelfeld favorisiert. Dort könnte er eine „Doppelsechs“ mit Herzig sowie drei offensive Mittelfeldspielern in Person von Robert Mainka, Mike Wunderlich und Markus Neumayr aufbieten. Doch auch Patrick Schnier empfahl sich mit einem starken Auftritt gegen Kuba als Alternative. Dazu käme der unumstrittene Sascha Mölders als zentrale Spitze. Im System mit zwei Angreifern wäre Sebastian Stachnik eine wahrscheinliche Option, dafür müsste ein defensiver Mittelfeldspieler weichen, das Mittelfeld entweder als „flache Vier“ oder als Raute auflaufen.
Gleich, welchem Personal in welcher Formation Strunz schließlich am 8. August das Vertrauen schenkt, das gesamte Team beschließt die entscheidende Woche zuversichtlich. „Wir haben schon noch etwas zu tun, aber wir sind durchaus auf einem guten Weg“, versichert Trainer Uwe Erkenbrecher, der generell ein positives Fazit seiner kurzen Zeit in Essen zieht: „Ich bin ohnehin von Rot-Weiss Essen angetan, aber man weiß ja nie, was einen erwartet. Doch ich muss nach der kurzen Zeit schon sagen, es ist wirklich klasse hier.“ Auch die Rollenverteilung mit dem zweiten Coach Ralf Außem und Teamchef Strunz stellt keinerlei Probleme dar: „Wir finden unsere Aufgaben schon so, dass wir uns sinnvoll ergänzen.“ Wenn das nun auch noch für die Mannschaft auf dem Platz gelingt, können die Spiele beginnen.