Für den Schweizer Meister war das Testspiel am Sonntagnachmittag quasi die Saison-Generalprobe, denn die Eidgenossen starten schon am kommenden Wochenende in die Spielzeit 2009/10. Für das Koller-Team ging es nach turbulentem Flug direkt zum Letzigrund, wo es nach einer kleinen Stärkung beim Italiener, direkt in eines der traditionsreichsten Stadien der Schweiz ging.
Aufstellung VfL: Heerwagen - Concha (63. Duha), Maltritz (63. Fabian), Pfertzel, Fuchs (46. Mavraj) - Imhof (46. Johansson) - Freier , Dabrowski (46. Azaouagh) - Epalle - Klimowicz (46. Ono), Sestak Tore: 0:1 Epalle (11.), 0:2 Sestak (50.), 1:2 Abdi (60.) Es fehlten: Yahia, Grote (beide Urlaub nach Nationalmannschafts-Einsatz), Bönig (Reha nach Leisten-OP), Kaloglu (Rückenbeschwerden), Dedic (Fingerverletzung), Renno, Luthe, Vogt
Marcel Koller, der in Zürich geboren ist, hatte seine Spieler schon vor ein paar Tagen vor dem Gegner gewarnt: „Der FCZ hat eine fantastische Vorbereitung gespielt, die haben alles gewonnen. Die sind schon weiter als wir.“ Als zusätzliche Motivation hatte Trainer Bernard Challendes seinen bis Juni 2010 laufenden Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Die Züricher, die sich gute Chancen ausrechnen, sich für die Champions League zu qualifizieren, haben den Kader zusammen halten können – nachdem in den letzten Jahren die Leistungsträger regelmäßig verscherbelt wurden. Auch Almen Abdi, der vom italienischen Erstligisten Udinese Calcio umworben wird bleibt. 19 Tore und 12 Vorlagen im Meisterschaftsjahr haben Vereine aus ganz Europa auf den im Kosovo geborenen Serben aufmerksam gemacht.
Trotz hochsommerlicher Temperaturen sahen die rund 2000 Zuschauer eine flotte erste Halbzeit, in der die Gäste aus Bochum den besseren Start erwischten. Nach einem Fehlpass eines Züricher Akteurs machte sich Stanislav Sestak auf die Reise und seinen Schuss aus 15 Metern konnte FCZ-Keeper Guatelli nur abklatschen lassen. Joel Epalle staubte aus fünf Metern zur Führung ab (11. Minute). "Joel hat in der ersten Halbzeit hinter den Spitzen und im zweiten Durchgang im Sturm gespielt", erklärte Koller nach der Partie. "Er ist besonders in der ersten Hälfte sehr viel gelaufen und hat offensiv überzeugt. In der Defensivarbeit kann er sich aber noch verbessern", fand der Coach.
Marcel Koller war mit dem ersten Test zufrieden (Foto: firo).
Danach hatte der VfL einige heikle Situationen zu überstehen, doch Goalie Philipp Heerwagen erwies sich als starker Rückhalt, der den Kampf um den Stammplatz im Tor offenbar voll angenommen hat. Sein Meisterstück machte er mit dem Pausenpfiff, als der Bayer einen Strafstoß von Top-Star Almen Abdi mit einer Glanzparade abwehrte. Schiedsrichter Marco Speranda hatte völlig überraschend auf Elfmeter entschieden.
Auf der Gegenseite hatten Sestak und Diego Klimowicz gleich vier hochkarätige Möglichkeiten. Nach Wiederanpfiff erhöhte der Slowake dann auch auf 2:0 (50.), auf Vorlage von Epalle traf er aus zwölf Metern. Die Hausherren kamen nach einer Stunde durch Abdi zum Anschlusstreffer, der Ausgleich war ihnen aber nicht vergönnt: Mikic traf in der Schlussphase nur die Latte des Bochumer Gehäuses.
Marcel Koller zog ein zufriedenes Fazit: "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, hätten in der ersten Hälfte aber schon höher führen können. Es war klar, dass wir bei nur sechs Auswechslungs-Möglichkeiten Probleme bekommen würden." Der 48-Jährige weiter: "Die gute Leistung gegen den Schweizer Meister zum Start des Trainingslagers gibt uns sicher Auftrieb. Aber trotzdem werden wir am Montag zweimal trainieren."
VfL-Sportvorstand Thomas Ernst stieß in gleiche Horn: "Mir hat gefallen, wie die Mannschaft gebissen hat. Das Team hat einen guten Eindruck hinterlassen, das war für den Auftakt absolut in Ordnung."