Die, die können, wollen nämlich manchmal nicht so recht. Und die, die wollen, können eben nicht immer. Manchmal gibt es aber auch welche, die glauben zu können, aber noch nicht einmal wollen.
Ein Phänomen, das man immer wieder bei gestrandeten Traditionsvereinen beobachtet, bei denen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Deren Umfeld wähnt sich nicht selten noch immer im Oberhaus, obwohl man längst in den Niederungen der Amateurklassen gestrandet ist. Gerade im Revier mussten viele Größen von einst erkennen, dass ihr Glanz schon längst verblasst ist.
Nun scheint sich Rot-Weiss Essen vor geraumer Zeit auf den Weg begeben zu haben, den Klubs wie der KFC Uerdingen und die SG Wattenscheid 09 schon vor Jahren beschritten haben. Es gibt tatsächlich Parallelen, die belegen, dass man noch immer keine Abbiegung von dem langen Weg nach unten gefunden hat. Indem man sich ständig auf vergangene Erfolge beruft, verkennt man auch in Essen die Realität.
Die hieß am Mittwoch Diebels-Niederrheinpokal, mit dem VfB Speldorf als Gegner. Es war die letzte Ausfahrt für RWE, die letzte Chance, in der kommenden Saison ein wenig von der Glitzerwelt zu bekommen, in der man sich heimisch fühlt. Doch es wurde nichts mit der Qualifikation für den DFB-Pokal, weil man in der aktuellen Verfassung auch gegen Speldorf eher Außenseiter als Favorit ist.
Das sollten sich die Essener vor Augen halten, nachdem auch ihre letzte Hoffnung auf den halbwegs versöhnlichen Abschluss einer Katastrophen-Saison geplatzt ist: RWE steht nicht mehr für Rahn und Lippens, für Deutsche Meisterschaften, ja noch nicht einmal mehr für eine legendäre Kulisse.
RWE 2009, das ist eine mittelmäßige Regionalligatruppe, die nur von sich selbst noch überschätzt wird. Es ist ein Verein, der in den letzten Jahren lediglich in Sachen Trainer-Entlassungen Rekorde aufstellte. Das ist kein Profi-Klub, das ist kein früherer Zweitligist. RWE 2009, das ist eine Mannschaft, die rein sportlich dem VfB Speldorf näher ist als dem MSV Duisburg – von Borussia Dortmund und Schalke 04 ganz zu schweigen.
Nur, wenn man diesen Umstand rund um die Hafenstraße, auch auf dem Rasen, begreift, bleibt den Essenern ein ähnlicher Weg wie Wattenscheid und Uerdingen erspart. Denn auch die klein Gewordenen können eine gewisse Größe entfalten, wenn sie sich ihrer eigenen Maße nur bewusst sind.