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RWE-Kommentar: Der General gräbt jetzt auf Zypern den Sand um
Posaunist Middendorp spielte falsch

RWE-Kommentar: Der General gräbt jetzt auf Zypern den Sand um

Jetzt könnte man meinen, Ernst Middendorp hat mit seinem Abgang von RWE nach 29 arbeitsreichen Tagen den Vogel abgeschossen - das war aber Holger Fach nach drei Matches.

Die Geschichte ist bekannt. Immerhin gewann Fach - der derzeit wieder zu haben ist - alle drei Duelle in der Regionalliga und trug somit zum späteren Aufstieg in die Zweite Liga (mit Coach Jürgen Gelsdorf) bei. Middendorps Bilanz an der Hafenstraße ist dagegen eher ernüchternd. Fünf viertklassige Meisterschaftsspiele, vier Schlappen, ein gewonnenes Pokalspiel sowie zum Job-Einstand mutige Muskelspiel-Auseinandersetzungen mit jungen Akteuren (Kai von der Gathen, Michel Harrer) aus der zweiten Reihe. Ein Qualitätsnachweis sieht bestimmt anders aus.

Foto: firo.

Nicht nur bei den Resultaten, auch das Auftreten war dann zum Schluss mächtig defizitär. Von einem Fußball-Lehrer, ehemaligem Dozenten (Wirtschaftswissenschaften, Politik, Geschichte), aktuell für die freie Wirtschaft zur Verfügung stehendem "Keynote-Speaker", PR-Berater kann man mehr erwarten, als sich medial der Fekalsprache zu widmen.

Letztendlich war es offensichtlich so, Middendorp plante seinen Abgang ins Ausland durch, setzte das Vorhaben auch durch das Anheuern beim zypriotischen Erstligisten und 13-fachen Meister Famagusta - zuletzt in der Hauptrunde der laufenden Champions-League-Saison - gekonnt in die Tat um.


Dass er sich unter der Woche zu ganz bestimmten Zeiten, als sein Team in Essen zum Training erschien, an einem ganz bestimmten Flughafen herumtrieb, war RWE bekannt. Im Trennungsgespräch mit dem ehemaligen Klosterschüler konnte man dahingehend vielleicht arbeitsrechtliche Andeutungen machen und abfindendes Geld sparen.

Famagusta ist jetzt Middendorps 17. Trainerstation. Es dürfte niemanden verwundern, dass Middendorp seine Laufbahn nicht als Co-Trainer begann. Noch weniger verwundert darf man bei RWE sein, dass man mit Middendorp offenbar schnell Kompetenz-Konflikte hat. Seit seinem 26. Lebensjahr ist er Boss - zuletzt für 29 Tage. Middendorp als möglichen Untertan zu bezeichnen, wäre Phantasterei, er selbst sah sich einmal als "geborenen Leader, als General."

Auf Zypern scheint jetzt für den Geschäftsführer der Albena GmbH (Sportberatung - integriert in die neue Schüco-Arena) erst einmal für ein Jahr plus Option wieder die Mittelmeer-Sonne. Erst einmal rein klimatechnisch, finanziell ohne Zweifel, was ihm nicht zu neiden ist. In Essen hätte man wahrscheinlich nichts dagegen, wenn Middendorp - der gerne als ehrgeizig, sachverständig, kompetent, leidenschaftlich, diszipliniert, zielgerichtet, geradlinig, enthusiastisch beschrieben wird - noch weitaus mehr Flugstunden als Abstand zum Revier legen würde.

In Bielefeld, wo er bei der Arminia auch Klubmitglied ist (Nr. 9822), genießt der zweifache Familienvater Middendorp Kultstatus, was immer im ostwestfälischen Sprachjargon auch für eine Definition dahinter steckt. Dort bezeichnet man ihn als echten Typen, in Essen weint man ihm keine Träne nach. Einen gemeinsamen Ton hatte der gelernte Posaunist dort zuletzt offenbar mit niemandem mehr getroffen. Aber das ist Middendorp - und das sollte man wissen.

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