Das Theater passt zum aktuellen sportlichen Niedergang des Vereins. Am 14. Mai findet die Mitgliederversammlung im CinemaXX statt, neue Strukturen werden beschlossen. Auf der Agenda steht auch die Entlastung des Vorstands. Wenn es den Unterpunkt Entlastung der Sportlichen Leitung geben würde, könnten sich die Hände wohl nur zögerlich heben.
Man muss es auf den Punkt bringen: Der Trainerwechsel von Michael Kulm zu Middendorp verpuffte. Nicht wegzudiskutieren ist, dass das permanente Zeigen mit dem Finger auf die Mannschaft auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Fakt ist: Von Middendorp und seinem Image als Motivator hat man sich gerade in dieser Phase mehr erwartet. Dass er nach dem Mainz-Match in analytischer Wut über das Projekt RWE in die Fäkalsprache abrutschte, spricht Bände, gilt als "No Go".
Es drängt sich der Eindruck vermehrt auf, dass der ehemalige Bielefelder die Aufgabe in Essen nicht unbedingt als Herzensangelegenheit betrachtete. Mehrfach formulierte Middendorp genau in diese Richtung, die deutliche Distanzierung vom Team beim Trip nach Mainz war das Zeichen nach außen. Dass das Klima zwischen Strunz und Middendorp schon länger kalt war, blieb nicht verborgen.
Tatsache ist auch, dass Strunz jetzt in einer Situation ist, die mehr als unerquicklich ist. Eine Mannschaft wurde zusammengestellt, die laut Strunz-Aussage "300 PS" hat, die diese aber nicht zeigt. Winterverpflichtungen, die vorab als unnötig deklariert wurden (damaliger O-Ton Strunz: "Wer im Winter nachlegt, hat vorab schlecht geplant") brachten nichts.
Die Truppe ist ein selbst fabrizierter psychologischer Pflegefall, die Kapitänsbinde wanderte ständig. Dazu ein fahrlässiger Grad an Kommunikation bei der Sportlichen Leitung, die nur im beiderseitigem Einvernehmen bei der sofortigen Vertragsauflösung nach nur 29 Tage Zusammenarbeit effektiv war. Drum prüfe, wer sich bindet.
