Um 15.37 Uhr kam der RWE-Kader aus der Kabine. Begleitet von einem Trainer, der Mann heißt Ralf Außem und ist ausgebildeter Fußball-Lehrer. Der eigentliche Chef Ernst Middendorp wurde aber nicht gesehen, auch nicht von den üblichen Besuchern des Trainings, die natürlich sofort in rege Diskussionen verfielen. Manche sah man hoffnungsvoll zum Himmel blicken. Vielleicht wird "Power-Ernst" doch noch eingeflogen, wie es der einstige Nationaltorhüter Jens Lehmann schon einmal in Stuttgart zu tun beliebt. Aber er kam nicht.
Erstaunlich sicherlich, dass bei den rot-weissen Kickern einige beim Verlassen des Kabinentraktes mehr als ein verstecktes Grinsen zeigten. Böse Buben, die hinter der Gefühlsregung sowas wie Erleichterung vermuten. Tatsache ist das aktuelle Theater zwischen Middendorp und Thomas Strunz, Geschäftsführer Sport, eine katastrophale Außendarstellung von RWE.
Allerdings hochgradig passend zum insgesamt sportlichen Niedergang des Deutschen Meisters von 1955. Eine Situation, die nach Verantwortungsübernahme schreit. Schon in den letzten Tagen war Middendorp nicht beim Training. Ein Nichterscheinen, von dem auch Strunz, sein Vorgesetzter, überrascht wurde. Der Grund sollen Spielerbeobachtungen gewesen sein. Zum Auswärtskick in Mainz fuhr der 50-Jährige in seinem privaten PKW, zurück auch.
Um 15.59 Uhr wurde klar, jetzt ist Schicht im Schacht für den Trainer. Der PKW von Middendorp wird hinter dem Georg-Melches-Stadion erst einmal nicht mehr auftauchen. Man gab sich die Hand, und trennte sich in beiderseitigem Einvernehmen. Weil, "keine gemeinsame Grundlage mehr für die Zukunft", vorhanden ist, wie der Verein in einer kurzen Erklärung nachschob.