Mit Schlägen auf Oberschenkel und Brustkorb und einem Gesichtsausdruck, der von wilder Entschlossenheit zeugt, wird der Gesang begleitet. Der ehemalige Kriegstanz der Maori wird heute wie damals zur Einschüchterung des Gegners genutzt.
Um die enorme Energie des Haka wusste auch der heutige BVB-Coach Jürgen Klopp schon zu Mainzer Zeiten. Im Mannschaftsbus ließ er den Gesang häufig zur Motivation seiner Spieler über die Lautsprecher laufen. In Neuseeland wird die Kritik am alten Ritual allerdings mittlerweile lauter: Zu martialisch, so lautet der Vorwurf.
Für die Kiwis ist Rugby ohne Zweifel die Sportart Nummer eins. Hier kann ihr Land nicht nur mithalten, sondern gehört zur absoluten Weltspitze. Dass es trotzdem nur bei der ersten Weltmeisterschaft 1987 zum Titel gereicht hat, nagt am Ehrgeiz einer ganzen Nation. In Neuseeland kann es auch schon mal passieren, dass man in einer 80-seitigen Sportzeitung kein einziges Wort über Fußball findet – dafür aber neben Rugby insbesondere die Themen Cricket, Basketball, Reitsport und Segeln. Im Segeln gab es 2008 auch eine von drei Olympischen Goldmedaillen für den Pazifikstaat.
Für den europäischen Beobachter hat Rugby zu Beginn etwas von „aggressivem Mädchenfußball“: Alle stürmen auf den Ball und dann wird getacklet, was das Zeug hält. Am Boden bilden sich Spielertrauben, wie sie im Fußball nur nach wichtigen Toren zu finden sind. Für die Schiedsrichter ist es da entsprechend schwierig, den Überblick zu behalten. Aus diesem Grund gibt es Videopausen, in denen strittige Szenen direkt geklärt werden können.
Die Rugby-Nationalmannschaft Neuseelands stimmt sich mit einem "Haka" auf das Spiel gegen England ein (Foto: firo).
Generell handelt es sich jedoch um einen sehr taktischen und strategischen Sport: Dadurch, dass Pässe nur nach hinten gespielt werden dürfen, wird geschlossen angegriffen und verteidigt. Trotz seltener Schlägereien ist der Umgang auf dem Spielfeld sogar disziplinierter als in anderen Ballsportarten.
Rugby League, Super 7 oder Aussie Rules heißen einige Varianten – am traditionellsten ist aber Rugby Union. Dabei kam es Anfang März in der Drei-Nationen-Liga „Super 14“ zwischen Highlanders und Crusaders zu einem 6:0 – für Fans und Medien vor Ort ein geradezu skandalös niedriges Ergebnis. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass es für einen erfolgreichen try (Touchdown hinter der gegnerischen Torlinie) alleine schon fünf Punkte gibt. Schafft eine Mannschaft das, erhält sie zudem die Gelegenheit zur conversion: Dieser „Freistoß“ kann weitere zwei Punkte bringen. Ein erfolgreicher penalty (Strafstoß) wird mit drei Punkten gewertet.
Bei der Vormachtstellung, die Rugby genießt, steht der Fußball nur im Schatten. Die Wellington Phoenix bilden hierbei die nationale Krone und spielen beim ungeliebten großen Nachbarn in Australiens A-League mit. Den rein neuseeländischen Championship hat in diesem Jahr Auckland City im Playoff-Finale gegen Waitakere United gewonnen. Das Dasein als Randsportart belegt auch das Beispiel der Young Hearts Manawatu, die ihren Anhängern dank eines Sponsors für die komplette Saison freien Eintritt zu den Heimspielen bieten können.
Hoffnung gibt es allerdings: Zum einen erfreut sich „footie“ bei Jugendlichen wachsender Beliebtheit, sodass eine stärkere Generation nachrücken könnte. Zum anderen steht Neuseeland durch Australiens Wechsel in die Asien-Qualifikationsrunde so nahe vor einer zweiten WM-Teilnahme nach 1982 wie lange nicht mehr. Im Sommer gibt es beim Confed-Cup mit Spielen gegen Gastgeber Südafrika, Spanien und Irak einen ersten Vorgeschmack.