Nahezu zeitgleich fielen die immer als entscheidend beschriebenen wirtschaftlichen Würfel: Die Einigung mit dem Inhaber der RWE-Vermarktungsrechte, Dr. Michael Kölmel, über einen Rückzug wurde erreicht: Gegen eine Abstandssumme (genannt werden vier Millionen Euro), die von der Grundstücksverwaltungsgesellschaft Stadt Essen GmbH (GVE) gezahlt wird. Die Unterschriften wurden am Montag-Mittag geleistet.
Hintergrund zur GVE: „Stammkapital“ der GVE bildeten bei der Gründung 1980/81 der geschichtsträchtige Handelshof und die historische Lichtburg. Beide wurden durch die Stadt übertragen, von der GVE saniert und vermarktet: Der Handelshof wird jetzt veräußert, um Kapital für das neue Stadion frei zu machen. Eine Aktion, gegen die sich die NRW-Landesregierung in Düsseldorf immer mal wieder schimpfend regt.
Nico Schäfer (Foto: firo).
Der Kölmel-Abgang läuft noch unter dem Vorbehalt, dass RWE im Rahmen des aktuellen Lizenzierungsverfahrens, das durch den scheidenden Geschäftsführer Nico Schäfer gewissermaßen als Abschiedsgabe noch fachmännisch begleitet wird, nicht überraschend Schiffbruch erleiden wird. "Davon gehen wir aber keinesfalls aus", legt sich Dietmar Bückemeyer fest, Aufsichtsratsvorsitzender von Rot-Weiss Essen. Bückemeyer, seit dem 1. Februar 2002 technischer Vorstand der Essener Stadtwerke AG: "Das wäre was auf der Zielgeraden." Es wird nicht passieren.
Diskutiert wird aktuell auch die Besetzung der Rolle des kaufmännischen Geschäftsführers. "Es wird gesucht, es liegen auch schon einige Namen auf dem Tisch", erklärt der Diplom-Ingenieur, "die Stadt wird vorschlagen, alles natürlich in Abstimmung mit dem Verein." Optionen bringen aber auch die Klub-Verantwortlichen ins Spiel.
Die Position des Präsidenten, zuletzt zehn Jahre lang von Rolf Hempelmann ausgeübt, wird es nicht mehr geben. Der oberste Rot-Weisse wird den Titel Vorstandsvorsitzender tragen. Der Aufsichtsrat hat sich auch bereits auf einen Kandidaten fokussiert, den Bückemeyer dann auch klar nennen wird: Stefan Meutsch, aktuell seit März 2007 im Leitungsgremium, parallel mit seinem Düsseldorfer Unternehmen VVA Kommunikation ein sehr erheblicher Partner im Sponsorenpool. "Er ist der Beste für diese Position", legt sich Bückmeyer unmissverständlich fest. Klar soll sein, RWE soll bald nur noch sportliche Schlagzeilen machen. "Unser Ziel war es, endlich Ruhe in den Verein rein zu bringen", grübelt Bückemeyer, "das ist uns wohl gelungen."
Foto. firo.
Thomas Strunz, Geschäftsführer Sport, betonte unter der Woche noch einmal, "dass Transparenz für die Zukunft wichtig ist." Bückemeyer vollzieht den Schulterschluss: "Es wird nur noch gemeinsame Entscheidungen geben, alles auch in regelmäßigen Sitzungen."
Am 3. Mai - das ist der anvisierte Termin für die nächste Mitgliederversammlung im CinemaXX Essen - sollen die neuen Strukturen durch die Mitglieder abgesegnet werden. Zweifler wird es noch geben, allerdings nicht lange, denn noch ein entscheidender Punkt wird verkündet. Bückemeyer: "Wir werden den Verein auf Null stellen." Übersetzt: RWE wird schuldenfrei sein. Bückemeyer: "Wir sind alle angetreten, um etwas zu bewegen, ein besonderer Dank gehört natürlich auch der Stadt, die sich für den Klub engagiert."
Strunz, am 21. April wird er genau ein Jahr wirken, formulierte beim Start das Konzept, in fünf Jahren zurück in der Zweiten Liga zu sein. Der sofortige Wiederaufstieg in die 3. Klasse wäre neben der Neustrukturierung das I-Tüpfelchen gewesen, es wird nicht klappen. Ab Sommer bleiben noch 48 Monate. "Das verlieren wir natürlich nicht aus den Augen", erklärt Bückemeyer kämpferisch, "es musste eine Vision her, die haben wir jetzt erst recht weiter."