Fakt ist, ein Kicker von Altenbochum 01 hat nach einem Zweikampf mit einem Akteur von Türkiyemspor einen Schlag verspürt und trug Verletzungen davon. Die Mannschaft des Verletzten verließ daraufhin den Platz.
Im Krankenhaus wurde dann eine leichte Gehirnerschütterung, eine aufgeplatzte Ober- und Unterlippe sowie lockere Zähne diagnostiziert. Die Sichtweisen der Beteiligten könnten unterschiedlicher nicht sein. Auch nach dem Urteil kochen die Emotionen hoch und gehen die Beurteilungen der Szene weit auseinander.
Altenbochum 01 muss das Urteil akzeptieren
"Mein Spieler hat nichts gemacht. Es war ein Zweikampf, wie er in jedem Match passiert. Wir sind froh über das Urteil", ist Murat Akyalcin, Geschäftsführer von Türkiyemspor, froh über das Urteil. Ganz anders sieht der 1. Vorsitzende der Altenbochumer, Volker Kühnemund, die Entscheidung: "Das Urteil ist für mich und den Verein ein absoluter Witz. Hier wird das Opfer zum Täter gemacht. Wir leben in einem Rechtsstaat und müssen das Urteil akzeptieren, auch wenn es eine Farce ist."
Die Partie wird nun für die Gastmannschaft gewertet. "Um die Punkte ging es uns gar nicht, wir wollten Gerechtigkeit. Die zivilrechtliche Klage wird natürlich aufrecht erhalten."
"Es soll auf dem Platz zu einer angeblichen Rempelei gekommen sein. Dies konnte in der Kreisspruchkammersitzung nicht bewiesen werden", fasst der 1. Vorsitzende von Türkiyemspor, Olgun Göyce, die Sitzung zusammen. "Ich habe einzelne Jungs meiner Mannschaft zur Rede gestellt. Danach war für mich als Vorsitzender klar, es hat nichts mit der Mannschaft zu tun und es ist nichts Großartiges vorgefallen."
Undurchsichtige Situation auf dem Platz
Bei der Sitzung wurde der Geschädigte, der Angeklagte und jeweils zwei Zeugen der Vereine angehört. Danach fällte die Kammer das Urteil: Der Spieler von Türkiyemspor wird freigesprochen. Kreispruchkammer-Mitglied und Rechtsanwalt Markus Selzener zur Urteilsbegründung: "Die Situation war schwer zu bewerten und nicht eindeutig zu klären. Es fehlte ein neutraler Zeuge, bedauerlicherweise hat der Schiedsrichter nichts gesehen. Der Angeklagte hat einen Schlag abgestritten und im Zweifel gilt es den Angeklagten freizusprechen."
Außerdem wurden Türkiyemspor drei Punkte zugesprochen. "Altenbochum 01 hat den Platz verlassen, deshalb mussten wir so entscheiden", ergänzt Selzener.
"Ich habe meinen Spieler gesehen, der sah schlimm aus. Im Krankenhaus wurden Abdrücke von einer Hand im Gesicht festgestellt. Schon in Anbetracht dessen kann man das Urteil vergessen. Wenn von uns einer geschlagen hätte, wäre er bestimmt verurteilt worden", erbost sich Kühnemund. "Vielleicht hatte die Spruchkammer Angst vor der eigenen Courage."
Sinn des Ehrenamtes wird in Frage gestellt
Zum Grundsätzlichen erklärt Göyce von Türkiyemspor: "Ich bin absolut gegen Schlägereien und Ausschreitungen beim Fußball. Fehlverhalten sollten auf jeden Fall immer bestraft werden." Sein Pendant aus Altenbochum erklärt: "Der Verein kann ja nichts dafür, wenn einzelne Personen austicken. Das Spiel der ersten Mannschaften zwei Wochen später verlief absolut super und fair".
Doch Kühnemund kann das Urteil immer noch nicht fassen: "Man muss sich wirklich überlegen, ob es noch Sinn macht solch ein Ehrenamt auszuführen. Wir werden uns im Verein zusammensetzen und darüber diskutieren."