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RWE: Die Bagger sollen noch vor dem 30. August rollen
Arena-Beschluss gut, Stil übel

RWE: Die Bagger sollen noch vor dem 30. August rollen
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Ein Stadtrat als großer Stammtisch, der das neue Stadion von RWE diskutierte.

Ein stilistisches Ruhmesblatt stellten sich die Bürgervertreter der Kulturhauptstadt 2010 wahrlich nicht aus, das Niveau des Miteinander-Umgehens hatte eine vergleichbare Baufälligkeit, die dem Georg-Melches-Stadion zugesprochen werden muss, wo sich schon einmal mehrere Kilogramm schwere Betonteile aus dem Dach lösen und auf die Sitze krachen. Bisher ohne Verletzte. Oberstadtdirektor Christian Hülsmann: "Es knistert in der Tribüne."

Im Rat knisterte es auch, man könnte von einigen "Formulierungs-Brocken" sprechen, die sich die Bürgervertreter an den Kopf schmissen. Allerdings wurde die Beschlussfassung vollzogen - unabhängig vom offenbar gezielt provozierten Theater rund um die Sponsorenbeteiligung des Unternehmens Evonik. Die Phase eins des Stadionneubaus in der Variante "Neubau neben dem alten Stadion" soll für 31 Millionen Euro umgesetzt werden (Hülsmann: "Kein Luxustempel"), knapp 20000 Fans finden Platz.

Foto: firo.

Hülsmann: "Wir können je nach Entwicklung nachlegen." Vor der nächsen Kommunalwahl - als Termin für die Stimmabgabe wird der 30. August ins Auge gefasst - sollen die Bagger rollen. Hülsmann: "Ich will, dass mein Oberbürgermeister noch den ersten Spatenstich macht." Das ist Dr. Wolfgang Reiniger - beide gehören der CDU an.

7,5 Millionen Euro finden sich im städtischen Haushalt,16,5 Millionen Euro soll die Veräußerung der Vorzeigeimmobilie „Handelshof” beisteuern, weitere 7 Millionen Euro finden sich in den Börsen von Sponsoren (Sparkasse Essen, RWE AG), als Option gilt auch die Sachleistung. Die SPD preschte vor, wollte das Evonik-Loch durch städtische Unternehmen stopfen lassen - wurde vom Rat mehrheitlich zurückgepfiffen. Hülsmann äußert Verständnis für Evonik: "Auch diesem Unternehmen geht es schlecht."

Vorbehalt des Beschlusses: Sponsorenzusagen müssen in rechtsverbindlicher Form vorliegen, ein entsprechender Vertragsabschluss mit der MK-Medien-Gruppe (Dr. Michael Kölmel) über eine Trennung erfolgt, die Mitgliederversammlung von RWE muss professionelle Strukturen beschließen. Hülsmann betont, dass sich die Stadt das Vorschlagsrecht für einen kaufmännischen RWE-Geschäftsführer einfordert.

Foto: firo.

RWE-Geschäftsführer Sport ist bekanntlich Thomas Strunz, der parteiübergreifend hohes Ansehen genießt. Der Vertrag mit der MK-Medien-Gruppe darf erst umgesetzt werden, wenn das Lizenzierungsverfahren von RWE für die Saison 2009/2010 erfolgreich abgeschlossen worden ist und die Sponsorenzusagen in rechtsverbindlicher Form vorliegen.

Bis 2011 soll der neue Bau im Rahmen der Erstellungsphase eins nun stehen, bis dahin gilt ein 25.000 Euro teures Gutachten, das bis August 2010 die Standhaftigkeit der Haupttribüne des Georg-Melches-Stadions garantiert, nicht. Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" dürfte dieses Detail nicht bekannt gewesen sein, sonst hätte die Vertretung bei einem mehrstündigen Besuch in Essen nicht gefragt, warum ein neues Stadion bei einem Zuschauerschnitt von knapp 8000 Fans notwendig sei.

Foto: firo.

Hülsmann: "RWE ist kein normaler Viertligist, nicht zu vergleichen mit Lotte oder Cloppenburg, die viele nur von Autobahnschildern kennen." Ein Hinweis an den Spiegel, der noch einmal nachfragte, wie denn der Besuch von 300 Fans beim Testspiel gegen Legia Warschau mit dem Meisterschaftsschnitt vereinbar ist. Der Probelauf fand auf dem Willi Lippens-Platz statt. Noch Fragen?

Der Sport hat sich durchgesetzt - das Niveau blieb weitesgehend auf der Strecke. Hülsmann betont: "Die treuen Fans haben den Neubau verdient, der auch der sozialen Symetrie der Stadt dient." Die Debatte des Rates zeichnet sich durch Flegeleien, persönliche Angriffe, Ignoranz und Schmutz aus. Hülsmann musste sich eine erneute Rücktrittsforderung durch den SPD-Kandidaten Reinhard Paß gefallen lassen. Paß legte gewaltiges Feuer, als er ein von Ex-RWE-Präsident Rolf Hempelmann legitimiertes (so sagt Paß) Kapitel öffnete, nach dem Hülsmann diesem gegenüber bei seinen Stadionbemühungen Hilfe mit der Begründung versagt habe: "Nicht für einen sozialdemokrtischen Präsidenten."

Ex-Präsident Rolf Hempelmann (Foto: firo).

Hülsmann selbst, so Paß, sei ein "Erfüllungsgehilfe der CDU." Worauf Hans-Peter Schöneweiß (Fraktionsvorsitzender der FDP) die Frage an Paß richtete, "was der Blödsinn und die Polemik" solle. Franz-Josef Britz, OB-Kandidat der CDU, steigerte sich sogar - mit Blick auf die Kommunalwahl - zur Festellung gegenüber Paß: "Bei dieser persönlichen Diffamierung von Christian Hülsmann muss dir der Arsch auf Grundeis gehen." Wie gesagt Niveau!

Hülsmann deklarierte die von Paß genannte Hempelmann-Äußerung als "glatte Lüge". Vor allen Dingen die Paß-Forderung, sein Amt niederzulegen, wühlte Hülsmann mächtig auf, er verlangte von Paß eine "öffentliche Entschuldigung", sonst könne er ihn als Mensch nicht mehr ernst nehmen. Beim Bemühen, sich als Bürgervertreter stellenweise zu disqualifizieren, konnten sich so einige Herrschaften die Hände reichen. RWE hielt sich komplett raus. Besser war und ist das.

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