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Seit wir zwei uns gefunden: Der RWE-Fanblog
Rollende Bagger oder wieder Luftschloss?

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Eigentlich hatte ich ja vor, heute schon stolz und überschwänglich die morgige Ratssitzung mit dem endgültigen Beschluss zum Stadionneubau zu feiern. Die neu vorgestellten Pläne finde ich sogar besser als die alten, weil es zumindest nach der ersten Phase mit seinen offenen Ecken mehr nach Stadion als nach Arena aussieht.

Nun aber ist man sich zumindest nicht mehr völlig sicher, dass es – endlich, tatsächlich – klappt, zu oft wurde man schon enttäuscht. Es bleibt Skepsis, es bleibt Hoffnung. Und Ungeduld.

Dass Rot-Weiss Essen, ein Verein, der nun mal viertklassig ist, im großen SPIEGEL erwähnt wird, wäre eigentlich eine schöne Sache, gibt es dem national in der Versenkung verschwundenen Klub immerhin mal wieder deutschlandweit Aufmerksamkeit. Leider aber wird wieder mal ein Eindruck bestärkt, der außerhalb der Stadtgrenzen und abzüglich der republikweit verteilten RWE-Fans kaum totzukriegen scheint: RWE, der Chaosklub!

Erst fern von seiner Essener Heimat entdeckt Hendrik Gerstung die Leidenschaft für den Klub aus seiner Geburtsstadt. Denn wer wissen will, was „Fan sein“ wirklich bedeutet, der landet irgendwann an der Hafenstraße: Nirgends sonst erlebt man die Gefühlsverbindung Verehrung und Verzweiflung so intensiv – „Oh RWE“. Im RWE-Fanblog gibt Hendrik den rot-weissen Anhängern nun eine Stimme.

Irgendwie hatte man ja nur darauf gewartet, dass noch irgendetwas passiert. Immerhin wird die Zeitspanne zwischen einer womöglichen Entscheidung und dem Schuss vor den Hoffnungs-Bug ständig kürzer.

Foto: firo.

Dass Evonik nun seine versprochenen Gelder zurückzieht, kann man unfair, respektlos und nicht die feine Art nennen, verteufeln sollte man den Großkonzern allerdings nicht. Die Wirtschaftskrise ist mit Sicherheit eine gern genutzte Ausrede, klar ist aber auch, dass man kaum fünf oder acht oder sonstwieviele Millionen in einen Amateurklub stecken kann, um kurze Zeit später Kurzarbeit oder Entlassungen zu verkünden.

Hier hat der SPIEGEL-Artikel trotz all seiner tendenziösen Schreibe, die viele Argumente FÜR einen Stadionneubau außen vorlässt, mit Sicherheit auch Recht. Immerhin will Evonik sein Geld aber später noch zur Verfügung stellen, mal sehen, ob man sich darauf verlassen kann. Das ist der Teil an der Geschichte, der für Skepsis sorgt.

Lobenswert in dem ganzen Gemisch aus Enttäuschung, Wut, Resignation (irgendwie ein vertrautes RWE-Gefühl, oder?) ist die Reaktion von Rot-Weiss in Person von Thomas Strunz. Der Essener positioniert sich weiter als Hoffnungsträger und stärkt seine Beliebtheit, indem er den Fans das Gefühl gibt, wichtig für den Verein zu sein, dass auf sie gehört wird und vor allem, dies ist die deutlichste Verbesserung gegenüber früher: informiert werden, aus erster Hand.

Foto: mmb.

Mit einem für die RWE-Homepage erstaunlich schnell veröffentlichten Interview und einem selbstgeschriebenen Posting im offiziellen RWE-Forum stellt Strunz klar, wie der Verein die Sache sieht und welche Tatsachen weiter Grund für Optimismus darstellen. Er wirkt wie ein Fels in der Brandung, verkörpert für viele die Hoffnung auf bessere Zeiten und zeigt sich fannah und kommunikativ. Seine Statements und sein überzeugend-optimistisches Auftreten sind der Teil an der Geschichte, der für Hoffnung sorgt.

Hoffnung und Skepsis – das sind die beiden Extreme, mit denen man als Fan seit mindestens 2004 die Stadiondiskussion verfolgt. Mal so (Hempelmann-Zusage: „Am 30.6.2008 rollen die Bagger“), mal so (Hempelmann-Absage: „Ach nee, doch nicht.“). Und diesmal prallen diese beiden Emotionsextreme in selbst für Essener Verhältnisse erstaunlich kurzem Abstand aufeinander: Letzte Woche Hoffnung durch den VHS-Vortrag mit Präsentation der neuen Pläne. Montag der SPIEGEL-Artikel, der die fast schon vermisste Skepsis zurückbringt.

Mittwoch könnte es dann wieder aufwärts gehen, wenn der Beschluss durchgeht. Wie gesagt: Eine Achterbahn der Gefühle. Eine Diskussion, die typisch für Rot-Weiss ist. Eine Daily-Soap mit Politikern, Vereinspräsidenten oder solchen, die beide Ämter in Personalunion ausübten, als Hauptdarsteller. Auch eine Never-Ending-Story? Wir werden sehen, schon morgen bei der nächsten Folge. Und danach bitte wieder den Spruch mit den rollenden Baggern.

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