"Diese Stadt hat doch alle Möglichkeiten, wir wollen mit RWE unter die Top 36 im deutschen Fußball." In einer Metropole mit milliardenschwerer Finanzpotenz. In der Kulturhauptstadt 2010, in der man aber auch Dritten, wie im Umfeld oft gefordert, nicht einfach so in die Global Player-Börsen greifen kann. "Die Stadt spielt in der Champions League", erklärt Strunz, dessen erster Kontakt mit RWE im Dezember 2007 im spanischen Traininslager nahe seines damaligen Wohnorts Marbella stattfand.
Es gibt einen Fünfjahres-Plan, bis dahin will Strunz RWE zurück in der 2. Liga haben. Am Mittwoch, 4. März, soll in der Ratsitzung mit der endgültigen Stadion-Absegnung eine wichtige strukturelle Etappe bewältigt werden. "Es geht darum, in kleinen Schritten und mittelfristig zu denken, der große Hammer und Aktionismus bringt nichts." Deshalb betont Strunz auch die "Ruhe, mit der wir wirken, alles läuft ohne Emotionalität, viel geht hinter den Kulissen." Weil viel Porzellan zerbrochen war. Strunz: "Das Vertrauen muss zurück zu RWE. Der Club ist in Essen verwurzelt."
Gelöst werden muss bekanntlich die Liaison mit Dr. Michael Kölmel. Es dreht sich um einen Betrag von etwa sieben Millionen Euro, der im Rahmen einer Einigung aber auf vier Millionen Euro gedrückt werden soll. Dabei soll Kölmel knapp 15 Prozent der medialen Rechte behalten. Die "Ablöse" soll auch mit Hilfe von Sponsoren aufgebracht werden. "Die Verträge sind unterschriftsreif", betont Oberstadtdirektor Christian Hülsmann.
Dass Kölmel medialer Anteilseigner bleibt, ist unterklassig weniger schmerzaft als weiter oben. "Mit diesen 15 Prozent können wir gut leben", definiert Strunz, "in diesen sauren Apfel müssen wir beißen." Wie sich dieses Segment zukünftig darstellt und wie man damit umgeht, möchte Strunz aber noch nicht prognostizieren. "Keiner weiß, wie das in ein paar Jahren aussieht, es gibt im Fußball aktuell einen riesigen Umwälzungsprozess."
Thomas Strunz (Foto: firo).
Klar machte Strunz auch, dass die einzelnen Clubverbindungen mit Kölmel, der bekanntlich auch beispielhafte weitere Vereine wie Karlsruhe, Jena, Union Berlin oder Mönchengladbach "betreute", nicht vergleichbar sind. "Die Verträge sind immer unterschiedlich." Dass "Kölmel RWE einmal rettete", betonte Christian Hülsmann, Essens Oberstadtdirektor, sollte in der ganzen Diskussion "nicht vergessen werden". Deutlich wurde noch von Strunz einmal gemacht: "Kölmel ist mit den aktuellen Strukturen verflochten, da soll er raus."
Über einen möglichen Namensgeber für das Stadion oder einzelner Tribünen gibt es noch keine offiziellen Regungen. "Erst einmal müssen die Pläne umgesetzt werden", bremst Strunz, "weil ohne ein modernes Stadion Wettbewerbsfähigkeit nie Realität wird." Viertklassig hat RWE einen Zuschauerschnitt von knapp 8000 - in einer maroden Pommesbude, ohne großen Frauen- oder Kinderanteil.
Hülsmann unterstreicht: "Über die zukünftigen Strukturen sind wir mit dem Verein einig, das ist auch alles mit dem DFB abgestimmt." Und der DFL. Die Stadt bleibt stark involviert.
Hülsmann: "Im Rahmen einer wirtschaftlichen Gesundung planen wir sukzessive den Rückzug." Schlusswort von Strunz: "Wir warten jetzt auf den Startschuss, es wurde gut und zielgerichtet gearbeitet."