Wo sind denn Kevin, Rafi, Marcelo und Jeff, fragten sich die Kiebitze bei diesem etwas anderen Trainingsauftakt. Stolze zehn Spieler fehlten bei dem gut einstündigen Waldlauf, mit dem Trainer Fred Rutten seine Mannschaft in eine bessere Zukunft führen wollte. Doch die große Südamerika-Fraktion machte ihm dabei einen Strich durch die Rechnung.
Hatten in den vergangenen Jahren mal ein oder zwei Spieler mit Genehmigung des Vereins den Trainingsstart verpasst, so war es diesmal fast die halbe Mannschaft. Neben Kuranyi, Rafinha Bordon und Farfan hatten sich auch Zé Roberto, Vicente Sanchez, Carlos Zambrano, Carlos Grossmüller, Gustavo Varela und - als einziger Nicht-Südamerikaner - Levan Kobiashvili offenbar im Datum vertan. "Das ist so abgestimmt, ich habe das entschieden", bemühte sich Rutten nach der Runde um den Berger See um eine Erklärung.
Schlüssig war diese aber nicht. 24 Stunden vor dem eigentlich für zehn Uhr vorgesehenen Aufgalopp meldete der Klub offiziell, dass es am Samstag erst um 14 Uhr losgehen würde. Und zwar nicht mit einem öffentlichen Training auf dem Vereinsgelände, sonder eben mit einem Waldlauf. Zu diesem Zeitpunkt wussten Manager Andreas Müller und Rutten doch sicher längst, dass die große Kabine ziemlich leer sein würde. Während Müller überhaupt nicht zu einer Stellungnahme bereit war und sich erst Anfang der Woche zur weiteren Planung äußern will, wollte Rutten noch nicht einmal sagen, ob es Probleme bei den Flügen oder andere Gründe für das kollektive Fernbleiben der Stars gebe. "Dazu sage ich nichts, das bleibt intern", ließ der Holländer eine seiner üblichen Floskeln ab.
Auch ob alle Mann oder zumindest ein Großteil der Vermissten heute beim ersten öffentlichen Training da sein werden, vermochte Rutten nicht einzuschätzen. "Sie werden heute da sein, aber ob um zehn Uhr oder erst nachmittags, das weiß ich nicht", zuckte der 46-Jährige mit den Schultern. Das Gleiche bei Zé Roberto und Carlos Zambrano, die in ihrer Heimat Brasilien beziehungsweise Peru eine Rückkehr nach Gelsenkirchen ausgeschlossen hatten. Rutten konnte oder wollte nichts sagen. "Das weiß ich nicht", lautete die gleiche Entgegnung, wie auch bei der Frage bezüglich einer möglichen Begnadigung der vor fast drei Monaten suspendierten Grossmüller und Varela.
Schon heute, wenn seine große Kabine wieder voller sein wird, dürften zwar einige offene Posten geklärt sein. Welches Bild Schalke aber nach den vielen negativen sportlichen Schlagzeilen der vergangenen Monate schon jetzt wieder abgibt, das steht auf einem anderen Blatt.