Derjenige, der jetzt überrascht tut, ist nicht von dieser Welt! Peter Scheuren ist als Coach nicht mehr verantwortlich für die Zweitliga-Nord-Mannschaft. In dieser Position wurde er abgelöst von Tanja Schulte, die Stürmerin ist auch Leiterin Spielbetrieb.
Beim Trainingsauftakt schwang die 29-Jährige bereits das Zepter. Im Rahmen von etlichen Gesprächen mit den Kickerinnen hatten die Verantwortlichen des Clubs herausgefunden, dass ein notwendiger Konsens zwischen Kader und Scheuren einfach nicht mehr gegeben war. Co-Trainer wird Roger Dorny (ehemals VfL Bochum, TuS Hordel), der auch weiterhin für die Arbeit mit den Keeperinnen zuständig ist.
Entlassen ist der ehemalige Neuenahrer Scheuren allerdings nicht, wie auch, sein Kontrakt läuft noch satte eineinhalb Jahre. Um Scheuren ganz vom Hof zu bekommen, muss die SGW kräftig bluten, der Mann wird nicht so naiv sein und seine Koffer "für Nüsse" packen. Gekommen war Scheuren im September für Vorgänger Oliver Lörsch, der in den Sack haute.
Die Vereinbarung mit Schulte gilt bis zum 30. Juni, sollte die Zusammenarbeit fruchtbar sein, steht einer Ausdehnung der Kooperation nichts im Wege, allerdings nicht als Spielertrainerin. Diesen Status hat Schulte auch jetzt nicht, da sie aufgrund eines Sehnenteilabrisses im Fuß sowieso auf Eis liegt. Eine notwendige OP wird aufgeschoben. Sollte die SGW 09 mit Schulte in die nächste Saison starten, geht das einher mit der Beendigung ihrer Karriere als Akteurin.
Scheuren sah im Laufe der Hinrunde Momente, in denen das Team gegen ihn gespielt habe, außerdem in der Schulte-Konstellation wörtlich "Brisanz" oder anders formuliert "eine heiße Kiste". Schulte spricht von einer notwendigen "vernünftigen Führung der Mannschaft", dann würde die sportliche Entwicklung auch ihren normalen Gang gehen. Die Spielzeit soll "gut zu Ende gespielt werden." Sollte Schulte die Berufung durch die Chefetage für die nächste Spielzeit erhalten, "wird auch sicherlich angegriffen."
Übersetzt: Die Bundesliga ist kein Ziel, dass man erst 2032 angehen will. Schulte: "In der aktuellen Spielzeit können wir uns ohne Zweifel noch um Platz drei bis fünf kümmern. Wichtig war für mich, dass es innerhalb des Teams keine Probleme gibt, weil nun eine ehemalige Mitspielerin plötzlich die Entscheidungsträgerin ist." Wichtig - Schulte: "Eine klar abgesteckte Hierarchie. Mit der Unterstützung der Leistungsträgerinnen und erfahrenen Spielerinnen sehe ich keine Schwierigkeiten." Das Untrainierbarkeits-Image der Auswahl muss also wiederlegt werden - Schulte: "Es ist eine Truppe mit sehr viel Potenzial, die ohne Entlohnung eine Menge Aufwand betreibt. Wir wollen es allen Kritikern beweisen!"
Abwarten, wie sich die Gesamt-Konstellation der Nord-Klasse entwickelt, schließlich wird offen darüber gesprochen, dass Bundesliga-Absteiger FFC Brauweiler alle bisherigen Punkte abgezogen werden, da die Rumänin Mariana Ciorba offensichtlich keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung hatte und somit zu Unrecht eingesetzt wurde.
Nicht mehr dabei ist auf jeden Fall Steffi Pohl, deren Abmeldung - mit der gleichfalls ein permanentes Hin und Her verbunden war - scheinbar unwideruflich akzeptiert wurde. RS berichtete über die Pohl-Tendenz zur Zweitvertretung des FCR 2001 Duisburg, es ist für die Defensiv-Akteurin ein Comeback in der Nachbarstadt. Dafür heuerte bekanntlich Nadia Inan (Schulte: "Eine Duftmarke") an, die den umgekehrten Weg ging, allerdings nicht als Platzhalter für Pohl gelten kann, da sie eindeutig die offensive Mittelfeldrolle spielt.