Wer gewinnt das Machtspiel? Wer lässt zu viele Muskel spielen? Wer hat wirklichen Hintergrund? Mit Präsident Rolf Hempelmann unterhielt sich RS, zeitlich sollte man auch Stefan Meutsch befragen, seit 2007 Vorstandsmitglied. Parallel Geschäftsführer der Vereinigten Verlagsanstalten GmbH, einem Mediendienstleister mit einer Geschichte zurück bis 1894. Stefan Meutsch, wie bitter ist das? Das ist ja fast eine griechische Tragödie. Eher eine Bergeborbecker ... Das hat die Truppe nicht verdient. Wir haben nach dem Match in Wuppertal auch die engeren Matches umgedreht. Viel heiklere Spiele als das gegen Lübeck. Anders als in Magdeburg waren wir gegen Lübeck dramatisch überlegen. Uns ist das passiert, was Magdeburg letzte Woche durchlebte. Wir erarbeiteten uns Möglichkeiten, wurden dann kalt erwischt und grausam bestraft. Was passiert jetzt? Trotzdem glaube ich, wenn wir Ruhe behalten und uns einig präsentieren, haben wir eine gute Perspektive.
Wie einig ist die Chefetage überhaupt noch? Ich habe mich vor dem Match mit Präsident Rolf Hempelmann zum Frühstück getroffen. Ich respektiere, wie selbstlos er seine Aufgabe erfüllt hat. Das ist für mich schon eine persönliche Tragödie, dass er einen Tag vor seinem 60. Geburtstag diesen Abstieg erleben muss. Das tut mir persönlich unheimlich leid. Er hat viel für RWE getan. Ohne seine selbstlose Tätigkeit für RWE wären wir schon viel früher in eine viel dramatischere Lage gekommen. Formulieren Sie gerade einen Abgesang? Nein, überhaupt nicht. Wir müssen als Club große Einigkeit zeigen, die Reihen müssen geschlossen werden. Zusammen mit der Stadt und einigen größeren Unternehmungen müssen wir eine Basis schaffen, alles unmittelbar. Damit müssen wir nach vorne gehen. Das hat man in Essen vor genau zehn Jahren auch schon einmal viertklassig gehört!
Es ist nicht der Tag des großen Gerichts, sondern ein Tag, an dem wir uns konzentriert an die neue Aufgabe heran machen müssen. Es ist jeder gefragt, der weiter selbstlos für RWE wirken möchte. Kann es sein, dass einige ihre Hüte nehmen? Die, die ich kenne, eigentlich nicht. Eigentlich? Das ist die Stärke des Vereins, die Situation ist schon länger unglaublich schwierig. Wir hatten die Chance, die letzten Monate vergessen zu machen, das ist nicht gelungen. Nichtsdestotrotz hat das Team und der Club in den letzten Wochen gezeigt, dass wir uns nicht einfach so abschlachten lassen wollen. Das haben wir dadurch dokumentiert, dass wir mit Thomas Strunz einen Sportlichen Leiter geholt haben, der mit der vierten Liga eigentlich nicht verbunden wird. Ich hoffe, wir können das Gerüst der Mannschaft halten, den Trainer und den Sportlichen Leiter. Dann soll der sofortige Wideraufstieg mit Macht angepeilt werden. Sind Sie jetzt der neue mächtige Mensch bei RWE? Ich lande zum ersten Mal vor dem Mikro. Ich habe eine große kaufmännische Erfahrung, die möchte ich einbringen. In meinem Unternehmen habe ich Macht, in einem Club ist das die Mitgliederversammlung, dann der Aufsichtsrat, so ist das gesund. Der Sinn des Vereins ist es nicht, Millionen zu scheffeln, sondern eher Freude ins Dasein zu bringen. Das muss weiterhin gewährleistet sein. Auf der letzten Jahreshauptversammlung wurde der Vorstand bis 2010 gewählt. Wird das weiter Bestand haben? Ich hoffe, dass wir die Ruhe bewahren und nicht in Personaldiskussionen münden. Dafür stehe ich auch nicht zur Verfügung. Ich werde weiter auf den Feldern arbeiten, in denen ich meine Stärken sehe. Zwischen kaufmännischem Management und der Sportlichen Leitung muss es eine scharfe Trennung geben. Im Moment überwiegt das lähmende Entsetzen.