Doch nachdem Carlos Grossmüller vom zweifachen Weltmeister nicht nominiert wurde und Vicente Sanchez seine Teilnahme von sich aus absagte, wird Halil Altintop am heutigen Sonntag der einzige Königsblaue in Bochum sein. Warum Sanchez auf seinen Einsatz verzichtete und wie er die ersten vier Monate in der neuen Umgebung erlebt hat, erzählte er vor seinem Abflug nach Südamerika im Gespräch mit RevierSport.
Hola, Vicente Sanchez, was können Sie denn schon auf Deutsch sagen? Danke, alles klar, Entschuldigung, bitte, Schalke, Tor. Immerhin. Wie klappt die Verständigung in der Kabine? Unter Fußballern versteht man sich immer irgendwie, auch wenn man die Landessprache nicht gleich beherrscht. Natürlich habe ich zuerst den Kontakt zu den Kollegen gesucht, die spanisch können, wie meine beiden uruguayischen Landsleute sowie die Brasilianer und Kevin Kuranyi. Aber auch andere Spieler wie Gerald Asamoah haben mir sehr geholfen, sodass die Integration ins Team wirklich sehr einfach war. Wie wichtig war es dennoch, dass Ihnen in Carlos Grossmüller und Gustavo Varela in dieser Zeit zur Seite standen? Sehr wichtig. Sie haben dazu beigetragen, dass ich mich von Anfang an wohl gefühlt habe. Allerdings fand ich es sehr schade, dass Darío Rodríguez zu Beginn des Jahres gegangen ist. Welchen Eindruck haben Sie nach einem knappen halben Jahr von Schalke? Der Verein hat mich sehr beeindruckt. Die Arena, die vielen Fans, das gesamte professionelle Umfeld rund um die Mannschaft, so etwas kannte ich vorher nicht. In Toluca hatten wir bei den Heimspielen auch viele Zuschauer, aber hier ist alles noch viel größer. Zum Beispiel sind zu den Auswärtsspielen keine Fans mitgefahren, doch die Schalker sind überall. Und beim Training sind auch immer viele Leute da, das gab es in Mexiko nicht.
Wie fällt Ihre sportliche Bewertung der abgelaufenen Saison aus? Wir haben eine gute Serie absolviert. Jeder Spieler hat natürlich das Ziel Meister zu werden, aber Platz drei ist auch in Ordnung. Und ich persönlich bin froh, dass mein Traum von einem großen Club in Europa wahr geworden ist. Da Schalke sehr viele gute Spieler im Kader hat, konnte ich nicht erwarten, dass ich von Anfang an spiele, sondern habe mich langsam heran getastet.
Welchen Unterschied gibt es zwischen der mexikanischen Liga und der Bundesliga? Hier wird härter gespielt, die Schiedsrichter lassen viel laufen. Da musste ich mich umstellen. Und ich muss auch ein wenig meine Spielweise ändern. Weil die Gegenspieler bei der Ballannahme gleich drauf sind, muss ich lieber eine Umdrehung weniger machen und den Ball abgeben.
Sie haben zum ersten Mal in der Champions League spielen dürfen. Waren die Vergleiche mit dem großen FC Barcelona die Höhepunkte in der bisher noch kurzen Zeit auf Schalke? Natürlich, das waren tolle Erlebnisse. Die Champions League ist weltberühmt, darüber spricht man auch in Uruguay und Mexiko. Dass wir mit Schalke dann auch noch gegen Barcelona spielen durfte, war etwas Besonderes. Deshalb möchten wir in der nächsten Saison auch wieder dort mitmischen.
Als Sie im Januar verpflichtet wurden, haben Sie gesagt, dass Sie auch mit Schalke Meister werden wollen, nachdem Ihnen dies mit Deportivo Toluca bereits gelungen ist. Glauben Sie nach Ihrer ersten Halbserie auf Schalker immer noch daran? Natürlich! Das ist unser Ziel, die Qualität dazu haben wir in der Mannschaft. Wir haben doch auch jetzt schon oben mitgespielt, obwohl Platz eins schon recht weit weg war. Ich denke aber, dass wir auch Bayern München Paroli bieten können.
Wie haben Sie den Trainerwechsel sechs Spieltage vor Saisonschluss aufgefasst? Das habe ich nicht so richtig verstanden, weil wir doch recht erfolgreich waren. Aber als Spieler hat man die Entscheidung des Vereins zu akzeptieren. Da Buyo ein Faible für Spanien hat und ein wenig meine Sprache beherrscht, konnten wir uns ein bisschen unterhalten. Das war ein Vorteil für mich und ich finde, dass er sowie Youri Mulder ihre Sache sehr gut gemacht haben.
Warum haben Sie für das Länderspiel gegen die Türkei abgesagt? Der Verband wollte mich berufen, aber ich habe darum gebeten, dass ich aussetzen darf, um noch einige Dinge in Mexiko zu regeln, zu denen ich im Januar wegen des Wechsels nach Schalke nicht gekommen bin. Danach werde ich nach Uruguay fliegen, um mich mit meinem Bruder und meiner Schwester zu treffen und ein wenig Urlaub zu machen. Ihre Verwandten sind zu Hause, verheiratet sind Sie nicht. Was haben Sie denn so allein in Gelsenkirchen gemacht? Wir hatten sehr viele Spieler, daher gab es nicht wirklich viel Freizeit. Wenn wir mal einen freien Tag hatten, habe ich diesen meistens zu Hause verbracht oder bin spazieren gegangen. Da die sprachliche Barriere groß ist und ich mich noch nicht so gut verständigen kann, wird es noch ein wenig länger dauern, bis ich die Gegend näher kennen lernen werde. Übersetzung: Manuel Martinez