Erst nach dem Spiel kehrten die Fans an ihre angestammten Plätze zurück.
Drei Stunden vor dem Spiel hatte die Gelsenkirchener Polizei 190 S04-Fans auf dem Weg vom Fan-Projekt an der Glückauf-Kampfbahn, wo sich die Ultras üblicherweise vor den Heimpartien versammeln, zur Arena gestoppt. Alle Personen wurden, wie es im Behördendeutsch heißt, erkennungsdienstlichen Maßnahmen unterzogen. "20 Anhänger waren den szenekundigen Beamten bekannt, von 170 Fans wurden Fotos gemacht und Personalien aufgenommen", bestätigte Polizeisprecher Konrad Kordts gegenüber RevierSport.
Die Gelsenkirchener Ordnungshüter wurden von der Dortmunder Polizei um Amtshilfe gebeten. Die will mit Hilfe der gemachten Bilder nun Vorfälle im Zusammenhang mit dem Gastspiel der Schalker am 10.Februar beim BVB aufklären. "Es geht um Körperverletzung und Landfriedensbruch", erklärt Kordts. "Von den verübten Straftaten gibt es Videomaterial. Jetzt geht es darum, die beteiligten Personen anhand der Fotos zu identifizieren. Die Maßnahme ist mit der federführenden Staatsanwaltschaft in Dortmund abgestimmt". Allerdings sei damit keine Vorverurteilung verbunden. "Wir haben die Fans nicht am Stadionbesuch gehindert. Wer nichts gemacht hat, bleibt unschuldig. Wer eine Straftat begangen hat, wird dafür belangt", so der Pressechef. "Es handelt sich um Tatverdächtigte, nicht um Täter".
Als "sehr fragwürdig", bezeichnete dagegen Schalkes Fanbeauftragter Rolf Rojek die Aktion. "Ich wurde von der Sache völlig überrascht. Wir haben noch am Dienstag der vergangenen Woche mit den Fanbeauftragten aus Dortmund, Bochum und Duisburg zusammengesessen. Da wussten auch die Kollegen aus Dortmund nichts von irgendwelchen gravierenden Vorfällen", meint Rojek.
"Wer Unrecht begangen hat, muss dafür bestraft werden. Aber ist es richtig, diese Maßnahmen in unmittelbarem örtlichen Zusammenhang mit dem Fan-Projekt vorzunehmen?", fragt sich der Vorsitzende des Schalker Fan-Club Verbandes. "Die Fan-Projekte sind sicherlich kein rechtsfreier Raum. Aber sie arbeiten mit ihren engagierten Sozialarbeitern als Vermittler und Unterstützer in Konflikten mit Behörden und in problematischen Lebenslagen. Wenn ich jetzt als Fan damit rechnen muss, dort, und wenn es nur in der Nähe war, aufgegriffen zu werden, dann gehe ich doch da gar nicht mehr hin. Dann können wir die Fan-Projekte dicht machen", stehe damit gegebenenfalls sogar das gesamte Konzept der Fan-Betreuung in Frage. "Hier geht es um die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Waren die Straftaten so gravierend, dass ich das riskiere?"