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Stadtdirektor Christian Hülsmann wettet nicht auf neues Stadion
Essen mit wenig Hoffnung auf WM

Stadtdirektor Christian Hülsmann wettet nicht auf neues Stadion
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Die Frauen-Weltmeisterschaft in Essen. Aktuell kommt man zu der Erkenntnis, das ist alles nur Wunschdenken, es fehlt die Kohle beim Basis-Stadionprojekt von RWE. Insgesamt geht es der Metropole nicht unbedingt rosig. Logisch, dass einem Stadtdirektor wie Christian Hülsmann der Hut hoch geht, wenn man dann noch angegriffen wird, wenn klamme Clubs die Politik und Verwaltung um Finanzunterstützung angehen.

Löcher sollen gestopft werden, die in der Vergangenheit oft durch Dilettantismus und Fantasterei bei wirtschaftlichen Konzepten aufgerissen wurden. In dieser Hinsicht taumelt der teilweise fragwürdige Spitzensport wie bei TUSEM Essen (Handball) und den Moskitos (Eishockey). Hülsmann, der in seinem Amt auch für den Sport zuständig ist, reagiert auf öffentliche Angriffe.

"Die Stadt ist einer der Hauptsponsoren im Essener Sport!" Argumente: Allein der Unterhalt der betreffenden Sportstätten geht in die Millionen, in den Wiederaufbau der Halle am "Hallo" habe man Millionen zusätzlich investiert. "So bedauerlich die finanziellen Probleme der Vereine sind, so kann und darf die Stadt den Spielbetrieb von Vereinen nicht finanziell unterstützen." Trotzdem sei der "Konzern-Stadt Essen" über die Beteiligungsunternehmen aktiv im Sponsoring tätig. Christian Hülsmann, haben Sie Angst um den Sportplatz Essen? Erfreulich ist das nicht, Gott sei Dank besteht unsere Stadt aus mehr als drei Vereinen. Die letzte Schramme beim TUSEM liegt noch nicht lange zurück. Wir stecken nicht da drin, machen nicht die Wirtschaftspläne, schießen oder verhindern nicht die Tore. Wir schaffen die Rahmenbedingungen bei Sportstätten, geben Millionen. Es gibt auch andere Vereine, die sich bemühen müssen, mit Geldern umzugehen. Bei einigen scheint das nicht richtig zu funktionieren.

Es muss Sie stören, wenn sofort nach der Stadt geschrieen wird, oder? Das ist immer das Thema, man steht fünf vor oder fünf nach Zwölf vor der Tür. Das ist nicht nur das Geld Dritter. Und dann soll der Oberbürgermeister die Unternehmen anpumpen. Der ist sowieso schon der größte Schnorrer der Stadt. Aber es gibt Grenzen des Zumutbaren, insbesondere dann, wenn die Finanzkonzepte nicht überzeugend sind.

Beim Eishockey-Zweitligisten ESC Moskitos ist die Stadt eingesprungen und hat Schulden in fünfstelliger Höhe beim Trägerverein der Eissporthalle übernommen. Irgendwann ist auch mal Ende der Fahnenstange. Wir müssen schon erwarten dürfen, dass sie die Ansätze in den Wirtschaftsplänen einigermaßen realistisch veranschlagen und nicht bei jeder unvorhergesehenen Situation in Schieflage geraten. Man kann nur Geld geben oder bei Unternehmen verlangen, wenn überzeugende Konzeptionen dahinter stecken. Und nicht, wenn man nicht weiß, ob irgendwas ein paar Monate später überhaupt Bestand hat oder gegen die Wand gefahren wird. Man meint offenbar, wir können mal eben in die Schatulle packen. Dabei dürfen wir das nach dem Haushaltsrecht nicht. Das hat überhaupt nichts mit der klammen Kommune zu tun. Andere können darauf verweisen: Wir arbeiten ordentlich.

Interessant ist immer auch der Verweis auf Berthold Beitz, der Geld für das Museum gab. Wir können für die 55 Millionen Euro dankbar sein. Jetzt wird gemeint, er soll das gleiche Geld für ein Stadion aufwenden. Dabei kann er laut Stiftungsrecht nichts für Profivereine geben. Es wird immer so getan, als käme es von uns. Dafür hätten wir Finanzkraft. Viele schauen sich auch einfach Unternehmen aus, verweisen auf deren ungemeinen Verdienst. Aber man kann doch den Leuten nicht einfach in die Tasche packen, das ist doch nicht unser Vermögen. Der Verweis auf die Zeche Zollverein kommt auch, oder? Genau, 180 Millionen Euro werden angeführt, dann wären 150.000 Euro für die Moskitos doch so gut wie nichts. Wir unterhalten die öffentliche Sportstätten, das kostet uns Millionen. Auch unsere städtischen Beteiligungsunternehmen sind dabei, allen voran die Stadtwerke. Auch die Sparkasse ist seit Jahren in vorderster Front beteiligt. Irgendwann ist Ende der Fahnenstange, nur weil einige meinen, sie müssten in der Riege A, B oder C spielen. Wenn ich mir das nicht leisten kann, darf ich das nicht machen. Ich kann mir kein dickes Auto kaufen, wenn ich die Finanzen nicht habe. Die Konzern-Stadt Essen macht alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Essen hat sich offiziell als Austragungsort der wohl mit 16 Teams ausgetragenen WM beworben, im August fällt die Entscheidung. Die Konkurrenz-Orte werden begutachtet. Ist Essen vorbereitet? Ich weiß nicht, wann man nach Essen kommt. Es ist noch nicht allzu viel zu sehen. Ich denke, man wird sich nicht nur auf bunte Plänchen einlassen. Die Stadt hat bislang als einzige Institution einen Finanzierungsbeitrag von 7,5 Millionen Euro für das neue RWE-Stadion verbindlich beschlossen. Diese Entscheidung erging vor vier Jahren, alles liegt schriftlich vor. Es kommt nichts nach, was man irgendwie hoch halten kann. Wenn es so weiter geht, dann kann man die WM 2011 vergessen. Wenn wir begutachtet werden und wir haben keine Perspektivplanung, kann ich mir nicht vorstellen, dass der DFB sagt, man glaubt da einfach einmal dran. Es gibt andere Interessenten, die solche Einrichtungen längst stehen haben. Der Verband verfolgt eine Philosophie, man muss dem DFB dankbar sein, er bemüht sich um den etwas unterbelichteten Fußballstandort Essen. Aber wir müssen vorab unsere Hausaufgaben machen. Die Stadt tat das. Die WM 2011 hängt mit dem Stadion-Fall RWE eng zusammen – man hat den Eindruck, das wird nichts.

Ich würde darauf nicht wetten, bin eher konservativ. Ich schaue, was habe ich. Zurzeit scheint noch zu viel im Soll zu stehen. Wenn das in den nächsten Wochen nicht von rechts nach links kommt, dann sieht das nicht gut aus.

Kulturhauptstadt 2010 ohne großen Fußball – was sagen Sie zu dem Bild? Der Zusammenhang ist sehr legitim. Ein berühmter spanischer Philosoph hat einmal gesagt, Kultur ist die Tochter des Sports. .... das war Ortega Y Gasset ... Er ordnete den Sport noch höher ein. Wir haben in Essen eine Schieflage mit dem Produkt Fußball, es fehlt etwas in der Kulturhauptstadt. Bedauerlich, dass wir mit dem Schwung dieses Titels und der Vornominierung durch den DFB für die Frauen-WM in dieser Stadt nicht erreichen, dass wir ein Stadion hinkriegen. Aber zur Ehrenrettung der potenziellen Essener Unternehmen muss man sagen: Die Situation bei RWE ist gerade nicht so, dass man sich die Hände danach leckt, im Bereich Hafenstraße etwas auf die Beine zu stellen. Wenn man den Sprung in Liga zwei schaffen könnte, wäre das Stimmungsbild ganz anders. Aber wenn man um die Liga drei bangt, ist das nicht die beste Werbung für ein solches Projekt. Sie klingen wenig optimistisch. Ich bin Realist. Wir schlagen uns damit schon länger rum. Auf der Habenseite stehen die 7,5 Millionen, sonst nichts. Man kann ja nicht mit der Kalaschnikov die Gelder eintreiben. Man muss der Essener Wirtschaft dankbar sein, dass über Jahrzehnte Gelder investiert wurden. Auch in RWE, einem Drittligisten, der gelegentlich man in der zweiten Bundesliga war.

Die selbst auferlegte Uhr tickt bis zum 30. Juni, bis dahin soll, laut RWE-Präsident Rolf Hempelmann, der erste Spatenstich erfolgen. Bis zu diesem Zeitpunkt tickt die Uhr nicht, man weiß das bestimmt schon zwei Monate vorher, ob man Ende Juni einhalten kann. In zwei, drei Monaten sind die Dinge offenkundig, ob es geht oder nicht. Der Fußball-Oberligist ETB Schwarz-Weiß Essen, der für die neue NRW-Liga auch einen komplett renovierten städtischen Uhlenkrug benötigt, hebt irgendwo in fünfter Reihe auch den Finger. Das ist eine grundlegende Problematik, die wir schon seit Jahren beobachten, leider ist kein Konsens bei den Clubs vorhanden. Die Fachverbände drücken uns Auflagen für unsere Sportstätten auf. Keiner zuckt, normalerweise müssen sich alle Stadionbesitzer zusammenschließen, sagen, das machen wir nicht mit. Uns werden die Preise diktiert. Wenn wir uns jetzt weigern, kommt der Verein auf uns zu, sagt, es kann nicht sein, dass wir die Doofen sind. Das ist eine gewaltige Drucksituation. Im Fall vom ETB müssen wir sehen, wie wir damit umgehen.

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