Die Karriere von Ahmet Karyildiz schien viele Jahre den Weg zu gehen, von dem so viele träumen. 1990 wurde der BVB auf den talentierten C-Jugend-Kicker von SuS Derne aufmerksam. Mit dem Ende seiner Jugendzeit begannen zunächst unruhige Jahre für den talentierten Deutsch-Türken. Ein Jahr beim Hasper SV in der Oberliga, wieder zurück zum BVB, ein Jahr beim MSV Duisburg, die erneute Rückkehr nach Dortmund. "Ich habe immer neue Herausforderungen gesucht", berichtet Karayildiz.
Erst Mitte der Neunziger Jahre wurde er bei den BVB-Amateuren "sesshaft". Unter Trainer Michael Skibbe gehörte er in der Saison 1996/97 zu den Leistungsträgern der zweiten Mannschaft. "Eine Zeit, in der ich viel gelernt habe", sagt Karayildiz. Zum großen Sprung reichte es jedoch nie. "Ich war eben nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Denn der BVB war gerade auf dem Höhepunkt seiner Erfolge, für Amateurspieler war damals kein Platz im Kader. "Wenn man sieht, wie einfach es heute für viele Spieler ist, ärgert man sich schon ein bisschen." So blieb Karayildiz zwar ein überdurchschnittlicher Amateurkicker, höher als Regionallliga kam er jedoch nie. "Dabei hätte es vom Potenzial her gereicht", glaubt er.
Der Angreifer machte Station bei Alemannia Aachen und Yurdumspor Köln - doch immer wieder zog es ihn zurück nach Dortmund. Unter Trainer Horst Köppel erlebte er noch einmal erfolgreiche Zeiten. Der Traum von der großen Karriere war da aber längst ausgeträumt. "Man muss wissen, bis wohin man gehen kann. Ich konnte mit 28 nicht noch eine Profikarriere anstreben." Dabei hatte er dem Fußball jahrelang alles untergeordnet, keinen anderen Beruf erlernt und die Familienplanung vernachlässigt. Erst seit kurzem hat er ein zweites Standbein neben dem Fußball und eröffnete in Dortmund-Derne einen Friseursalon.
Im Winter 2005 entschloss er sich endgültig, den Träumen nicht mehr nachzulaufen. In Bergkamen spielten Cousins und Freunde von ihm. Sein Interesse, beim damaligen A-Kreisligisten einzusteigen, war anfangs noch als Scherz gemeint. "Doch daraus wurde schnell Ernst." Fortan war die einstige Profi-Hoffnung Chef eines Teams in der drittuntersten Klasse.
"Zwischendurch vermisst man schon das ein oder andere", sagt Karayildiz. Zum Beispiel, wenn mit platten Bällen trainiert wird, nach dem Training keine Getränke bereit stehen oder die müden Knochen nicht von einem professionellen Physiotherapeuten wieder fit gemacht werden. "Aber mir ist schon bewusst, dass ich das nicht vergleichen kann."
Stattdessen ist er gemeinsam mit seinem einstigen Weggefährten Andreas Tewes bemüht, bei Gurbet Spor die Erfahrungen sinnvoll einzubringen. "Es sind viele Kleinigkeiten, die sich in den den unteren Ligen groß auswirken", sagt Karayildiz. Schlichtes "Hinterlaufen" bringe zum Beispiel in der Bezirksliga einen großen Effekt. Der Bergkamener Spielertrainer glaubt, "dass man mit einfachem Fußball schneller Erfolg hat." Das erste Halbjahr von Aufsteiger Gurbet Spor bestätigt seine Strategie. Der junge Verein überwintert auf dem fünften Tabellenplatz und erzielte die zweitmeisten Treffer der Liga.
Karayildiz, der im Februar 31 wird, sieht seine aktive Karriere noch lange nicht am Ende. "Ich habe noch Luft", sagt er. Dem Fußball möchte er weiter verbunden bleiben und im kommenden Jahr den Trainerschein machen.