Schalkes Stürmer Breel Embolo (21) fiebert seinem ersten Revier-Derby entgegen. Fast ein Jahr lang hatte er verletzt gefehlt, beim Hinspiel war er noch nicht hundertprozentig fit. Aktuell hat der Schweizer Nationalstürmer muskuläre Probleme, die eine frühzeitige Auswechslung beim 2:3 in Hamburg zur Folge hatten. Doch die Chancen stehen gut, dass der gebürtige Kameruner rechtzeitig zum Dortmund-Spiel fit wird.
Sie gelten als Spieler, der bei Trainingsübungen gerne mal kleine Wetten mit den Teamkollegen abschließt. Gibt es eine Derbywette? Nein, spezifisch nicht. Ich hatte auch wegen meiner Verletzung noch gar keine Zeit.
Sie haben eine Wette gegen Marko Pjaca gewonnen. Worum ging es? Wir spielen oft zu viert etwas aus. Guido Burgstaller, Amine Harit, Marko und ich. Wir machen nach dem Ende der Trainingseinheit Torschüsse. Wer am wenigsten trifft, muss die anderen zum Essen einladen. Oder die Schuhe der Kollegen putzen. Dadurch bauen wir zusätzlich etwas Spannung auf und haben Spaß. Man will halt nicht verlieren.
Spüren Sie die Besonderheit in dieser Derby-Woche? Es hat nicht erst jetzt angefangen, sondern schon in der letzten Woche. Es war hier am Platz Thema, auch an der Tankstelle bin ich von einer Frau auf das BVB-Spiel angesprochen worden. Am Tag nach dem Hamburg-Spiel habe ich zwei, drei Schalke-Fans am Trainingsplatz getroffen. Sie meinten: Die Hamburg-Niederlage war egal, jetzt zählt nur das Derby. Uns war das 2:3 natürlich nicht egal, aber das Schöne im Fußball ist, dass man im nächsten Spiel nach einer Enttäuschung schon wieder etwas zurückzahlen und besser machen kann. Es kann ja auch sein, dass dieser Rückschlag im richtigen Moment gekommen ist. Nach einer Niederlage arbeitet man viermal härter als nach einem Sieg.
Interview auf Schalke: Breel Embolo mit den Reportern Thomas Tartemann (links) und Christoph Winkel.
Beim Hinspiel saßen Sie nur auf der Bank. War das schmerzhaft? Es war schon etwas enttäuschend, weil man in solchen besonderen Begegnungen dabei sein möchte, aber zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht hundertprozentig helfen.
Wissen Sie noch, was Sie nach Naldos 4:4 gemacht haben? Ich glaube, alle, die draußen auf der Bank waren, sind nach vorne zu den jubelnden Teamkollegen gesprintet. Ich auch. Selbst die Zeugwarte waren dabei. Das war einer der schönsten Momente meiner Karriere. Es fühlte sich sehr, sehr gut an.
Die Chance zu spielen war für Akanji in Dortmund größer.
Breel Embolo
Bei der Borussia spielt Manuel Akanji – ein sehr guter Freund von Ihnen. Wie konnte es dazu kommen, dass er zum Rivalen wechselte? Ich habe oft mit ihm geredet. Meine Hoffnung war, dass er vielleicht eines Tages zu uns nach Schalke kommt. Aber als das Angebot aus Dortmund da war, habe ich mich zurückgehalten. Schließlich muss jeder für sich entscheiden, was für ihn der beste Weg ist. Ich habe ihm gesagt: Manuel, wir könnten dich auf Schalke sehr gut gebrauchen, aber wir haben mit Naldo, Thilo Kehrer, Benjamin Stambouli und Matija Nastasic vier starke Verteidiger. Die Chance zu spielen war für Akanji in Dortmund größer. Das war reizvoller für ihn. Bevor er unterschrieben hat, hat Manuel mir Bescheid gegeben. Ich freue mich trotzdem für ihn. Schließlich habe ich einen Freund in der Nähe wohnen.
Die Freundschaft leidet aber nicht unter der Rivalität, oder? Vor drei Wochen waren wir Zimmerkollegen bei der Schweizer Nationalelf. Am Sonntag werden Manuel und ich für 90 Minuten keine Freunde sein. Das weiß er auch. Da wird es maximal zur Sache gehen. Auf dem Platz will ich gewinnen. So ist meine Mentalität. Und nach dem Abpfiff ist alles wieder okay.
Stimmt es, dass Borussia Dortmund zu Ihrer Zeit in Basel an Ihnen interessiert war? Sagen wir mal so: Es gab einige Interessenten aus der Bundesliga. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht den Eindruck, dass ich für die Bundesliga bereit war. Ich wollte noch in Basel bleiben, dort auch meine Lehre beenden. Und grundsätzlich bin ich der Meinung, dass mir die Farbe Königsblau gut steht.
Wie wichtig ist es für Sie, die Nummer eins im Ruhrpott zu sein? Wir wollen vorne sein. Aber wenn die Dortmunder auf Platz 15 und wir auf Platz 14 stehen würden, wäre das trotzdem nicht gut. Wir reden hier von hohen Ansprüchen. Es geht darum, unter den Top Vier, Top Fünf oder Top Sechs dabei zu sein, das ist unser Hauptziel. Wenn wir zusätzlich noch vor dem Rivalen BVB landen könnten, wäre das ein schönes Zubrot. Wir haben auch in der letzten Saison, die sportlich nicht nach Wunsch gelaufen ist, gegen die Dortmunder gut ausgesehen. Das ist wirklich ein spezielles Spiel. In der Schweiz gab es den Klassiker Basel gegen Zürich. Im Vergleich zu Schalke gegen Dortmund ist das Kindergarten. Als Spieler will man solche Spiele erleben und aufsaugen. Das ist pures Adrenalin.
Im Winter gab es ein paar Anfragen.
Breel Embolo
Gab es zur Winterpause Gedanken, Schalke zu verlassen? Im Winter kamen ein paar Anfragen. Es ist klar, dass Klubs aufmerksam werden, wenn ein junger Spieler nicht spielt. Ich habe immer mit Manager Christian Heidel geredet. Für mich war klar, als ich mich im Winter gut gefühlt habe und mich auf dem richtigen Weg gesehen habe, dass es nur einen Plan A mit Schalke 04 gibt. Christian Heidel hat auch immer betont, mich nicht verkaufen zu wollen.
Haben Sie während Ihrer langen Verletzungszeit mal gezweifelt, ob Schalke die richtige Wahl war? Kein einziges Mal. Ich habe mit Schalke einen familiären Verein gefunden, in dem Fußball gelebt wird. Ich war verletzt und hatte so viel Unterstützung, wurde gezielt und behutsam herangeführt. Hier bei Schalke steht auch der Mensch im Vordergrund, nicht nur der Fußballer. Das ist manchmal sogar noch wichtiger, weil man dadurch großes Vertrauen aufbaut.
Sie werden im Sommer Vater einer Tochter. Haben Sie schon einen Namen ausgesucht? Nein. Meine Freundin Naomi hat zwei, drei Ideen, aber ich halte mich da raus. Wir haben einen Deal. Das Kind trägt den Nachnamen Embolo. Deswegen darf Naomi den Vornamen aussuchen.
Steht bald auch die Hochzeit mit Naomi an? Es gab noch keinen Antrag.
Ihre Freundin hat Ihnen noch keinen Antrag gemacht? (lacht) Wenn ich darauf antworte, denkt Naomis Papa: Was für ein Macho. Die Hochzeit ist natürlich irgendwann der nächste Step, aber wir sind da ganz entspannt.