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Revierderby sonntags
Die Amateure rebellieren

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Revierderby sonntags: Die Amateure rebellieren
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Viele Fußballvereine im Ruhrgebiet sind sauer auf die Deutsche Fußball-Liga. Termin des Schlagers zwischen Schalke und dem BVB sorgt für eine Absagenflut.

„Unsere Amateure. Echte Profis.“ Unter diesem Motto startete der Deutsche Fußball-Bund vor fünf Jahren eine große Charme-Offensive, die dem DFB Sympathiepunkte an der Basis einbringen sollte. Mit rund 2,5 Millionen Euro wurde die Imagekampagne zugunsten des Amateurfußballs angekurbelt. Geholfen hat sie kaum. Die Amateure fühlen sich nach wie vor stiefmütterlich behandelt.

Mit Werbeplakaten und netten Worten ist es offensichtlich nicht getan. Erst recht nicht, wenn die vermeintlich gute Absicht durch die umstrittene Ansetzung des 175. Revierderbys zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund ad absurdum geführt wird. Der Bundesliga-Schlager wird am 15. April angepfiffen. An einem Sonntag. Um 15.30 Uhr. Dies gab die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zu Beginn des Monats bekannt. Der Aufschrei vieler Fußballer im Ruhrgebiet ist groß. Denn zu dieser Uhrzeit stehen sie in der Regel selbst auf dem Platz. Die Ansetzung sorgt für großen Ärger, aber vor allem für einen Interessenkonflikt bei Vereinen, Spielern und Zuschauern aus der näheren Umgebung. Vor allem Klubs aus den unteren Amateurligen könnten es schwer haben, elf Akteure auf den Platz zu bekommen, weil die Spieler lieber das Duell zwischen Blau-Weiß und Schwarz-Gelb anschauen wollen.

Ambitionierte Vereine befürchten aus demselben Grund, dass ihre Fans wegbleiben. Dieses Szenario droht auch dem ASC 09 Dortmund. Der Oberligist ist hinter dem großen BVB der erfolgreichste Verein der Stadt. Für 09-Trainer Adrian Alipour ist die Derby-Ansetzung „eine Katastrophe“. Er rechnet deshalb mit bis zu 40 Prozent weniger Zuschauern. „Das wäre ein enormer Verlust für uns. Auch unsere Spieler würden gerne das BVB-Spiel sehen. Das macht so keinen Spaß“, sagt er.

Noch deutlicher wird sein Trainerkollege Holger Flossbach vom Westfalenligisten DSC Wanne-Eickel. Der Termin sei „ein Schlag in die Fresse für alle Amateurfußballer. Eine Frechheit – fast schon ein Skandal!“

Vereine dürfen ihre Spiele verlegen

Die Austragung des prestigeträchtigsten Derbys im deutschen Fußball an einem Sonntagnachmittag ist kein Novum. Auch vor dem 8. November 2015 war der Aufschrei im Amateurlager groß. Als der BVB den Rivalen aus Gelsenkirchen an diesem Tag mit 3:2 bezwang, fielen 80 Prozent der Amateurspiele in Dortmund aus.

Ähnlich könnte es auch diesmal aussehen. Denn um ein Spiel abzusagen, muss keine Grippewelle vorgetäuscht oder der Torpfosten angesägt werden. „Bei Spielen der ersten und zweiten Bundesliga dürfen die Amateure aus dem unmittelbaren Umfeld ihre Spiele verlegen“, erklärt Reinhold Spohn, Vorsitzender des Verbands-Ausschusses der Oberliga Westfalen.

Die Möglichkeit einer Verlegung möchten erneut viele Vereine ergreifen. „Wir werden auf keinen Fall spielen“, betont Norbert Bauer, Vorsitzender des Gelsenkirchener Landesligisten SSV Buer. Für die DFL hat Bauer kein Verständnis. „Diese Ansetzungen der Bundesliga machen den Amateurfußball kaputt“, wettert er. Seine Schalke-Dauerkarte habe er aus Wut auf den DFB abgegeben.

Ex-Profi Christian Knappmann, der den Traditionsverein Westfalia Herne trainiert, will den Fans des Oberligisten einen Gewissenskonflikt ersparen und die Begegnung gegen die Sportfreunde Siegen verlegen. „Aus Rücksicht auf die Fans werden wir nicht am Derby-Sonntag spielen“, erklärt er. „Viele würden sich zwischen dem Spiel ihrer Westfalia und dem Derby entscheiden müssen. Das wollen wir niemandem antun.“

Doch warum musste es überhaupt zu dieser Diskussion kommen? Nach Angaben der DFL ließ der Terminplan des BVB und der Schalker keine andere Ansetzung zu. Die Borussia könnte am Donnerstag vor dem Derby in der Europa League spielen. Auf den ungeliebten Montag könne auch nicht ausgewichen werden, da die Königsblauen am Mittwoch nach dem BVB-Spiel im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt spielen.

Eine spätere Anstoßzeit sei aus Sicht der Polizei bedenklich. „Wir sprechen hier von einem Hochrisikospiel. Die Dunkelheit könnte die Sicherheitslage verschärfen“, sagt Torsten Sziesze, Pressesprecher der Polizeibehörde Gelsenkirchen, dieser Zeitung.

Leidtragender bleibt der Amateurfußball. „Echte Profis“ möchten anders behandelt werden.

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