Die Mütze hat er tief ins Gesicht gezogen. Jens Rasiejewski, Bochums Trainer in dieser unruhigen Zeit, geht am Donnerstagnachmittag vom Platz, schwerst erkältet. Er steht seinen Mann im teils strömenden Regen, als am Ende elf gegen elf antreten. A-Team gegen B-Team, wenn man so will.
Es geht um viel für den VfL Bochum am Sonntag in Dresden. Sehr viel. Dem Verlierer droht der Sturz auf einen Abstiegsplatz. Wer soll den VfL aus der Krise führen auf dem Feld?
Es wird schwierig. Aber wir müssen in Dresden punkten, egal wie.
Anthony Losilla
Rasiejewski lässt am Ende drei (kurze) Drittel spielen. Sie sind nicht der Weisheit letzter Schluss drei Tage vor dem Anpfiff, aber ein Zeichen. Im A-Team verteidigte Patrick Fabian, der emotionale Leader, der mit seiner Brandrede nach dem 0:1 gegen Bielefeld an den Zusammenhalt aller appelliert hat und dabei auch die Führungsetage im Visier hatte. Neben ihm agierte Linksfuß Maxim Leitsch – Tim Hoogland, der qua seines Typs, seiner Erfahrung, auch Klasse ebenfalls Führungsqualitäten hat – rutschte ins B-Team. Rechts blieb der derzeit unanfechtbare Jan Gyamerah, links kehrte Danilo Soares zurück nach überstandener Verletzung. Läuft es glatt, steht er vor seinem ersten Einsatz in diesem Jahr.
Ebenfalls wieder dabei ist Stefano Celozzi, der Kapitän beackerte konsequent die rechte Mittelfeldseite, Philipp Ochs rotierte ins B-Team. Konstant im A-Team auch Anthony Losilla auf der Sechs, Kevin Stöger sowie die Stürmer Johannes Wurtz und der in diesem Jahr zweimal nur von der Bank gekommene Lukas Hinterseer.
Robbie Kruse und Sidney Sam indes tauschten die Rollen auch mal. Kaum vorstellbar aber, dass Rasiejewski auf die Dienste des schnellen Australiers verzichtet. Unterm Strich sähe die Trainings-Formation mit Kruse also vier Änderungen vor: Leitsch, Soares, Celozzi und Hinterseer kämen für Hoogland, Hemmerich, Ochs und Eisfeld ins Spiel.
Zugänge spielen keine Rolle
Noch aber sind zwei Einheiten zu absolvieren. Sicher ist, dass die jungen Zugänge Janni Serra (Angriff) und Simon Lorenz (Abwehr) keine Rolle spielen, beide sind angeschlagen, konnten nicht trainieren. Sicher dürfte auch sein, dass Losilla wieder im defensiven Zentrum beginnt. Der 31-Jährige ging gegen Bielefeld voran. In Dresden trifft der Franzose, der nach zwei Jahren in Sachsen 2014 zum VfL kam, mal wieder auf seinen Ex-Klub – aber dass es ein besonderes Spiel für ihn ist, hat ganz andere Gründe. „Wir sind in einer sehr schwierigen Situation“, sagt Losilla nach der Einheit. „Für beide Mannschaften ist das ein sehr wichtiges Spiel.“
Auch Dresden hat ja zuletzt dreimal in Serie verloren und wie der VfL nur 23 Punkte. Auch bei Dresden scheint derzeit fast alles schiefzulaufen, was schieflaufen kann. Beispiel Peniel Mlapa: Der Ex-Bochumer wehrte in Sandhausen in der Nachspielzeit einen Schuss vom Kollegen Ballas ab, unabsichtlich, unglücklich: auf der Linie des SVS. Es wäre das 1:1 gewesen.
Dass Bochum nach den zwei Pleiten und in dieser allgegenwärtig angespannten Lage auswärts antritt, könnte gar ein Vorteil sein. Das Stadion in Dresden, „die Atmosphäre dort“ gleicht einem Hexenkessel, weiß Losilla nur zu genau. „Das kann uns auch in die Karten spielen, wenn es nicht läuft bei Dynamo.“
Letztlich darf das aber nicht interessieren: „Wir müssen uns ganz auf uns fokussieren“, sagt er. „Wir müssen zusammenhalten. Das werden wir auch“, versichert Losilla. „Wir müssen punkten, egal wie.“