Felix Bastians geht nach über zwei Stunden Training am Freitagmittag zur Kabine, man sieht dem Kapitän an: Diese Einheit war lang und intensiv. Bastians durfte noch ein paar Läufe obendrauf packen, weil er ja tags zuvor, beim 2:1-Sieg im Testspiel bei Bayer Leverkusen, nicht am Ball war. Der Schluss-Auftritt gestern aber gehörte dem Neuen.
Sidney Sam, seit Anfang August ja schon Trainingsdauergast beim VfL und seit Donnerstag mit einem neuen Zweijahres-Vertrag ausgestattet, hat seine kleine Extra-Schicht hinter sich - und fühlt sich fit für den ersten Einsatz. „Ich denke, dass ich spielen kann“, sagt er auf die entsprechende Frage zum Leistungsstand. Auch wenn Sam einschränkt, dass „Spielpraxis“ etwas anderes sei als Training.
Ablösefrei aus Schalke gekommen
Sam kam vom FC Schalke 04. Auch, weil ein Wechsel in die Bundesliga (Stuttgart) letztlich nicht zustande kam. Auch, weil Schalke ihm seine Vertragsauflösung - sein Jahresgehalt wurde auf Schalke auf vier Millionen Euro geschätzt - mit einer Abfindung versüßte, wie S04-Sportdirektor Axel Schuster bestätigt hat.
Sam konnte somit ablösefrei zum VfL ziehen - in die 2. Liga. Für den 29-Jährigen, der die Flügel beleben soll, ist das kein Rückschritt, sagte er gestern. Bisher hat es der fünfmalige Nationalspieler mit Hamburg, Kaiserslautern, Leverkusen, Schalke und - zuletzt auf Leihbasis - Darmstadt 98 auf 122 Bundesliga- und 59 Zweitliga-Spiele gebracht (26/14 Tore). „Das Wichtigste ist für mich, wieder befreit Fußball spielen zu können“, sagt Sam. „Ich sehe Bochum als Chance. Wir haben eine tolle Mannschaft, wir wollen um den Aufstieg mitspielen.“ Am liebsten würde er in Darmstadt sein Debüt feiern am 10. September. Bei seinem Ex-Klub, für den er in der Rückrunde 13 Bundesligaspiele bestritt. „Ich habe da noch viele Freunde, habe richtig Bock auf dieses Spiel.“
Wir haben eine tolle Mannschaft, wir wollen um den Aufstieg mitspielen
Sidney Sam (VfL Bochum)
Er ist ja einer von gleich drei Neuen, die der VfL in nur vier Tagen verpflichtet hat. Jeweils für ein Jahr auf Leihbasis kamen noch Robert Tesche (30) aus Birmingham, der in England noch ein paar Dinge klären muss und in Bochum am Montag ins Training einsteigt, und Schalkes Talent Luke Hemmerich, der nach einem Bänderriss wohl erst in zwei Wochen richtig mitmischen wird. Hemmerich ist (Rechts-)Verteidiger, Tesche einer für das Zentrum. „Wir brauchen mehr Balleroberung im Mittelfeld, mehr Aggressivität“, erklärt Trainer Ismail Atalan. Das habe er in der zweiten Halbzeit gegen Dresden vermisst. „Da sind wir zu wenig in die Zweikämpfe gegangen.“ Tesche sei ein Spieler, der „giftig ist“.
Thomas Eisfeld, der gestern wieder nicht trainieren konnte, wird sich strecken müssen. Zudem kann Atalan im Mittelfeldzentrum Anthony Losilla, Kevin Stöger, Vitaly Janelt, Görkem Saglam, Alexander Merkel bringen - keine schlechte Auswahl für drei Stellen im 4-3-3-System.
Überhaupt hat der VfL nun eine Mannschaft mit vielen gestandenen Spielern. Und eine ausgeglichene Transferbilanz: Sieben Spieler kamen, allesamt ablösefrei; sieben gingen, zuletzt Peniel Mlapa nach Dresden. Mlapa (ca. 500 000 Euro) und Stiepermann (ca. 1,7 Millionen Euro, ein Teil ging an Fürth) brachten Geld in die Kasse, eine kleine Summe floss wohl auch beim Transfers von Dominik Wydra. Sportlich hat sich der VfL vor allem offensiv erneuert. Atalan sagt: „Die Qualität ist da. Die müssen wir jetzt auf den Platz bringen.“