Schalke will trotz des Wechsels des Routiniers (in der Summe dürfte es ein Paket in der Größenordnung von 15 Millionen Euro sein) nicht nachlegen. Trainer Tedesco vertraut dem Kader und verschiebt Mittelfeldleute nach hinten.
Schalke 04 hat durch den Abgang von Benedikt Höwedes nicht nur eine Identifikations-Figur verloren, sondern auch einen wichtigen Abwehr-Stabilisator. In der vergangenen Saison biss Höwedes trotz seiner Leistenprobleme lange auf die Zähne und ließ sich erst im Mai operieren, als die Saison für die Königsblauen gelaufen war.
Höwedes absolvierte in Meisterschaft, Europa League und DFB-Pokal 46 Spiele, galt alleine schon wegen seiner Präsenz und Leidenschaft als unverzichtbar für den Traditionsklub. Doch unter Neu-Trainer Domenico Tedesco änderte sich alles. Höwedes musste das Kapitänsamt abtreten. Und er musste Talent Thilo Kehrer in der Abwehrkette Platz machen.
Heidel: Es geht nur noch um Details
Höwedes zieht seine Konsequenzen: Er wechselt nach Italien und soll an diesem Mittwoch, wie die „Gazetta dello Sport“ ankündigt, den obligatorischen Medizin-Check bei Juventus Turin absolvieren. Die italienische Presse feiert Höwedes bereits als „deutschen Stahl“.
Am späten Dienstagabend bestätigte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel gegenüber unserer Zeitung, dass sich beide Vereine geeingt haben. „Es geht nur noch um kleine Details, Bene kann zum Medizincheck nach Turin fliegen“, so Heidel.
Schalke geht ohne seinen langjährigen Führungsspieler ein gefährliches Spiel ein. Höwedes soll nämlich nicht durch einen Neuzugang ersetzt werden. In einer Gesprächsrunde mit Trainer Domenico Tedesco wurde der Kader noch einmal beleuchtet. Man kam zu dem Schluss, auch bei einem Höwedes-Weggang nicht mehr nachzubessern.
Tedesco vertraut in der Abwehr dem vorhandenen Personal, das für die Dreierkette zur Verfügung steht. Derzeit hat Thilo Kehrer, der gegen RB Leipzig (2:0) stark verteidigte, aber beim 0:1 in Hannover einen dicken Bock schoss, die Höwedes-Position übernommen – ein aktueller U21-Nationalspieler. Kehrer gilt als hochveranlagt und sehr talentiert, muss aber den Nachweis, dass er auch über einen längeren Zeitraum auf konstant hohem Niveau agiert, erst noch erbringen.
Neben Kehrer kann Tedesco auch den Spanier Pablo Insua als rechten Verteidiger in der Dreierkette aufbieten. Der 3,5 Millionen Euro teure Neuzugang, der bisher noch keine Pflichtspiel-Minute für Schalke absolviert hat, braucht aber noch Zeit, bis er er eine vollwertige Alternative sein kann.
Auch Geis ist Abwehr-Kandidat Mit Benjamin Stambouli hat Schalkes neuer Trainer während der sechswöchigen Vorbereitung mehrmals in der Abwehr experimentiert. Im Juli 2016 kam Stambouli eigentlich als Sechser von Paris St. Germain, er stand nach einer enttäuschenden Saison stark auf der Kippe, bevor er unter Tedesco in ungewohnter Rolle Pluspunkte sammelte. Neben Stambouli, der in den ersten beiden Spielen eine Rotsperre aus der alten Saison abbrummte, hält sich auch der defensive Mittelfeldspieler Johannes Geis für Abwehr-Einsätze bereit.
Durch den Aderlass in der Verteidigung kommt auf Routinier Naldo noch größere Verantwortung zu. Der 34-Jährige ist nicht nur wegen seiner Erfahrung wichtig, sondern auch als Wortführer und Kommandogeber neben dem stillen Linksverteidiger Matija Nastasic und dem talentierten Kehrer. Wenn Naldo ähnlich wie im Vorjahr mal wochenlang ausfallen sollte, hätte der FC Schalke ein ernsthaftes Problem.