Aufregung in Köln um Toptorjäger Anthony Modeste. Erst der geplatzte Wechsel zu Tianjin Quanjian, nachdem der 1. FC Köln die zähen Verhandlungen abgebrochen hat. Nun das Interview mit der Bild am Sonntag, wo Modeste betonte, dass er nie wirklich weg wollte und den Verein liebe.
Passt das zusammen? Aber klar. Niemand kann behaupten, dass Modeste bisher als Raffzahn aufgefallen ist. Im Winter gab es bereits ein unglaubliches Angebot von Tianjin Quanjian. Der FC sagte trotz einer Offerte von über 50 Millionen Euro ab. Modeste nahm das hin, ohne ein Murren. Das hätten bei solchen Summen - die für den Spieler im Raum standen - nur wenige getan. Köln ging volles Risiko und wurde belohnt. Der Franzose traf einfach weiter. Seine Tränen nach dem Erreichen der Europa League, sie waren echt, auch daran besteht kein Zweifel.
Denn Modeste und seine Familie - sie fühlen sich wohl und geliebt in der Domstadt - da braucht es keinen Lügendetektor, um das zu untermauern.
Aber im Sommer hat sich ein entscheidendes Puzzleteil verändert. Wieder kam so ein unmoralisches Angebot aus China rein, nur diesmal war Köln bereit, über einen Weggang von Modeste zu verhandeln. Jörg Schmadtke und Co wollten das Glück offenbar nicht überstrapazieren. Im Winter haben die Verantwortlichen bereits alles auf eine Karte gesetzt - und gewonnen. Kein Geld, dafür Modeste, der gesund und torgefährlich blieb, zudem das Erreichen der Europa League.
Jetzt haben sie sich für das Geld entschieden, Modeste im Zuge dieser Geschichte ebenfalls. Ein ganz normaler Vorgang. Dass der Deal platzte, das lag vermutlich in erster Linie an Tianjin Quanjian und den ungeklärten Zahlungsmodalitäten. Daher stehen erstmal beide wie begossene Pudel da. Köln - weil die Millionen (noch) nicht fließen, Modeste, weil er sich bereits in China gesehen hat.
Macht das eine weitere Zusammenarbeit unmöglich? Keinesfalls. Hier haben einfach zwei Parteien aus einer zuletzt hoch emotionalen Verbindung eine wirtschaftliche gemacht. Nicht mehr, nicht weniger. Daher dürfte auf dieser Basis auch ein Sommertransfer weiter als sehr realistisch angesehen werden.
Kurz nach der Absage an Tianjin Quanjian gab es offenbar bereits den nächsten Interessenten für Modeste - diesmal aus England. Die 35 Millionen Euro, die Tianjin Quanjian bot, werden zwar nur schwer zu erzielen sein. Trotzdem sollte am Ende eine Summe erwirtschaftet werden, die den FC sehr glücklich macht.
Mit dem Geld könnte der Kader in der Breite fit für Europa gemacht werden. Kommt es anders - freuen sie sich stattdessen in der kommenden Saison über weitere Tore von Modeste. Vielleicht an der Seite vom jüngsten Neuzugang Jhon Cordoba. Viel Geld oder ein neuer Traumsturm, es gab schon deutlich schlimmere Probleme, mit denen sich die Kölner Verantwortlichen auseinandersetzen mussten...