Kurz vor dem Saisonende werden beim Handball-Zweitligisten Tusem Essen die Stühle gerückt. Der abstiegsbedrohte Klub von der Margarethenhöhe handelt noch einmal – und das haut den Einen oder Anderen vom Hocker, Stephan Krebietke sogar vom Trainerstuhl. Der 45-Jährige muss zwei Spieltage vor Toreschluss die Trainerbank räumen, dafür rückt Daniel Haase einen Platz auf und soll nun die Profis zum Klassenerhalt führen.
Ich kann das nicht so wirklich nachvollziehen
Stephan Krebietke über seine Freistellung
Für Krebietke wäre nach der Saison ohnehin als Chefcoach Schluss gewesen, das teilte der Verein bereits vor drei Wochen mit. Doch jetzt ist die Saison für ihn vorzeitig beendet, vor den letzten beiden Spielen solle in dieser gefährlichen Abstiegssituation ein neuer Impuls her. „Ich kann das nicht so wirklich nachvollziehen“, sagt Krebietke und fährt fort: „Wenn ich nicht mehr Trainer sein soll, dann hätte man direkt einen Cut machen sollen, als mir gesagt wurde, dass ich im Sommer nicht mehr weitermachen darf. Schon damals war die Enttäuschung riesengroß bei mir. Wenn die Sportliche Leitung aber denkt, es könnte helfen, dann soll sie diese Entscheidung eben treffen. Ich hätte die Saison super gerne zu Ende gebracht und bin sicher, dass wir es geschafft hätten.“
Der Grund für die vorzeitige Freistellung liege, laut Vereinsführung, in den letzten beiden Ligaspielen. Gegen Bad Schwartau (27:30) und in Aue (20:25) lag der Tusem jeweils bereits zur Pause deutlich zurück, musste am Ende mit leeren Händen das Spielfeld verlassen. Aktuell liegen die Essener einen Punkt vor den Abstiegsrängen. „Wir wollen maximal und optimal vorbereitet in die letzten Spielen gehen und wollen mit diesem Impuls die Mannschaft wieder wachrütteln. In den vergangenen beiden Spielen hat sie längst nicht die Leistung gezeigt, die wir uns vorgestellt haben. Stephan hat die Jungs sicherlich gut vorbereitet, konnte dann aber leider auch nicht mehr so eingreifen, wie es nötig gewesen wäre“, begründet Geschäftsführer Niels Ellwanger.
Krebietke sieht Schuld auch bei sich
Stephan Krebietke leitete das Training beim Tusem knapp zwei Jahre lang, ist insgesamt schon seit 1996 in dem Verein aktiv. Auch der frühere Nationalspieler hat seinen Anteil an der Geschichte des Traditionsklubs. In seiner Trainerzeit hielt er die Mannschaft bislang in der Liga, hatte in dieser Saison mit Personalsorgen zu kämpfen. Oft musste der Chefcoach verletzungsbedingt auf Leistungsträger verzichten, meist fehlten Alternativen. Doch auch Krebietke selbst kann sich von einer Mitschuld für die prekäre Situation nicht freisprechen: „Wir sitzen alle im gleichen Boot. Auch ich habe sicher Anteil daran.“
Jugendkoordinator Haase übernimmt
Im Sommer soll es einen neuen Posten für Krebietke geben. „Wir werden uns zusammensetzen“, sagt der A-Lizenz-Inhaber. Er kann sich eine Zukunft beim Tusem vorstellen, doch zunächst möchte er Abstand gewinnen. Am Freitag gegen den Wilhelmshavener HV (19.30 Uhr, Am Hallo) werde er nicht in der Halle sein. „Das tut mir nicht gut, das wären zu viele Emotionen.“
Von nun an steht also Jugendkoordinator Daniel Haase als Trainer am Seitenrand und soll die letzten Punkte für den Ligaverbleib einfahren. Eine 180-Grad-Wende hat der 34-Jährige aber nicht eingeplant. „Wir wollen wieder in unser Tempospiel kommen und ein paar Kleinigkeiten müssen wir ändern. Wir müssen in den Spielen mehr auf uns schauen und unsere Stärken herauskristallisieren. Es interessiert nicht, was die anderen machen. Wir haben unsere Pflicht zu erfüllen“, betont Haase.