Max Meyer fährt einen rasanten grünen Sportwagen – wenn er angebraust kommt, hört sich das an, als würde ein Bulldozer gerade eben den Motor anwerfen. Mit Gas geben und Durchstarten kennt sich der Schalker also aus – und genau das will er jetzt auch auf dem Platz tun. Nachdem er am Samstag beim 4:1-Sieg gegen Wolfsburg seine beste Saisonleistung geboten hat, will er mit Schalke jetzt auch Ajax in der Europa League putzen: „Es kann gerne so weitergehen. Ich hoffe, dass ich am Donnerstag eine ähnliche Leistung abliefern kann“, sagt er vor dem Hinspiel in Amsterdam (21.05 Uhr).
Die Frage ist nur, ob ihn Trainer Markus Weinzierl auch lässt: Denn Schalke bereitet sich auf einen furios attackierenden Gegner vor, der seine Angriffe durchs Zentrum vorträgt. Und Weinzierl hatte noch am Samstag – bei allem Lob für das kreative Mittelfeld-Dreieck mit Nabil Bentaleb, Leon Goretzka und eben Max Meyer – einschränkend gesagt: „Generell habe ich gerne immer eine defensive Absicherung im Zentrum.“ In Amsterdam wird sich zeigen, ob Schalke jetzt auch auswärts auf Attacke setzt.
Max Meyer ist davon überzeugt, dass sich Schalke dieses Risiko leisten kann. „Wir haben ja schon öfter so gespielt, wenn auch nicht von Anfang an. Und ich kann mich kaum erinnern, dass wir da viele Gegentore bekommen haben.“ Der 21-Jährige wirbt dafür, dass Schalke dieses System beibehält: „Klar ist es ein Risiko, wenn man im Mittelfeld drei Spieler hat, die erstmal nach vorne denken. Aber wir laufen alle sehr viel, setzen den Gegner so unter Druck und denken auch nach hinten. Wenn wir das beibehalten, glaube ich, dass wir auch Auswärts- oder K.o.-Spiele so bestreiten können.“ Meyer kämpft um seinen Platz.
Dass es für ihn gegen Wolfsburg so gut lief, hat zwei Gründe. Zum einen kommt ihm die offensive Ausrichtung entgegen: „Ich bin am besten, wenn ich in einer dominanten Mannschaft spiele, die viel Ballbesitz hat und viel Fußball spielen will.“ Dann kann Meyer den Ball gut laufen lassen mit spielstarken Nebenleuten wie Goretzka oder Bentaleb, „die wissen, worauf man hinaus will.“ Und zum anderen hat es auch eine Aussprache mit Markus Weinzierl gegeben, die den Mittelfeldspieler beflügelt hat.
„Ich brauche Vertrauen vom Trainer, damit ich meine 100-prozentige Leistung abliefern kann. Das habe ich ihm gesagt, und das weiß er mittlerweile auch“, erklärt Meyer: „Wir sind jetzt öfter im Austausch, momentan läuft es wieder besser.“ Nach dem Spiel gegen Wolfsburg lobte Weinzierl öffentlich den Techniker, der zwei Tore vorbereitet hatte – das ging ihm runter wie Öl. „Ich habe mich sehr gefreut, dass der Trainer meine Leistung anerkannt hat“, berichtet Meyer und lacht: „Es war ja auch schon mal anders.“
Auch Schalke muss überlegen
Beim Pokal-Aus in München kritisierte Weinzierl die Zweikampfschwäche von Meyer, aber da hatte der 21-Jährige auch ganz anders gespielt als nun gegen Wolfsburg...
Man merkt Max Meyer an, wie gut ihm die vergangenen Tage getan haben – nun wird sich zeigen, ob das Hoch stabil und von Dauer ist. Und bis man das sieht, sind auch alle Überlegungen bezüglich der Zukunft des Schalker Eigengewächses zurückgestellt. Schließlich muss sich nicht nur der Spieler darüber im Klaren werden, sondern auch Schalke muss entscheiden, wie tief der Klub für eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit Meyer in die Tasche greifen würde, welchen Stellenwert er in der Zukunft genießt.
Ehrlich räumt Meyer ein, dass er sich auch schon mit einem Abschied von Schalke beschäftigt hat: „Klar sind die Gedanken da, mein Vertrag läuft ja 2018 aus.“ Im Moment sei es aber immer noch „fifty-fifty – alles weitere wird man im Sommer sehen“, sagt Meyer und erklärt: „Auch wenn ich nicht verlängere, heißt das ja nicht, dass ich im Sommer weg bin.“ Konkrete Angebote gibt es aktuell nach WAZ-Informationen nicht, so wie auch schon die Spekulationen über einen Wechsel nach England zu Tottenham im vergangenen Jahr von viel heißer Luft aufgeblasen waren.
Im Moment ist das also alles kein aktuelles Thema – Meyer will sich mehr auf seine Leistung konzentrieren, „wir spielen ja alle drei Tage.“ Was da gefragt ist, hat er auch in den Wochen gelernt, als es für ihn nicht so rund lief: „Ich habe einfach Gas gegeben.“ Und das kann er ganz gut