Als die Schlusssirene nach dem letzten Gruppenspiel des GTSV Essen gegen die SG Kupferdreh-Byfang ertönte, erreichte der Geräuschpegel in der Bergeborbecker Sporthalle den Höhepunkt. Nicht viele Spieler des Gehörlosen- Turn- und Sportvereins bekamen dies akustisch mit. Beim GTSV dürfen nur Fußballer mitmachen, die einen Hörverlust von mindestens 50 Dezibel auf beiden Ohren nachweisen können. Einige von ihnen sind komplett taub.
Doch auch Fußballer, die nicht hören, können große sportliche Leistungen vollbringen. Das hat der in der Kreisliga B startende GTSV eindrucksvoll bewiesen. Bei seiner zweiten Teilnahme bei der Stadtmeisterschaft gelang dem Team der Einzug in die Zwischenrunde. Ein furioser 9:2-Sieg gegen den Bezirksligisten SuS Haarzopf und ein 4:3-Erfolg im dritten Gruppenspiel gegen Kupferdreh reichten sogar für den Gruppensieg. Den großen Beifall von den Rängen und den Respekt der Zuschauer konnten die Spieler trotz ihres Handicaps wahrnehmen. Die Begeisterung über diesen großartigen Erfolg stand ihnen ins Gesicht geschrieben. „Es ist einfach unglaublich“, jubelte GTSV-Kapitän Benjamin Christ.
Der 28-Jährige, von Geburt an taub, ist bekanntermaßen ein richtig guter Amateurspieler, der früher in der Bezirks- und Landesliga aktiv war und schon einige Erfolge feiern durfte. „Ich bin der einzige von uns, der die Atmosphäre im Sportpark am Hallo schon erlebt hat. Ich habe meinen Kollegen oft davon berichtet. Für die Jungs geht ein Traum in Erfüllung.“ So beeindruckend die Leistung des B-Ligisten auch war, zu entschuldigen war die Leistung des SuS Haarzopf nicht. Beim 2:9 gegen das Gehörlosen-Team blamierte sich der Bezirksligist bis auf die Knochen. „So eine Leistung ist nicht zu erklären“, schüttelte Trainer Kai Berges den Kopf. „Wir standen wie ein Kaninchen vor der Schlange. Jetzt müssen wir uns auf den Abstiegskampf in der Liga konzentrieren.“
Nur einen mageren Zähler konnte der SuS einfahren und landete auf dem letzten Platz. Ausgeschieden ist auch die SG Schönebeck. Kupferdreh-Byfang kam als Zweiter in die Runde der letzten 32 Teams, die am kommenden Samstag in Stoppenberg beginnt.
Dort will Bezirksligist Winfried Kray seine Leistung vom Sonntag bestätigen. Angeführt von seinen Torjägern Pascal Nimptsch und Yusef Allouche fuhr der in der Hinrunde furios agierende Aufsteiger drei souveräne Siege ein. „Wir wollen in der Halle Spaß haben. Natürlich wollen wir weit kommen, aber wichtig ist auch, dass sich keiner verletzt. Denn in der Meisterschaft haben wir viel vor“, betonte Trainer Ibo Ramadan.
Bereits am Vormittag qualifizierten sich in einer starken Fünfergruppe Titelverteidiger TuS 84/10, der SC Frintrop und die SpVg Schonnebeck für die Zwischenrunde. Frintrop-Trainer Sascha Fischer, der im letzten Gruppenspiel gegen TuS Holsterhausen eine Rote Karte für seinen Torjäger Markus Lihs sah, war nur bedingt zufrieden. „Richtig überzeugt haben wir nur im ersten Spiel gegen Schonnebeck. Eine Rote Karte wegen Meckerns ärgert mich natürlich noch mehr. Wir müssen uns in Stoppenberg steigern.“
Gleiches gilt für die Mitfavoriten Blau-Weiß Mintard und VfB Frohnhausen. Die beiden ambitionierten Bezirksligisten erreichten als beste Gruppendritte die Zwischenrunde und kamen mit einem blauen Auge davon.