Öffentlich äußern will sich der Trainer des Zweitligisten erst gegen Ende der ersten Trainingswoche des Jahres, die vom Spiel gegen den 1. FC Köln am Samstag im Ruhrstadion (15.30 Uhr) gekrönt wird, wenn man das so sagen will in der Vorbereitung. Zufrieden aber dürfte der niederländische Coach gewesen sein mit dem Auftakt.
Das hatte sicherlich weniger mit der Qualität der Einheit als vielmehr mit der Quantität zu tun. Beim ersten Wiedersehen nach dem Urlaub geht es ja traditionell noch eher gemächlich zu, erst ab Tag zwei wird angezogen. Und da wollen dann - wie schon gestern Nachmittag - 27 Feldspieler und vier Torhüter zeigen, was sie drauf haben. Nur der seit Wochen sich beim VfL fit haltende Nando Rafael zählt von ihnen nicht zum Zweitliga-Kader.
Einer aber war schon gestern nicht mehr dabei, der in der Jugend des VfL groß wurde seit 2005: Die Bochumer haben Gökhan Gül an Liga-Konkurrent Fortuna Düsseldorf verkauft. Der Vertrag des 18-Jährigen lief noch bis Sommer 2018, über die Ablösesumme wurde offiziell nichts bekannt. Sie dürfte im niedrigen sechsstelligen Bereich liegen. Innenverteidiger Gül zählt zum Stamm der deutschen U19-Nationalmannschaft, beim VfL konnte er sich unter Verbeek aber nicht durchsetzen. Nur zu zwei Einsätzen - in Dresden und gegen München - kam der A-Jugendliche trotz vieler Ausfälle in dieser Saison. In Bochum war er - Gesundheit aller vorausgesetzt - nur Innenverteidiger Nummer sieben hinter Fabian, Hoogland, Bastians, Dawidowicz, Wydra und Leitsch.
Mit der Fortuna bricht Gül nun ins Trainingslager nach Malta auf, in Düsseldorf sieht er eine bessere Perspektive. „Gökhan Gül verfügt über ein sehr großes Talent und wird bei uns die nächsten Schritte machen und sich weiterentwickeln. Wir werden Gökhan mit seinen 18 Jahren über die U23 an den Profikader heranführen“, erklärte Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel. Beim VfL konnte Gül Spielpraxis nur in der A-Jugend sammeln, und dies auch nur noch bis Saisonende, denn eine U23 gibt es ja nicht mehr. Christian Hochstätter, VfL-Vorstand, erklärte zum Transfer des gebürtigen Castrop-Rauxelers: „Es ist immer schade, wenn ein langjähriger VfLer den Verein verlässt, doch auch das gehört zum Profi-Alltag. Wir wünschen Gökhan Gül alles Gute.“
Alternativen im Kader gibt es nun nicht nur auf Güls Position wieder mehr. Nur der linke Flügelmann Jannik Bandowski (22, nach Ermüdungsbruch) und Innenverteidiger Tom Baack (17, Knöchelbruch) absolvierten lediglich Teile des Mannschaftstrainings. Alle anderen sollten in dieser Woche voll durchziehen, sofern es nach Plan läuft.
Auch Saglam ist wieder eine Option
Das ist ein gewaltiger Unterschied zur Hinserie. Zurückgekehrt sind im Vergleich zur Vorbereitung auf das Spiel beim FC St. Pauli auch die Innenverteidiger Felix Bastians, Pawel Dawidowicz und Maxim Leitsch (war krank vor Weihnachten) und Rechtsverteidiger Stefano Celozzi. Auch Görkem Saglam, der nach seiner Innenbandverletzung vom November bereits am Jahresende ins Training eingestiegen war, kann sich wieder anbieten für einen Einsatz. Vom Kader fehlten nur noch Kevin Stöger (Kreuzbandriss) und Thomas Eisfeld (Knieverletzung), die frühestens im Frühling wieder eine Rolle spielen könnten.
Vor allem die Rückkehr der Defensiv-Stammkräfte soll den VfL stärken in der Rückrunde. Celozzi fehlte ja seit Ende September (Adduktorenprobleme), 13 der 17 Liga-Partien hat der 28-Jährige verpasst. „Es tat gut, mit der Mannschaft wieder alles mitmachen zu können“, sagte Celozzi. Daumen hoch auch bei Felix Bastians, der wegen eines Muskelbündelrisses seit Ende November fehlte. „Es ist alles wieder in Ordnung“, sagte der Kapitän. Sein Ziel: „Wir müssen Punkte holen. Wir sind Tabellenelfter, also haben wir viel zu verbessern.“ Der linke Innenverteidiger könnte in Berlin am 27. Januar erstmals in dieser Saison wieder mit Patrick Fabian spielen, der ja nach seinem auskuriertem Kreuzbandriss seit November wieder mit dem Team trainiert. Tim Hoogland wäre dann auch eine Option fürs Mittelfeld.