An den weißen Wänden hängen Fotos, auf denen Momente der größten Erfolge der Schalker Vereinsgeschichte abgebildet sind. Der Traum von der Deutschen Meisterschaft hat sich zwar auch Gerald Asamoah nicht erfüllen können, viermal war Schalke Vize.
Zweimal hat er mit Schalke aber den DFB-Pokal gewonnen. „Asa“, wie der heute 38-Jährige auf Schalke nur heißt, ist zweifelsohne einer der beliebtesten Spieler der vergangenen Jahre. Daher war es keine Frage, dass er den Königsblauen auch nach seiner aktiven Karriere erhalten bleibt.
Bis Gerald Asamoah wieder die Möglichkeit hat, sich auf einem Bild im Vorstands-Besprechungsraum zu verewigen, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Vorerst hat er aber die Möglichkeit, sich in der Schalker Nachwuchsabteilung ein Denkmal zu setzen. Der ehemalige Nationalspieler ist ab sofort Manager – und zwar bei der Schalker U23, die in der Regionalliga West bislang hinter den Erwartungen geblieben ist. Auf Platz 14 steckt sie im Tabellenkeller fest. „Das passt nicht zu Schalke“, stellt Asamoah klar.
Es war Schalkes „großer“ Manager Christian Heidel, der bei der U23 Handlungsbedarf sah. Warum, erklärte er am Dienstag bei Asamoahs offizieller Vorstellung am Beispiel des FSV Mainz 05. Als Heidel dort seinen Dienst 1992 antrat, war es seine erste Aufgabe, sich um die 2. Mannschaft zu kümmern. Die kickte damals in der elften Liga und hatte laut Heidel noch nicht einmal einen eigenen Trikotsatz. Unter seiner Führung waren die Spieler in den Folgejahren nicht nur bestens eingekleidet, sondern auch verdammt erfolgreich. Als Heidel im Sommer zu Schalke wechselte, war die Mainzer U23 als Drittligist die beste 2. Mannschaft eines Profiklubs in Deutschland.
„Ich war überrascht, dass die U23 von Schalke nicht von einer bestimmten Person geführt wird. Auch die U23 eines Profi-Klubs ist eine Profi-Mannschaft“, sagte Heidel und ergänzte: „Also brauchten wir einen Verantwortlichen, der sich nur auf dieses Team konzentriert.“
Der Kader der Schalker U23 ist zu groß
Dass die 3. Liga auch mittelfristig ein Ziel der Schalker U23 sein kann, will Heidel nicht ausschließen. Vorrangig geht es dem Sportvorstand aber darum, das Standing, die Wertigkeit dieser Mannschaft deutlich anzuheben – innerhalb des Vereins, aber auch in der Wahrnehmung von außen. „Bislang genießt die U23 noch nicht den Stellenwert, den sie haben müsste“, sagte er.
Einige Profiklubs, wie Bayer 04 Leverkusen, haben ihre U23 vom Spielbetrieb abgemeldet. Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist nicht aufgegangen, kaum ein Nachwuchsspieler hat den Sprung über die U23 ins Profiteam geschafft. Heidel liegt es allerdings fern, über eine Abmeldung nachzudenken: „Für uns ist es fast lebensnotwendig, dass in unseren Nachwuchsteams gute Arbeit geleistet wird. Vor allem in der U23“, sagt er.
Ein Spieler, der aus der U19 in den Seniorenbereich wechselt und auf Schalke die Chance bekommt, in der U23 zu spielen, muss laut Heidel stolz darauf sein. „Es ist für die Jungs wichtig zu wissen, dass es keine Strafe ist, in der U23 zu spielen.“ Heidels Eindruck ist bislang allerdings der, dass die U23 auf Schalke eher eine Art Auffangbecken für die Spieler ist, die aus Altersgründen die U19 verlassen müssen. Damit sei der Sinn einer U23 verfehlt.
Allein wegen der vielen parallelen Spielansetzungen zu den Profis kann der 53-Jährige kaum ein Spiel der U23 sehen. Deshalb geht es ihm auch um einen engen Austausch mit Asamoah. „Ich möchte immer darüber informiert sein, was in der Mannschaft los ist“, sagte Heidel.
Gerald Asamoah, der erst kürzlich seine A-Lizenz-Prüfung als Trainer bestanden hat, freut sich auf die neue Aufgabe. Nach seinem Abschied von den Schalker Profis hat er selbst noch für die U23 gekickt, im Mai 2015 war dann Schluss. Seine erste Aufgabe als U23-Manager wird es sein, den Kader zu verkleinern. „Wir müssen Spieler loswerden“, sagte er. Auf der Kaderliste stehen 28 Spieler, außerdem stoßen Spieler wie Joshua Bitter, Fabian Reese, Phil Neumann oder Sidney Sam aus dem Profiteam regelmäßig dazu.
Selbstverständlich geht es Asamoah aber auch darum, die Qualität der Mannschaft zu verbessern. Die Gespräche mit möglichen neuen Spielern habe er bereits aufgenommen. Auf die Frage, ob er als Manager denn jetzt strenger sei, sagte er: „Ich bleibe der Asa und werde auch immer noch meine Späße machen. Aber ich kann auch anders. Das haben die Jungs auch schon gemerkt.“