Das Spiel gegen die Slowakei war entschieden, der Gegner zeigte keinerlei Gegenwehr mehr. Eigentlich der beste Zeitpunkt, um ein paar Talente spielen zu lassen. Zum Beispiel den Dortmunder Julian Weigl im zentralen Mittelfeld. Oder den Schalker Leroy Sané auf einer der offensiven Halbpositionen. Oder den Leverkusener Jonathan Tah in der Innenverteidigung. Irgendeine Einwechslung halt, die den Jungen zeigt: Gut trainiert – jetzt dürft Ihr mal raus in die Realität. Bisher hat es nur Bayern-Profi Joshua Kimmich aus der deutschen Talentabteilung zu zwei EM-Einsätzen in Frankreich gebracht. Der Rest beim Schützenfest: durfte beim 3:0 nur zuschauen.
Bundestrainer Joachim Löw schickte lieber die ältesten der alten Hasen aufs Feld: Lukas Podolski für Julian Draxler auf die linke Seite und Kapitän Bastian Schweinsteiger für Sami Khedira in die Zentrale. Schon seit 2004 sind die beiden dabei – diese EM ist ihr siebtes Turnier. Warum durften sie und nicht Sané?
Man muss an dieser Stelle dem Bundestrainer vertrauen. Mit seiner Erfahrung von jetzt sechs Turnieren geht er vorsichtig, ja konservativ bei Umstellungen vor. Nur keine Balance gefährden, wo keine Not herrscht. Evolution statt Revolution.
Sechs Wochen lang verfügt der Nationaltrainer über ein Team, das nicht komplizierter sein kann. Kein Vertrag regelt sein Weisungsrecht, die 23 Nationalspieler kommen von 15 verschiedenen Arbeitgebern. Es gibt junge und erfahrene Spieler, mannschaftsdienliche, egoistische und sozialverträgliche Vertreter. Was diese Spieler eint, ist ihr Wir-Gefühl, gemeinsam Titel zu sammeln. Man braucht einander, darum heißt das EM-Team auch: „Die Mannschaft“.
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Nicht jeder ist aber ein Höwedes, der selbstlos seinen Platz räumt, weil ein anderer (Kimmich) den Job auf der Außenbahn besser kann. Wäre Neuling Sané reingekommen, bevor ein Altstar seine Spielminuten sammelt – die Hierarchie hätte in der Wahrnehmung wackeln können. Stichwort: Generationswechsel.
Also kommt Podolski für Draxler. Eine nicht immer sportliche und zukunftsgerichtete Entscheidung. Aber eine kluge des Trainerstabs. Niemand verliert sein Gesicht. Von Sané und Weigl ist keine Unruhe zu erwarten. Ihre Zeit kommt noch.
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