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Otzes Erben

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RS-Kommentar: Otzes Erben
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Der Fall Zlatko Junuzovic hat zuletzt hohe Wellen geschlagen. Der Bremer hatte zugegeben, dass er extra Gelb kassierte, um gegen die Bayern gesperrt zu sein. Ein Kommentar.

Fußballgeschichte wiederholt sich. Und so hat auch die zuletzt praktizierte Gelb-Schummelei bei Darmstadt 98 oder Werder Bremen natürlich eine Vorgeschichte. 1990 wollte Werder Bremens Frank Ordenewitz unbedingt beim Pokal-Finale in Berlin dabei sein, weswegen er eine Gelb-Rote Karte provozierte, um im Endspiel nicht gelbgesperrt zu sein. Denn die Gelbe Karte, die er zuvor erhielt, hätte für ihn eine Sperre für das Finale bedeutet. Die Sperre der Roten Karte konnte er vor dem Pokalfinale absitzen. Der Spruch von Coach Erich Rutemöller ging in den Fußball-Zitatenschatz ein: „Mach et, Otze!“

Heute finden solcherart Mätzchen natürlich unter anderen Vorzeichen statt. Wenn DFB-Interimspräsident Rainer Koch von „Wettbewerbsverzerrung spricht“, weil manche Klubs mittlerweile eine halbe B-Mannschaft gegen Bayern München auflaufen lassen, um die anderen für Spiele zu schonen, in denen man eine Chance hat, dann liegt er sicherlich nicht völlig falsch. Denn die groteske Überlegenheit der Münchener wird noch zu mancher Schieflage in der Liga führen, die bedenklich stimmen muss. Wenn die meisten Klubs mit einem bis zu hundertfach niedrigeren Etat als der Branchenführer auskommen müssen, dann bleibt für die im Überlebenskampf befindliche Klein-Konkurrenz oft nichts mehr, als sich mit mehr oder weniger befremdlichen Tricksereien zu wehren. Die Crux liegt nicht in den erschwindelten Gelben Karten, sondern im Zustand der Bundesliga, der solcherart Hilflosigkeit der Bayern-Gegner mittlerweile herbeigeführt hat. Sicher gibt es alle paar Jahre mal wieder diese wundersamen Siege wie neulich von Mainz 05, aber das bleiben die raren Ausnahmen, die die Regel bestätigen, dass gegen die hochgerüsteten Bayern national kein Kraut mehr gewachsen ist.

Und natürlich ist das eine Art von Wettbewerbsverzerrung, wenn sich alle anderen Klubs gegen Borussia Dortmund oder andere Bayern-„Verfolger“ den Arsch aufreißen und alles reinschmeißen, weil man sich vielleicht doch eine klitzekleine Außenseiterchance erhofft. Gegen Bayern aber eine Kaffeefahrt-Mentalität an den Tag legt und froh ist, unter „fünf Stück“ weggekommen zu sein.

Die Frage ist nun nicht, will das die Liga, die ohnehin zum reinen Abnick-Verein der Bayern-Interessen verkommen ist. Sondern: Will das auf Dauer das Publikum? Oder lassen sich intelligente Wege finden, die Chancengleichheit wiederherzustellen. Und das ist nicht respektlos gegenüber Bayern München gemeint, deren Leistung über die letzten Jahrzehnte erstaunlich ist. Doch auch in München müsste man ein Interesse an einem halbwegs offenen Ausgang der Spiele und der Liga haben. Und dass die Gegner zumindest in Erwägung ziehen, gegen Bayern mehr gewinnen zu können als nur an Erfahrung.

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