Der FC Schalke 04 gastiert am Donnerstagabend (21.05 Uhr) bei Schachtjor Donezk. Ausgetragen wird das Europokal-Hinspiel nicht in Donezk, sondern wegen der politisch unsicheren Situation in der Fußballarena von Lwiw, nahe der polnischen Grenze. „Es hätte uns besser treffen können“, meinte Dennis Aogo. Schließlich sei Donezk trotz des Abgangs von Alex Teixeira und der Sperre von Fred mit Stars gespickt, vor allem aus Brasilien.
Man hätte also genug sportliche Themen - wenn nicht dieses Enthüllungsbuch erscheinen würde. Die Biografie des Ex-Schalkers Kevin Prince Boateng, der unter dem Titel „Ich, Prince Boateng“ seine Ankündigung mit der Bundesliga und eben Schalke ankündigte. Zwei Buchkapitel widmen sich dem unrühmlichen Karriereabschnitt, den der Deutsch-Ghanaer auf Schalke bis 2015 verbracht hat. Schalke ist gespannt, welche Details Boateng aus dem Innenleben der Königsblauen auspackt.
Manager Horst Heldt, für den „nicht neu war, dass Boateng vorhat, seine Memoiren zu veröffentlichen“, fährt vorsichtshalber schwere Geschütze auf: Nach seinen Worten gibt es die ausdrückliche Vereinbarung, dass Boateng über seine damaligen Weggefährten kein schlechtes Wort verliert. Sonst wird es teuer für den 28-Jährigen.
Heldt wörtlich: „Im Zuge unseres friedlichen Auseinandergehens habe ich schon berücksichtigt, dass sowohl für Kevin als auch für Schalke 04 wichtig ist, das sauber zu beenden - und keine schmutzige Wäsche zu waschen.“ Seine Drohung ist unmissverständlich: „Sollte es im Buch nun doch Passagen geben, wo er sich über aktuell oder ehemals handelnde Personen aus dem Verein negativ äußert, dann wird er nicht so viele Bücher verkaufen können, wie die Strafe kostet.“ Die Drohung hat es in sich. Sollte es sich um eine Zahlung von 500 000 Euro handeln, dürfte Heldt mit seiner Einschätzung richtig liegen.
Vor allem Kapitän Höwedes bekommt es knüppeldick von Boateng, der sich in „Sport-Bild“ zitieren lässt, dass er und Höwedes „sich nicht riechen konnten“. Aus vielen Gründen missriet die Saison 2014/2015. Nur mit Mühe wurde die Europa League erreicht.
Wie Boateng in seinem Buch schildert, eskalierte der Streit am ersten Bundesliga-Spieltag. In Hannover führte Schalke mit 1:0, verlor am Ende mit 1:2. Boateng hatte spielentscheidend gepatzt.
„Wir führen, als mir an der Mittellinie Leonardo Bittencourt wegläuft. Ich hätte ihn durch ein Foul stoppen können und Höwedes, der dafür bekannt ist, die Schuld immer gerne bei anderen und nie bei sich zu suchen, äußerte sich auch so nach dem Spiel“, erbost sich Boateng und fragt rhetorisch: „Und sollte ein Kapitän sich nicht schützend vor seine Mannschaft stellen, statt sie durch unbedachte Kommentare bereits am ersten Spieltag zu spalten?“
Später habe Höwedes, so vermutet Boateng , eine Kampagne gegen ihn angezettelt. Es geht um einen Tweet von Raphael Brinkert. Der Geschäftsführer der Werbeagentur Jung von Matt/sports twitterte am 7. Dezember: „Für mich die S04-Frage der Saison: Boateng braucht Schalke. Aber braucht Schalke auch Boateng?“ Dazu Boateng: „Wenn man dazu weiß, dass der selbst ernannte Werbefachmann ebenso wie S04-Kapitän Benedikt Höwedes den TuS Haltern als Heimatklub unterstützt und Jung von Matt/sports Höwedes medial betreut, kann man erahnen, was da hinter den Kulissen gelaufen ist.“
Jetzt muss Schalke antworten.
Auf der Seite 2: Boateng gegen Höwedes - Streit der Führungsspieler