Doch am Donnerstag nach der Trainingseinheit um 11 Uhr hatte er es Anthony Losilla plötzlich verdammt eilig. Über die A40 ging es zum Düsseldorfer Flughafen. Der Grund für seinen blitzartigen Abgang in Bochum war die Tatsache, dass Ehefrau Lauriane und Sohn Giulian von einem vierzehntägigen Nizza-Trip zurückkamen. Losilla: „Was sollten sie hier in Bochum während der Zeit des Trainingslagers, wo ich ohnehin in Belek war?“ Umso größer war die Wiedersehensfreude. Und der Papa hatte über die letzten zwei Wochen durchaus positives zu berichten: „Das war bisher eine hervorragende dreiwöchige Vorbereitung mit überragenden Trainingseinheiten und guten Ergebnissen gegen Top-Teams.
Zwar weiß auch der 29-Jährige dass man Vorbereitungsspiele nicht überbewerten darf, trotzdem ist er sich sicher: „Wir haben uns mit Spitzenteams gemessen, haben sehr gut ausgesehen. Da nimmt man auch eine Portion Selbstvertrauen mit in den kommenden Liga-Alltag.“ Und noch etwas ist ihm ganz wichtig. „Wie in Leverkusen bekommen wir auch gnadenlos Fehler aufgezeigt. Dinge, die gegen unterklassige Teams in den Tests gar nicht zum Tragen kommen würden.“
Für Losilla, der nach zwei Jahren bei Dynamo Dresden inzwischen anderthalb Jahre beim VfL Bochum spielt, sind Erfolgserlebnisse vor dem gegnerischen Tor eher eine Ausnahme. Umso erfreuter war er, dass er nach mehr als anderthalb Jahren Abstinenz am Dienstag im Ulrich-Haberland-Stadion wieder einmal einnetzen konnte. Losilla: „Der Lupfer erinnert mich doch sehr an meinen ersten VfL-Treffer am 20.9.2014.“ Damals beim 5:1-Sieg beim FSV Frankfurt traf er ähnlich zur 1:0-Führung.
Längst ist der Franzose im VfL-Trikot ein echter Dauerbrenner. In der vergangenen Spielzeit fehlte er einmal gelbgesperrt und auch in dieser Saison gehört er zu denen mit den meisten Einsatzzeiten. Sein Stellenwert wird auch dadurch deutlich, dass Coach Gertjan Verbeek ihn bei Testspielen schon einmal das Kapitänsamt überträgt. Losilla: „Bochum war eine prima Entscheidung. Wir haben uns hier richtig gut eingelebt, haben hier außerhalb des Fußballs viele soziale Kontakte. Die Integration hat überhaupt keine Probleme bereitet.
Und deshalb hat er auch in den Tagen von Belek die Vertragsgespräche mit Sportvorstand Christian Hochstätter forciert. Losilla: „Um andere Angebote haben wir uns gar nicht gekümmert. Es gab allenfalls ein paar lockere Anfragen, aber wir sehen unseren Lebensmittelpunkt auch in den nächsten Jahren weiter in Bochum.“
„Um andere Angebote haben wir uns gar nicht gekümmert.“
Anthony Losilla
Der Franzose, der am 30. März seinen 30. Geburtstag feiert, würde sich gerne langfristig an Bochum vertraglich binden. Losilla: „Das mit der Unterschrift kann schon richtig schnell gehen. Schließlich kommt mein Sohn auch bald in den Kindergarten.“ Wer mit der sympathischen Rückennummer Acht spricht, erkennt schnell, dass der Defensivspieler gerne einen langfristigen Vertrag beim VfL unterschreiben möchte und sich selbst eine Karriereende an der Castroper Straße vorstellen könnte. Doch wer glaubt, damit wäre er dann zufrieden, sieht sich getäuscht: „Wir wollen aufsteigen und das kann uns selbst in der laufenden Spielzeit noch gelingen, wenn wir die Auftaktspiele gegen Freiburg und Nürnberg zu unseren Gunsten entscheiden.“
Das Spiel gegen Bayern klammert er erst einmal aus: „Da sind wir krasser Außenseiter.“ Kampflos allerdings will er mit seinen Kollegen die Segel nicht streichen. „Im letzten Januar haben wir gegen die Bayern gespielt, da ging es eigentlich nur um den Trikot-Tausch. Ich hatte das von Benatia, weil er ein Frankreich gespielt hat. Wenn die Bayern jetzt wiederkommen, dann haben wir etwas vor. Wenn sie nach dem Spiel wutentbrannt in die Kabine abrauschen und ihre Trikots behalten, dann haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht.“