RS begab sich auf die Suche nach einem echten Ukraine-Experten. Igor Denysiuk, einst Profi bei Rot-Weiss Essen, ist nicht nur ein Experte für den Fußball in seinem Heimatland. Er ist auch ein großer Fan von Dynamo Kiew. Wir sprachen mit dem 42-jährigen Familienvater, der in Essen lebt und sich durch das Internet sowie das ukrainische Fernsehen täglich über Dynamo informiert, über Younes Belhanda.
Igor Denysiuk, hat Schalke da einen guten Fang gemacht? Das wird man sehen. Eigentlich bringt Belhanda alles mit, um das Schalker Spiel anzukurbeln. Er kann zwar auch auf den Flügeln spielen, ist aber hinter den Spitzen meiner Meinung nach am stärksten. Wenn er will, dann ist er eine Rakete. Das hat er vor allem in seiner Anfangszeit bei Dynamo gezeigt. Doch er hat auch eine große Schwäche. Diese hat er zuletzt noch einmal hervorgehoben.
Welche Schwäche meinen Sie? Sitzt er auf der Bank oder wird ausgewechselt, dann wirkt er schnell lustlos oder beleidigt. Sein Charakter scheint etwas schwierig zu sein. Zuletzt hat er wenig gespielt. Ich habe gehört, dass es Probleme mit dem Trainer gab. Belhanda hat sich aber auch in Kiew unwohl gefühlt. Er hat die Mentalität der Leute nie verstanden. Wenn jemand aus Kroatien, Polen oder Tschechien zu Dynamo wechselt, dann weiß er, was die Fans und Verantwortlichen verlangen: man muss richtig Gas geben. Er muss noch lernen, sich den Arsch aufzureißen. Wenn es nicht läuft, dann ist er keiner, der die Mannschaft mitzieht. Aber ich muss dazu sagen, dass auch Admir Mehmedi oder Raffael, die heute in Leverkusen beziehungsweise Mönchengladbach spielen, sich in Kiew nie einleben konnten und ihrer Topform hinterher liefen. In der Bundesliga klappt es plötzlich. Auch Belhanda muss sich wohl fühlen, um Top-Leistungen zu bringen. Vielleicht schafft er das auf Schalke. Die Qualität dazu hat er allemal.
Was für einen Spielertyp hat sich Schalke da geholt? Er ist, wie schon gesagt, in der Offensive variabel einsetzbar. Aber auf der Zehner-Position zuhause. Belhanda ist ein schuss- und laufstarker Spieler - aber: nur wenn es nach vorne geht. Defensiv hat er Schwierigkeiten und es fällt ihm manchmal schwer nach hinten zu arbeiten. Deshalb hatte er sich auch mit Trainer Sergiy Rebrov in der Wolle. Rebrov verlangt große Kampf- und Laufbereitschaft. Belhanda ist der Techniker, der Ballkünstler. Er sollte aber auch wissen, dass auf Schalke eigentlich die gleichen Tugenden gefragt sind wie bei Dynamo Kiew. Wenn er es schafft, diese Tugenden auf Schalke endlich zu verinnerlichen, dann wird Schalke seinen Spaß an Younes Belhanda haben.