Dann verabschiedet sich Rot-Weiss Essen am 12. Dezember in eine Winterpause, die zwingend dazu genutzt werden muss, einige Korrekturen rund um die erste Mannschaft vorzunehmen. Denn das Ziel, ganz vorne mitzumischen, wird nach aktuellem Stand meilenweit verfehlt. Stand heute geht es nur gegen den Abstieg in die Oberliga Niederrhein. Drei Zähler Abstand sind es nur auf den ersten Abstiegsplatz.
Damit hat die Saison einen Verlauf genommen, den selbst die kühnsten Pessimisten im Traum nicht für möglich gehalten haben. RS hat sich den Verlauf der Hinrunde angeschaut und fünf Punkte ausgemacht, die sich ändern müssen.
1. Fehlende Hierarchie: Nach der Vorsaison wurde ein Schnitt gemacht, doch eine funktionierende Achse gab es trotzdem. Abwehrchef Philipp Zeiger, davor Benjamin Baier, im Sturmzentrum Marcel Platzek. Coach Jan Siewert rüttelte an dem bestehenden Konstrukt mit dem Resultat, dass Baier lange nicht auf Touren kam, Zeiger zwischen Platz und Bank pendelte und sich niemand hervortat, um die Lücke zu füllen. Auch zum Ende der Hinrunde hat man nicht den Eindruck, dass es die drei oder vier Spieler gibt, die den Ton als unumstrittene Stammspieler angeben, auch wenn Baier mittlerweile wieder der Chef im Mittelfeld ist. Das muss sich ändern.
2. Offensive: 25 Treffer sind kein schlimmer Wert, klammert man aber das 9:1 gegen Erndtebrück aus, dann stehen 16 Tore in 16 Partien auf der Habenseite. Zu wenig für die eigenen Ansprüche, die interne Torjägerliste führen Baier und Platzek mit mickrigen vier Toren an. Kevin Behrens ist weg, Cebio Soukou kann gehen, daher müssen in der Winterpause eigentlich drei Mann für die Offensive her. Hier muss der sportliche Leiter Andreas Winkler endlich punkten, denn die Krise wird ihm zu großen Teilen angelastet. Sitzen seine Schüsse nicht, wird die Kritik bald erdrückend sein.
3. Teamfähigkeit: Die soll – so hört man immer wieder - ausbaufähig sein. Verwundern würde es nicht, wenn die Gerüchte stimmen, dass es mehrere Grüppchen gibt. Was eigentlich nicht schlimm ist, wenn es sich nicht auf dem Platz auswirkt. Doch fehlen hier die entscheidenden paar Prozent, kann kein Plan der Welt aufgehen. Mehr Zusammenhalt, ein großes Projekt muss in kurzer Zeit gestemmt werden.
4. Selbstverständnis: Understatement regiert, knackige Aussagen sucht man rund um die Hafenstraße vergeblich. Leider. Denn bei dem Etat, den Fans im Hintergrund, der individuellen Klasse, die im Kader durchaus vorhanden ist, muss jeder im Verein ein anderes Selbstverständnis in der Regionalliga an den Tag legen. So passiv wie sich die Verantwortlichen öffentlich geben, so passiv spielt auch die Mannschaft.
5. Auswärtsschwäche: Acht Spiele, ein Sieg, ein Remis, sechs Pleiten, nur fünf eigene Tore, eine verheerende Bilanz. Speziell in der Fremde muss Siewert einen neuen Weg finden. Am besten sofort, denn vor der Winterpause geht es noch nach Dortmund und Wiedenbrück. Setzt es auch dort Pleiten, droht ein Abstiegsplatz