Das „kriminelle“ Verhalten sei „beschämend“. RWE verurteile die Krawalle von Aachen „auf das Äußerste und entschuldigt sich bei allen Personen und Institutionen, die Schaden genommen haben“. Wie berichtet hatten etliche Chaoten – mal ist von 30, mal von 200 die Rede – vor dem Spiel Ordner überrannt, und während der Partie lieferten sich Hooligans auf der Tribüne einen Schlagabtausch mit Gleichgesinnten Aachenern. Auf der Rückreise demolierten Essener dann den Entlastungszug. Wie kriminell und stumpfsinnig ein kleiner Teil des RWE-Anhangs auf der Rückfahrt unterwegs war, berichteten gestern drei Inspektionen der Bundespolizei und die Bahn auf Anfrage.
Nach der 0:2-Niederlage des Tabellen-Zwölften brachte die Polizei mehrere hundert RWE-Fans mit Bussen zum Aachener Hauptbahnhof, wo der Entlastungszug für sie bereit stand. Bei der Übergabe von Landes- an Bundespolizei habe sich dann aber „eine große Gruppe Richtung Bahnhofshalle bewegt“, erklärt Knut Paul, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Aachen. Im Hauptbahnhof habe ein Teil der Gruppe eine Filiale der Kiosk-Kette Yorma’s geplündert, so Paul: „Die sind da mit etwa 100 Mann rein und haben sich bedient.“
Die Ermittler haben die Auswertung der Videoüberwachung beantragt, zum Schaden hat Yorma’s noch keine Angaben gemacht. Bei der Randale seien aber zum Beispiel allein 450 „Red Bull“-Dosen so beschädigt worden, dass sie nun unverkäuflich seien.
Zurück im Entlastungszug, den der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) auf Empfehlung der Bundespolizei bei der Bahn bestellt hatte, liefen einige Chaoten ihrer Zerstörungswut freien Lauf. Einen derart verwüsteten Zug hatten selbst die Bundespolizisten noch nicht gesehen: „Die haben mehrere Sitzbänke herausgerissen, Fenster, Wand- und Deckenverkleidungen demoliert und aus vier Türen die Scheiben herausgeschlagen“, fasst Udo Diederich zusammen. Er leitet die Düsseldorfer Inspektion, die den Schaden am Sonntag auf dem Abstellbahnhof in Duisburg besichtigte. Die Ermittler werfen Passagieren außerdem einen „gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr“ vor: Sie schleuderten eine der Bänke in Geilenkirchen aus dem fahrenden Zug auf die Frontscheibe eines stehenden Regionalexpresses. Verletzt wurde der Zugführer zum Glück aber nicht.
RWE bittet Fans aus Zug um Hinweise auf Täter
Im Entlastungszug zerstörten die Täter nach Angaben eines Bahn-Sprechers gleich „mehrere Abteile“. Zur Höhe des Schadens konnte er keine Angaben machen: Der Zug ist nicht mehr einsatzbereit, der Schaden werde nun in den Kölner Werkstätten begutachtet.
Bereits im Februar hatten RWE-Fans nach dem Spiel in Aachen auf der Rückfahrt Zugfenster eingeschlagen und Sitzbänke ins Freie geworfen. Warum die Bahn sie trotzdem ohne Zwischenstopp in einem Entlastungszug fährt? DB und Bundespolizei wollen verhindern, dass betrunkene oder gewaltbereite Fans im Regelverkehr auf andere Passagiere oder Anhänger anderer Vereine treffen.
Dass die Verursacher, die für den Schaden der DB AG aufkommen müssten, noch identifiziert werden, scheint unwahrscheinlich. Der RWE-Vorsitzende Welling aber hofft, „dass wir bei der Ermittlung helfen können“: Er setzt darauf, „dass sich vernünftige RWE-Fans mit diesen Idioten nicht gemein machen wollen“. In seiner Stellungnahme fordert der Club seine Anhänger dazu auf, Hinweise auf die Identität der Vandalen zu geben. Bundespolizisten der zuständigen Inspektion Dortmund jedenfalls waren nicht mit im Zug. Die Hundertschaften mussten am Samstag BVB- und Schalke-Fans sowie all jene Fans im Auge behalten, die im Linienverkehr unterwegs waren. Noch dazu sind viele Beamte in Bayern, um bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu helfen.
Ihre Kollegen der Landespolizei Aachen meldeten am Montag erste Ermittlungserfolge: Vier RWE-Anhänger seien während des Spiels festgenommen worden. Sie sollen das „Roda Kerkrade“-Banner gestohlen haben, das Vermummte zur Provokation der Aachener Fans im Stadion präsentiert hatten.