Ein Star auf YouTube wollte Gertjan Verbeek sicher noch nie werden. Mit seiner zweiten Wutrede innerhalb weniger Wochen auf einer offiziellen Pressekonferenz des VfL Bochum hat der Trainer des Zweitliga-Spitzenreiters allerdings inzwischen eine gewisse Berühmtheit auf dem Web-Videokanal erlangt.
"Warum schreibt ihr immer so eine Scheiße? Ihr seid ja Arschlöcher! Ihr lügt auch noch!", motzte der Niederländer im Rahmen des Mediengesprächs am Montag vor dem Bochumer Spiel in Bielefeld. Gemeint war die "BILD"-Zeitung beziehungsweise deren Sportreporter, von denen sich Verbeek falsch wiedergegeben fühlte.
Nach dem 1:1 am letzten Freitag gegen Fortuna Düsseldorf wurde der Fußballlehrer in dem Blatt wie folgt zitiert: "Wir sind angetreten, um Meister zu werden." Das sei falsch gewesen - nun erklärte Verbeek: "Man muss die Ambition haben. Aber das Ziel ist nicht, den Aufstieg zu machen. Das ist etwas ganz anderes. Denn ich kann Ihnen vier oder fünf Teams nennen, die finanziell viel mehr Möglichkeiten haben als wir."
Seine alberne Wortklauberei mal außen vorgelassen, geht es nicht an, dass ein hoher Angestellter eines Profivereins sich dermaßen im Ton vergreift. Dass er dabei ein Medium anzählt, das gerade nach der in der Bundesliga höchst umstrittenen "Wir helfen"-Kampagne eine willkommene Angriffsfläche bietet und seine Standpauke bei vielen Fans eine wohlwollende Reaktion auslöst, spielt ebenso wenig eine Rolle wie die Tatsache, dass Verbeek zur im Profigeschäft Fußball aussterbenden Gattung "Typen" zählt.
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Wer Journalisten als "Arschlöcher" bezeichnet, sei die Kritik inhaltlich auch nachvollziehbar, hat auf dieser öffentlichen Bühne schlichtweg nichts zu suchen. Verbeek mag ein guter Fußballtrainer sein, aber im Profigeschäft gehört noch mehr zu diesem Job: Nämlich eine Außendarstellung, die seinen Arbeitgeber nicht dazu veranlasst, als Stellungnahme verkleidete Entschuldigungsschreiben verschicken zu müssen.
Vor einiger Zeit lederte Verbeek ebenfalls auf einer offiziellen PK in ähnlicher Form, allerdings mit nicht ganz so beleidigendem Inhalt, gegen einen Kollegen von der WAZ Bochum. Ob die Bochumer Verantwortlichen Christian Hochstätter und Wilken Engelbracht angesichts des momentanen sportlichen Erfolgs dazu bereit sind, ihren eigenwilligen Coach tatsächlich so anzuzählen, wie er es nach dieser Nummer verdient hätte, lässt die von ihnen verbreitete Stellungnahme nicht erkennen.
Nicht nur woanders sind allerdings Trainer schon wegen deutlich harmloserer Entgleisungen rausgeflogen, auch schon beim VfL. Peter Neururer lässt grüßen...