„Der VfL ist zurzeit das Maß aller Dinge.“ Nein, Gertjan Verbeek hat das nicht gesagt, würde so etwas wohl auch niemals sagen. Alois Schwartz, Trainer des SV Sandhausen, hat mit diesen Worten die Auftritte der Bochumer in den bisherigen Ligaspielen gewürdigt. Angst kennt man dennoch nicht in der knapp 15000 Einwohner umfassenden Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis. „Wir müssen uns vor niemandem verstecken, auch nicht vor dem Tabellenführer“, sagt Schwartz, dessen Arbeit inzwischen unter anderem beim FC St. Gallen auf Wohlgefallen und Interesse gestoßen ist.
Das Selbstbewusstsein des SVS-Trainers kommt nicht von ungefähr, schließlich hat er mit dem krassen Außenseiter die Klasse gehalten trotz eines Punktabzuges und steht nun, nach einem neuerlichen Abzug von drei Zählern zum Saisonstart, dennoch wesentlich besser da als die meisten anderen Zweitligaklubs. Denkt man sich die Strafe, verhängt wegen formaler Fehler bei der Lizensierung, weg, dann würde am heutigen Freitag der Tabellendritte den Tabellenersten empfangen in einem absoluten Spitzenspiel.
Außerdem steht Sandhausen auch im direkten Vergleich nicht schlecht da. Zwei Siege, zwei Niederlagen, zwei Unentschieden - ausgeglichener geht es nicht. In der vergangenen Saison präsentierte sich besonders die SVS-Abwehr bärenstark, wenn es gegen den VfL ging. Beide Partien endeten torlos. Alles deutet darauf hin, dass dem VfL ein hartes Stück Arbeit bevorsteht. Das sieht auch Andreas Luthe so, der im Vorfeld von einem „sehr engen Spiel“ gesprochen hat. Dennoch glaubt der VfL-Torhüter an einen neuerlichen Erfolg, es wäre dann der sechste in Folge und vermutlich schon ein echter Nackenschlag für die Konkurrenz im oberen Tabellendrittel. „Ich halte uns für die bessere Mannschaft“, sagte Luthe und begründete damit seinen Optimismus. Zumal diese Mannschaft, so sah es nach dem Donnerstagtraining jedenfalls aus, zum sechsten Mal unverändert in der Liga ins Rennen gehen kann und damit voll auf die eingeschliffenen Automatismen setzen kann.
Allerdings hat sich die Hoffnung von Gertjan Verbeek, in der zweiten Reihe würde sich einiges bewegen, nicht erfüllt. Nach dem Zusammenprall von Tim Hoogland und Tobias Weis gestern war das noch nicht zu erkennen gewesen, aber einen Tag später herrschte Klarheit: Weis muss sein Comeback erneut vertagen. Eine Bänderdehnung im linken Knie, vermutlich auch ein paar Faserrisse werfen den ehemaligen Nationalspieler ein weiteres Mal zurück. So wird wohl nur Thomas Eisfeld erstmals aufrücken in das Aufgebot, das die Erfolgsserie unbedingt fortsetzen will.